Der Koloss aus Chemnitz: Storl gewinnt WM-Gold

Daegu (dpa) - Kolossal! Kugelstoß-Senkrechtstarter David Storl konterte im letzten Versuch die Konkurrenz und machte aus Silber noch Gold. „Ich hatte mich schon tierisch über Silber gefreut. Jetzt bin ich mega-stolz“, jubelte der jüngste und erste deutsche Kugelstoß-Weltmeister der WM-Geschichte.

Mit 21,78 Metern verdrängte der Chemnitzer in Daegu noch den Kanadier Dylan Armstrong (21,64) auf Platz zwei. Andrej Mischnewitsch aus Weißrussland (21,40) wurde Dritter. „David gehört die Zukunft. Er hat das Zeug, auch in London Olympiasieger zu werden“, meinte Armstrong voller Respekt. Polizeimeisteranwärter Storl, erst seit fünf Jahren auf Kugelstoßen spezialisiert, hatte eigentlich geplant, nach 2012 bei einem großen Titelkampf auf das Podium zu klettern. Dass er schon in Südkorea den WM-Gipfel erreicht hat, verdankt er auch Ralf Bartels.

Der zweimalige WM-Dritte aus Neubrandenburg musste sich selbst mit Platz zehn begnügen, unterstützte aber seinen Nachfolger auf dem Weg zum Gold. „Er hat mir gut zur Seite gestanden und mich beruhigt. Ich war total aufgeregt und hatte schon nach dem dritten Versuch Bauchschmerzen“, berichtete Storl. Richtig stolz war Bartels auf den Youngster aus Sachsen: „Das ist etwas ganz Großes, unglaublich! Wir haben einen würdigen Vertreter im deutschen Kugelstoßen.“

Schon in der Qualifikation hatte Storl seine Bestleistung um 45 Zentimeter auf 21,50 Meter verbessert und die Rivalen verblüfft. Dass es noch mal um 28 Zentimeter weiter ging, konnte er selbst kaum fassen und nur so erklären: „Wenn man so unter Strom stand wie ich und das positiv umsetzen kann, gelingt so etwas.“ Allerdings agiert der neue „Herr des Rings“ auch mit hohem Risiko. „Ich bin ein Athlet, der von der Schnelligkeit lebt, dass kann auch in die Hose gehen.“

Erst in diesem Sommer hatte Storl zum ersten Mal die 21-Meter-Barriere überwunden. „Diese sprunghafte Weiterentwicklung konnte man aber nicht erwarten, dass ist Wahnsinn“, sagte Storl, den Experten wegen physisch-koordinativen Fähigkeiten als „Jahrhunderttalent“ bezeichnen. „Er ist ein Ausnahmetalent. Normalerweise ist der Prozess, bis man solche Weiten stoßen kann viel länger“, sagte Chefbundestrainer Herbert Czingon. „Ich hoffe, dass die Entwicklung so weiter geht.“

Ob er damit auch den seit 1990 bestehenden Weltrekord des Amerikaners Randy Barnes von 23,12 Metern knacken kann? „Da mache ich mir heute keine Gedanken drüber“, sagte Storl. Um die 7,26 Kilogramm schwere Eisenkugel noch weiter wuchten zu können, will der 1,99 Meter lange und 115 Kilogramm schwere Hüne noch Muskelmasse zulegen. „In diesem Jahr habe ich vier Kilo mehr drauf, 130 will ich in nächster Zeit noch erreichen“, sagte Storl.

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