DLV hofft auf Olympia-Comeback: „furchtloser geworden“

Düsseldorf (dpa) - Bange machen gilt nicht! Nach den Pleiten 2004 und 2008 wollen die deutschen Leichtathleten in London erfolgreich auf die olympische Bühne zurückkehren.

„Wir sind furchtloser geworden, auch wenn es nach 2000 einen linearen Abstieg bei Olympia gegeben hat“, sagte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und versicherte: „Wir haben eine ganz andere Ausgangsposition.“

Um eine optimale London-Vorbereitung zu gewährleisten, empfiehlt der DLV seinen Topathleten, Starts bei der an diesem Freitag in Doha/Katar beginnenden Diamond League zu dosieren. „Von unserer Seite gibt es die Empfehlung, Überseereisen zu vermeiden. Im Olympia-Jahr sollten wir sorgsam abwägen“, mahnte Kurschilgen. Die peinliche Ausbeute 2004 in Athen (1 x Bronze, 1 x Silber) und das historische Debakel von 2008 in Peking (1 x Bronze) sollen sich nicht wiederholen.

Allerdings ließen sich Asse wie die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Linda Stahl sowie Silke Spiegelburg (Stabhochsprung) und Nadine Kleinert (Kugelstoß) nicht vom Trip in den Wüstenstaat Katar abbringen. Schließlich locken in der Premium-Serie wieder Geldprämien von acht Millionen Dollar (6,05 Millionen Euro) - und Spiegelburg, Obergföll und ihr Speerwurf-Kollege Matthias de Zordo machten 2011 als Gesamtsieger große Kasse. Das Risiko, mitten in der Olympia-Qualifikation auch nach Shanghai (19.5.), Eugene/USA (2.6.) oder New York (9.6.) zu reisen, werden die Asse wohl nicht eingehen.

Schließlich ist die Vorbereitung auf die XXX. Sommerspiele an der Themse (27. Juli - 13. August) so dicht gedrängt wie nie zuvor. Die deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid werden schon am 16./17. Juni ausgetragen. Zehn Tage später stehen erstmals in einem Olympia-Jahr Europameisterschaften (bis 1. Juli) in Helsinki im Wettkampfkalender. Gut fünf Wochen danach geht es in London los.

„Die Nationalmannschaft kann sich mit Selbstbewusstsein auf den olympischen Weg machen und wird auch leistungsstark sein“, prophezeite Kurschilgen. Dafür gebe es gute Gründe. Das Durchschnittsalter des DLV-Teams liege unter 26 Jahren. „65 Prozent der Athleten sind im besten Leichtathletikalter von 23 bis 25 Jahren, nur 15 Prozent sind älter als 28“, erklärte der DLV-Sportchef. 2007 und 2008 seien noch 40 Prozent des A-Teams 28 Jahre und älter gewesen. „Da hat man schon mal Karriere- und Verletzungseinbrüche.“

Auch der Leistungsstand ist seit der Heim-WM 2009 in Berlin gestiegen und konstant hoch: 2010 waren 30 Athleten unter den Top 12 der Welt, 2011 sogar 33. „So ein Niveau hatten wir in den Jahren davor nicht“, stellte Kurschilgen fest.

Ein Olympia-„Comeback“ der deutschen Leichtathletik erwartet auch der DLV-Präsident. „Olympia hat eigene Gesetze, wie wir zuletzt 2008 in Peking erlebt haben. Doch inzwischen sind wir deutlich besser aufgestellt“, sagte Clemens Prokop. „Vor allem in jeder Wurf- und Stoßdisziplin sind wir mit einem Medaillenkandidaten ausgestattet.“

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