Drei Silberne: Leichtathletik-Team überzeugt in Sopot

Sopot (dpa) - Die deutschen Leichtathleten sind an der Ostsee nicht baden gegangen, sondern haben bei der Hallen-WM im schmucken Küstenkurort Sopot für reichlich Silberglanz gesorgt.

Drei Silberne: Leichtathletik-Team überzeugt in Sopot
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Mit der besten Bilanz seit acht Jahren machte das 20-köpfige junge Team Mut für die Freiluft-Saison und sogar schon für Olympia 2016. Kugelstoß- Weltmeister David Storl (Chemnitz), Disziplin-Kollegin Christina Schwanitz (Thum) und Stabhochspringer Malte Mohr (Wattenscheid) überzeugten mit starken zweiten Plätzen, auch wenn die Freude vor allem bei den beiden Männern etwas getrübt war. Für Sprinterin Verena Sailer erfüllte sich der Medaillentraum nicht: Im 60-Meter-Finale landete die Ex-Europameisterin auf Platz acht.

„Ich hoffe, wir können uns auch über Silbermedaillen freuen. Denn es ist Welt-Leichtathletik“, sagte der gut gelaunte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska und machte schon vor dem letzten Wettkampfabend eine ordentliche Bilanz auf: „Fast alle Athleten haben sich hier positiv in Szene gesetzt und eine gute Figur abgegeben. Insgesamt sind wir auf dem richtigen Weg.“ Die deutschen Asse verbuchten immerhin 15 Plätze zwischen eins und acht. Oft ging es knapp zu: So fehlten dem Sprinter Lucas Jakubczyk winzige 2/100 Sekunden für das 60-Meter-Finale.

Auch Helmut Digel, Council-Mitglied des Weltverbandes IAAF, zog seinen Hut vor dem Team der Zukunft mit einem Durchschnittsalter von 25,2 Jahren. „Der Auftritt der deutschen Mannschaft war sehr, sehr gut. Vor allem die vielen Endkampfplatzierungen von eins bis acht haben mich überzeugt.“ Weitspringer Christian Reif, mit 7,75 Metern im Finale Achter, war mit 29 Jahren der Älteste im Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Zu den wenigen Enttäuschungen gehörte Stabhochspringerin Silke Spiegelburg. Mit berechtigten Medaillenhoffnungen und einer Saisonbestleistung von 4,72 nach Polen gereist, landete die 27-Jährige aus Leverkusen mit 4,65 Meter nur auf Platz sieben. Dabei ging Gold schon für 4,70 Meter weg: Neue Hallenweltmeisterin wurde die Kubanerin Yarisley Silva. „Ich kann deutlich mehr“, meinte Spiegelburg, die beim letzten Sprung unsanft auf dem Boden landete. Das Sprunggelenk tat danach weh. „Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist. Vielleicht ist es ein wenig verstaucht“, sagte sie.

Zehnkampf-König Ashton Eaton (USA) war nur um 13 Punkte an seinem Siebenkampf-Hallenweltrekord vorbeischrammt. Kai Kazmirek (Neuwied) schlug sich als Sechster mit persönlicher Bestleistung von 6173 Zählern achtbar. Im knappsten 60-Meter-Finale einer Hallen-WM düpierte der Brite Richard Kilty alle Favoriten und gewann in starken 6,49 Sekunden. Olympiasiegerin und Freiluft-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika gewann die 60 Meter in der Weltjahresbestzeit von 6,98 Sekunden.

Die US-Männerstaffel über 4 x 400 Meter holte sich den Titel in der Weltrekordzeit von 3:02,13 Minuten - dies ist dem Weltverband IAAF eine Prämie von 50 000 Dollar wert. Die neuen Staffel-Champions blieben genau sieben Zehntelsekunden unter der 15 Jahre alten Bestmarke eines US-Quartetts.

Die deutschen Hürdensprinter Erik Balnuweit und Gregor Traber hinterließen einen starken Eindruck. Beide liefen im Finale über 60 Meter Hürden eine Zeit von 7,56 Sekunden, als Fünfter lag Traber am Ende nur wenige Millimeter vor dem deutschen Meister Balnuweit auf Platz sechs. Neuer Weltmeister wurde der Amerikaner Omo Osaghae, der in der Weltjahresbestzeit von 7,45 Sekunden knapp vor den Franzosen Pascal Martinot-Lagarde (7,46) und Garfield Darien (7,47) gewann. Für Traber bedeutete seine Finalzeit ein persönlicher Rekord. Balnuweit hatte seine Bestzeit bereits im Halbfinale auf 7,54 Sekunden gesteigert.

Mittelstrecken-Hoffnung Homiyu Tesfaye belegte im 1500-Meter-Finale ebenso wie Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch einen achtbaren achten Platz. Die Leipzigerin Cindy Roleder wurde über 60 Meter Hürden Sechste.

Unterm Strich stand in Sopot das beste deutsche Teamergebnis seit Moskau 2006, als der DLV drei Medaillen (1-1-1) feierte. Siebenkämpfer André Niklaus (Berlin) holte damals den letzen Titel für die deutschen Leichtathleten bei einer Hallen-WM.

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