Harting famoser Saisoneinstand: „Noch viel drinne“

Wiesbaden (dpa) - Im Ring ließ Robert Harting wieder einmal alles an seinem kraftstrotzenden Körper abprallen: Den Regen vor allem, aber auch das ganze Drumherum. Die bevorstehenden Bachelor-Prüfungen im Studium, das Theater mit seinem Projekt Deutsche Sportlotterie, den Trainerwechsel.

Harting famoser Saisoneinstand: „Noch viel drinne“
Foto: dpa

Am Ende stand die Weltjahresbestweite von 67,46 Metern für den Diskus-Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister. Harting gab in Wiesbaden einen gelungenen Saisoneinstand. „Dafür, wie ich geworfen habe, ist die Weite gut. Aber da steckt noch viel mehr drinne. Das ist ja irgendwie auch beruhigend“, sagte der 29-jährige Berliner nach seinem sechsten Sieg in Serie bei dem familiären Meeting im Helmut-Schön-Sportpark.

200 Zuschauer lachten über den muskelbepackten Australier Ben Harradine, der in seinem extravaganten Einteiler die Comicfigur Hulk mimte, und sie raunten, wenn Harting dran war. Der ärgerte sich über seinen ersten, ziemlich weiten Versuch, der ungültig gegeben wurde, warf dann aber im dritten Durchgang seine Siegesweite.

Dabei fühlt er sich derzeit „mental eher weniger fit. Ich muss schauen, dass ich mit Freude Leistungen produziere. Es sind viele Sachen zuletzt im Hintergrund gelaufen“. Es werde ein Jahr an der Grenze der mentalen Belastung, erklärte Harting: „Mal sehen, was hinten rauskommt. Im Kopf bin ich nach wie vor leistungsgeil.“ In diesem Jahr stehen zwar nur die Leichtathletik-Europameisterschaften im August in Zürich an, aber im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro möchte Harting neue Reize setzen - „man muss sich immer wieder neu erfinden.“

Auch deshalb hat Harting den Trainer gewechselt: Sein langjähriger Goldschmied Werner Goldmann war zwar auch in Wiesbaden, aber der neue heißt Torsten Schmidt: Diskus-Olympiateilnehmer von 2004 und 2,07 Meter groß. Für ihn ist Harting momentan zwar „mental belastet. Aber ich sehe nicht, dass das Leistung verhindert“. Harting hat jedenfalls Spaß mit Schmidt, dessen Trainingsmaxime heißt: „Nicht immer nur werfen, werfen, werfen.“

Hartings Dauerkonkurrenz Martin Wierig beobachtete die Versuche seines Rivalen mit Argusaugen. Der WM-Vierte aus Magdeburg kam als Zweiter auf 66,59 Meter und ihn fuchste die Niederlage sichtlich. „Ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft. Ich habe mir schon vorgenommen, den Robert öfter zu ärgern als letztes Jahr. Aber heute wollte ich vielleicht ein bisschen zu viel“, meinte er.

„Das wird schon ein paar heiße Wettkämpfe geben mit Martin“, prophezeite Harting, bevor er mit seiner Lebensgefährtin Julia Fischer verschwand: „Ich glaube, wir können heute echt zufrieden nach Hause fahren.“ Die Berlinerin durfte in der Frauen-Konkurrenz über die persönliche Bestweite von 66,46 Metern jubeln und musste sich nur Ex-Weltmeisterin Dani Samuels aus Australien (67,99) geschlagen geben.

Zudem besiegte Fischer mit Nadine Müller (Halle/Saale/64,60) die dominierende deutsche Diskuswerferin der vergangenen Jahre. „Ich muss aufpassen, dass meine Freundin nicht weiter wirft als ich“, meinte Harting schmunzelnd. Dass seine Diskusscheibe mit zwei Kilo doppelt so viel wiegt wie die bei den Frauen, erwähnte er natürlich nicht.

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