Neue Hoffnung im TV-Streit: Digel mahnt zur Eile

Leipzig (dpa) - Positive Signale von beiden Seiten, neue Hoffnung bei den Leichtathleten und eine etwas kuriose „Rettungsaktion“: In den Streit um Livebilder des deutschen Fernsehens von der Weltmeisterschaft in Daegu ist plötzlich wieder Bewegung gekommen.

„Die schwedische Rechte-Agentur IEC ist bereit, weiter zu verhandeln. Wir werden Einfluss darauf nehmen, dass diese Verhandlungen möglichst schnell kommen. Denn sonst kann es zu spät sein“, sagte Helmut Digel, Marketing-Chef des Weltverbandes IAAF, auf einer Pressekonferenz in Leipzig.

Die TV-Rechte an der WM vom 27. August bis 4. September in Südkorea und zwei Jahre später in Moskau hatte sich die schwedische Agentur IEC gesichert. Sie verkauft die Lizenzen im Auftrag des Weltverbandes. ARD/ZDF wollen aufgrund der Kosten auf eine Live-Übertragung verzichten. Doch beide Intendanten haben jetzt gemeinsam auf einen offenen Brief der Leichtathleten geantwortet, informierte Digel, und ebenfalls Gesprächsbereitschaft signalisiert.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass eine realistische finanzielle Übereinkunft immer noch erreicht werden kann“, sagte IAAF-Präsident Lamine Diack (Senegal) in einer schriftlichen Stellungnahme. Digel kündigte jedoch an, dass die Rechte auch in einer weiteren Verhandlungsrunde mit ARD und ZDF „nicht verschenkt“ werden.

„Es kann nicht sein, dass man sie auf dem größten Markt in Europa zu einem Preis abgibt, der nur halb so groß ist wie auf anderen Märkten.“ Der Tübinger Sportwissenschaftler verwies zudem darauf, dass die Rechte in Italien, Frankreich und Großbritannien für Daegu (2011) und Moskau (2013) bereits verkauft worden sind.

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern kam der Vorstoß zu neuen Gesprächen gut an, doch letztlich entscheidet der Preis. „Wir begrüßen, dass sie wieder Verhandlungsbereitschaft zeigen“, kommentierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Allerdings bleibt die wirtschaftliche Betrachtung die erste Maßgabe. Da sind wir limitiert.“ Eine Chance auf Live-Übertragungen von den beiden Weltmeisterschaften wird es wohl nur geben, wenn der Weltverband und sein Vermarkter ihre Forderungen reduzieren.

Inzwischen haben sich nach dpa-Informationen internationale WM-Sponsoren wie Toyota bei der IAAF beschwert. Denn bei einem TV-Blackout“ auf dem Leichtathletik-„Großmarkt“ Deutschland würde der Wert ihrer globalen Werbemaßnahmen deutlich sinken.

Die deutschen Leichtathleten hatten zu Wochenbeginn in einem offenen Brief gegen den Verzicht auf Live-Übertragungen von der WM protestiert. Das Schreiben - unterzeichnet von 55 Top-Team-Mitgliedern und den 250 Kaderathleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) sowie früheren Stars wie Armin Hary - ging auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Digel und der extra angereiste stellvertretende IAAF-Generalsekretär Nick Davies präsentierten am Rande der deutschen Hallenmeisterschaften die Internet-Aktion („www.kein-WM-blackout.org“), auf der sich Leichtathletik-Fans mit den Athleten solidarisieren können. Angekündigt wurde eine gemeinsame Initiative von DLV und IAAF, dabei hat der Weltverband die folgenschwere Entwicklung bei der Neuvergabe der Rechte an die IEC selbst mit zu verantworten. „Das ist keine gemeinsame Aktion“, stellte DLV-Generalsekretär Frank Hensel klar.

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