Mehrkampf-Meeting in Ratingen Frust vertreiben: Siebenkämpferin Schäfer unter Druck

Ratingen (dpa) - Die deutschen Mehrkampf-Asse wollen bei der Generalprobe am Wochenende in Ratingen die Katerstimmung vertreiben und sich Mut für die Europameisterschaften im August in Berlin holen.

Mehrkampf-Meeting in Ratingen: Frust vertreiben: Siebenkämpferin Schäfer unter Druck
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Bei der ersten EM-Qualifikation vor drei Wochen in Götzis erlebten die drei WM-Medaillengewinner von 2017 bittere Stunden. Rico Freimuth gab wegen mentaler Erschöpfung auf und beendete die Saison. Carolin Schäfer produzierte drei ungültige Versuche im Kugelstoßen und muss die EM-Norm von 6000 Punkten noch schaffen. Zufrieden war auch der WM-Dritte Kai Kazmirek nicht. Er löste mit 8329 Zählern zwar das EM-Ticket, dürfte aber mit einer solchen Punktzahl nur schwerlich auf dem angestrebten Medaillenrang landen.

„Es ist Zeit, Ratingen zu rocken und in Form für die EM zu kommen“, kündigte der 27 Jahre alte Leichtathlet der LG Rhein-Wied kämpferisch an und betonte: „In Berlin will ich definitiv eine Medaille.“ Und nicht nur das. Außerdem hofft er an der Spree auf „einen Leistungssprung“ auf 8600 Punkte.

Den Heimauftritt dürfte Matthias Brugger nach seinen 8304 Punkten von Götzis keiner mehr streitig machen. Der Ulmer war bereits 2017 bei der WM in London dabei, musste aber vorzeitig aufgeben. Bangen um die EM-Teilnahme muss dagegen noch Niklas Kaul, der mit 8205 Zählern aktuell die Nummer drei ist. Der 20-jährige Mainzer tritt in Ratingen auf Rat seiner Trainer nicht an, um seinen jungen Körper nicht zu überfordern und einen systematischen Aufbau des Talents bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio nicht zu gefährden.

Deshalb ist es gut möglich, dass Routinier Arthur Abele ihm bei seinem Comeback das EM-Ticket für Berlin noch abjagt. Der 31-jährige Ulmer und Ratingen-Sieger von 2016 will es nach zahlreichen Verletzungen und dem Aus vor der WM 2017 noch einmal wissen. „Wenn er nicht wie ein wilder Stier zur Sache geht, Ratingen als Zwischenstation sieht und eine gute Leistung bringt, kann sein Comeback gelingen“, meinte der leitende Mehrkampf-Bundestrainer Claus Marek.

Unter Druck steht Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer nach ihrem kapitalen Aussetzer in Götzis. „Es hat bei mir den Schalter umgelegt: Ich bin jetzt umso motivierter und hungriger, wieder das zu zeigen, was ich kann“, sagte die 26-jährige Frankfurterin zu ihrem Fauxpas. Auch Bundestrainer Wolfgang Kühne zweifelt nicht, dass sie sich im zweiten Anlauf das EM-Startrecht sichert: „Immerhin ist sie eine der besten Siebenkämpferinnen der Welt.“

Wenn Schäfer ohne Patzer durchkommt, dürften vier weitere Athletinnen die zwei übrigen EM-Startplätze unter sich ausmachen: Mareike Arndt (Leverkusen/6122 Punkte) und Louisa Grauvogel (LG Saar 70/6053), die die Qualifiktionsnorm bereits überboten haben, sowie Celina Leffler (Koblenz) und Anna Maiwald (Leverkusen).

Bei Vizeweltmeister Rico Freimuth ist nach dem völlig überraschenden Saisonausstieg die Frage, ob er noch mal die psychische Energie hat, um im kommenden Jahr bei der WM in Doha und 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio wieder in der Weltspitze mitzukämpfen. „Wir haben erst einmal verabredet, dass er ein halbes Jahr Pause macht“, sagte Kühne, der auch sein Heimtrainer ist. „Dann wollen wir besprechen, wie es weitergeht. Er hat aber noch ein großes Ziel: Tokio 2020“, sagte der Coach und meinte: „Ich würde ihn nicht abschreiben.“

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