Für Olympia: Sprinter verkauft sich auf Ebay

London (dpa) - James Ellington will zu Olympia. Dafür scheint der junge Sprinter aus dem Süden Londons zu allem bereit. Um das nötige Geld zu verdienen, hat er sich jetzt als Werbefläche auf Ebay verkauft.

Ob die Aktion klappt, ist ungewiss: „Wir verifizieren die Gebote“, heißt es.

Ellington hatte es nicht ganz leicht in den vergangenen vier Jahren. Ständig zwickte es irgendwo, mal am Rücken, mal im Oberschenkel. Kaum jemand in der internationalen Sprinterszene nahm noch Notiz von dem jungen schwarzen Läufer aus dem Londoner Süden, einst als eines der größten Sprintertalente auf der Insel gehandelt. Sein großer Traum schien schon fast dahin: Olympia 2012, im eigenen Land, in seiner Heimatstadt London die halbe Stadionrunde laufen, vielleicht sogar in weniger als 20 Sekunden.

Dann kam ihm die Idee mit Ebay. Die Sponsorensuche via Internet ist für Ellington der Strohhalm, an dem er seine Zukunft nahe Zukunft als Leistungssportler festmacht. Das ganze Training im Leistungszentrum von Crystal Palace, der ganze Schweiß, die ganze Hoffnung nach guten Ergebnissen als Jugendlicher - sollte es jetzt am Geld scheitern? „Wenn ich erfolgreich sein will, brauche ich zwei Dinge“, sagte sich der heute 26-Jährige. Und das sind Geld und freie Zeit: Geld für Ausrüstung, eine ordentliche Ernährung, und Reisen. Freie Zeit, um sich gezielt vorbereiten zu können. Unter anderem will er für einen Monat in den USA trainieren. Denn Ellington muss besser werden.

Im Juni lief er im französischen Metz die 200-Meter-Distanz mit leichtem Rückenwind in 20,52 Sekunden. Das reicht gerade mal für Platz 56 in der Welt im zu Ende gehenden Jahr - weit hinter etwa dem deutschen Top-Sprinter Sebastian Ernst. Und noch viel weiter hinter den Superstars wie den Jamaikanern Usain Bolt (19,40) oder Yohan Blake (19,26).

Mit seiner Jahresbestleistung liegt Ellington zwar innerhalb der Olympia-Norm des Internationalen Leichtathletikverbandes von 20,55 sec. Allerdings war der junge Brite im vergangenen Jahr nicht gerade ein Meister in Sachen Beständigkeit. Bei den Weltmeisterschaften in Daegu war schon nach dem Vorlauf und enttäuschenden 20,82 Sekunden Schluss für ihn. „Ich kam hierher, um um den Sieg zu laufen. Ich wollte nicht hier sein, um unter ferner liefen zu sein“, sagte er danach voller Enttäuschung.

Wen er auch ansprach: Die Sponsoren wandten sich mit Grausen ab von dem scheinbar ständig verletzten Durchschnitts-Sprinter. Doch Ellington ist sich sicher: „Jetzt bin ich verletzungsfrei.“ Jetzt kann er es packen, glaubt er. Also nahm er sein Schicksal in die eigenen Hände. Auf dem Internet-Marktplatz Ebay verkaufte er sich selbst als Werbefläche. „Ich biete an, die Ausrüstung des Sponsors bei jeder passenden Gelegenheit zu tragen, vom Ende der Auktion bis zum Höhepunkt der Olympischen Spiele 2012“, verkündete Ellington.

Die Aktion wurde ein Erfolg - zumindest auf den ersten Blick. Bei 32 550 Pfund stand das Höchstgebot am vergangenen Wochenende bei Auktionsende. Umgerechnet sind das fast 39 000 Euro. Doch im Lager von Ellington, der mit seiner Partnerin und seinem kleinen Sohn in Croydon im Süden von London lebt, ist man vorsichtig. „Wir verifizieren gerade die Gebote“, sagte ein Sprecher am Dienstag. Mehr wollte er nicht sagen. Auch nicht wer der spendable Höchstbieter sein könnte.

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