Silber-Sprung stärkt „Strutzi“

Helsinki (dpa) - Stabhochspringerin Martina Strutz freute sich über Silber im Regen, als hätte sie gerade Gold bei eitel Sonnenschein gewonnen.

„Das Wetter war ja für alle gleich. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und freue mich. Jetzt habe ich allen gezeigt, auf den Punkt genau fit zu sein“, sagte die Athletin aus Mecklenburg nach ihrem zweiten Platz bei der Leichtathletik-EM in Helsinki. 4,60 Meter im Dauerregen, persönliche Saisonbestleistung, und das bei Wind und Wetter und 14 Grad Celsius. Alle Achtung. Die deutsche Rekordhalterin musste sich im verregneten Finale nur der höhengleichen Tschechin Jirina Ptacnikova geschlagen geben.

„Jetzt hab' ich wirklich das Gefühl, dass ich wieder auf dem richtigen Weg bin“, meinte die 30-Jährige vom SC Neubrandenburg. Innerhalb eines Jahres hat die kräftige Stabartistin wahrlich einiges durchgemacht. Eine optimale Olympia-Vorbereitung sieht anders aus. Vor der WM 2011 in Südkorea erlitt ihr Trainer einen Herzinfarkt, am 24. März 2012 brannte die Trainingshalle in Schwerin ab. „Strutzi“, wie sie von ihren Freunden gerufen wird, musste völlig neu planen, sich eine Bude in Neubrandenburg suchen. In Schwerin konnte sie bei 8 Grad Celsius schließlich nicht draußen trainieren. Zunächst ging es für zehn Tage nach Kienbaum, dann in die „Außenstelle“ nach Neubrandenburg. Ihr Trainer kam ab und zu aus Schwerin, dann wurde an der Technik gefeilt. Von einer Medaille bei der EM oder gar bei Olympia durfte Martina Strutz damals nicht mal träumen.

„Was einen nicht umbringt, macht einen härter“, sagte im Rückblick auf die turbulenten Wochen. Und: „Ich genieße jetzt, dass ich wieder zu Hause sein kann.“ Dabei hat es der deutschen Rekordhalterin (4,80 Meter) auch in Neubrandenburg gefallen. Die Trainingsbedingungen waren okay. Und umsorgt fühlte sich die Mecklenburgerin, die als Leidenschaft einmal „Autos und Spielen im Training“ nannte, ebenfalls.

An manchen Abenden wurde sie sogar von der dreimaligen Diskuswurf-Weltmeisterin Franka Dietzsch bekocht, einer waschechten Neubrandenburgerin. „Da gab es dann lecker Hühnchen. Franka war wie eine Mutti vor Ort für mich“, berichtete Martina Strutz, die nicht nur mit ihrer kleinen „Silberserie“ überraschte. Auch ihre Tattoos sind irgendwie ungewöhnlich. Für Olympia in London schwebt ihr ein ganz besonderes Motiv vor: Ein knallroter Doppelstockbus soll dann über ihre muskulöse Wade fahren - direkt durch die olympischen Ringe.

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