Ein Sprint, kein Wort: Bolt im Halbfinale

Daegu (dpa) - Usain Bolt ist wieder da! Ohne Fehl(-start) und Tadel ist der schnellste Mann der Welt auf seiner Lieblingsstrecke ins Halbfinale spaziert und hat Millionen Fans ein wenig versöhnt.

Fünf Tage nach dem unfassbaren Blackout im Kurzsprint gewann der Superstar am Freitag bei der Leichtathletik-WM in Daegu seinen 200-Meter-Vorlauf leicht und locker in 20,30 Sekunden. Keiner seiner 52 Mitläufer war schneller. Auch das Halbfinale dürfte für den 25 Jahre alten Jamaikaner nur eine Pflichtnummer sein - am Samstag greift Bolt nach Gold.

Schon in den Katakomben des Stadions macht der große Junge von der kleinen Karibikinsel seine bekannten Mätzchen. Kaum taucht Bolt auf, steht er im Mittelpunkt. Zehn Minuten vor dem Lauf lässt er sich im gelb-grünen Shirt feiern, spreizt zwei Finger zum V - das Victory-Zeichen. Dass da die acht Sprinter des ersten Vorlaufs schon in den Startblöcken sitzen, scheint niemanden zu interessieren.

Bolt lacht und scherzt mit der Bahnrichterin. Er bekreuzigt sich. Stille im Stadion. Um 11.18 Uhr knallt der Startschuss für den zweiten Vorlauf, alle Augen sind auf den Mann auf Bahn 7 gerichtet, die Spannung ist unerträglich. Doch der 100:1-Favorit besteht den Nerven- und Charaktertest. Nach dem größten Fehlstart der WM-Geschichte geht der Weltrekordler diesmal auf Nummer sicher, den „Sitzstreik“ nimmt ihm keiner übel: 0,314 Sekunden sind die zweitschlechteste Reaktionszeit aller 53 Vorlauf-Starter.

Ein Mann - kein Wort: Usain Bolt lässt lieber Taten sprechen, ignoriert nach dem Rennen sämtliche TV-Kameras, rennt durch die Mixed Zone an hunderten Journalisten vorbei. Daumen hoch - das ist alles. Dass der Wattenscheider Sebastian Ernst als Sechster seines Vorlaufes 20,95 Sekunden die nächste Runde verpasst, ist angesichts der Bolt-Mania nicht mal eine Randnotiz. Die ganz großen Stories liefert sowieso Bolt.

„Der hat nach dem Start etwas Gas gegeben, aber hinten raus nur noch gechillt. Er ist der Superstar“, sagte Ernst über Bolt. Mit der Bolt-Zeit wäre der beste Deutsche überglücklich gewesen - sie liegt 6/100 Sekunden unter seiner persönlichen Bestmarke von 20,36. „Das ist bitter, denn die Form war da“, meinte der 26 Jahre alte Bundespolizist. „Dass hier nur die drittschlechteste Zeit der ganzen Saison rauskam, ist für mich unerklärlich.“ Am Sonntag will er mit der 4 x 100-Meter-Staffel noch mal alles geben. Ernst: „Aber jetzt lege ich mich erst mal auf die Couch.“

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