Bartels enttäuscht - EM-Medaille knapp verpasst

Göteborg (dpa) - Ralf Bartels schüttelte enttäuscht den Kopf. Der 35 Jahre alte Kugelstoß-Veteran hatte die neunte internationale Medaille seiner langen Karriere und auch den ersten zählbaren deutschen Erfolg bei der Hallen-EM der Leichtathleten gerade knapp verpasst.

Während sich Hürdensprinter Erik Balnuweit über seinen fünften Platz in Göteborg sichtlich freute, war Rang vier für einen ehemaligen Freiluft-Europameister und WM-Dritten wie Bartels am Freitagabend eindeutig zu wenig. „Ich wollte ein bisschen mehr“, sagte der Routinier aus Neubrandenburg. „Doch das habe ich hier nicht gezeigt, und deshalb kann ich auch nicht zufrieden sein.“

Bartels war als Titelverteidiger und mit dem Ziel nach Göteborg gereist, im letzten Jahr seiner Laufbahn noch so viel wie möglich mitzunehmen. Doch seine 20,16 Meter im fünften Versuch reichten bei weitem nicht aus, um seinem Nachfolger Asmir Kolasinac den EM-Titel streitig zu machen. Der 28 Jahre alte Serbe nutzte die Abwesenheit von Top-Athleten wie Weltmeister David Storl (Chemnitz) und Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen) und siegte mit 20,62 Metern vor dem Bosnier Hamza Alic (20,34) und dem Tschechen Ladislav Prasil (20,29). Marco Schmidt (Sindelfingen) wurde mit 19,63 Metern Siebter.

„Mir hat ein bisschen die Lockerheit gefehlt“, meinte Bartels. „Im Training habe ich es geschafft, weit rauszustoßen. Doch es gibt eben einen Unterschied zwischen Training, Einstoßen und Wettkampf.“

Dem elf Jahre jüngeren Balnuweit gelang dagegen über 60 Meter Hürden sein bislang größter internationaler Erfolg. Der deutsche Meister aus Leipzig stellte sowohl im Halbfinale (7,59 Sekunden) als auch im Endlauf (7,58) eine persönliche Bestzeit auf und wurde damit in einem hochklassigen Wettkampf Fünfter. Freiluft-Europameister Sergej Schubenkow aus Russland gewann in der Weltjahresbestzeit von 7,49 Sekunden auch den Hallen-Titel im Hürdensprint. Silber und Bronze gingen an den Italiener Paolo dal Molin (7,51) und den Franzosen Pascal Martinot Lagarde (7,53).

„Ich bin als Achter der europäischen Bestenliste angereist und am Ende mit persönlicher Bestzeit Fünfter geworden. Damit kann ich sehr zufrieden sein“, sagte Balnuweit. „Ich habe zwar nach dem Halbfinale mit mehr geliebäugelt. Aber meine Zeiten sprechen auch so eine deutliche Sprache. Das ist ein Fingerzeig für die nächsten Jahre. Leider fehlt mir nur noch der Ausreißer nach oben.“

Bartels und Balnuweit stehen bei dieser EM sinnbildlich für das deutsche Team, das ohne mehrere geschonte Stars aus vielen Talenten und einigen verbliebenen Titelanwärtern besteht. „Wir haben keine überzogenen Erwartungen, weil Top-Athleten wie David Storl oder Silke Spiegelburg nicht dabei sind“, sagte Verbands-Präsident Clemens Prokop. „Wir haben eine junge Mannschaft, die aber für Überraschungen gut sein kann.“

Die blieben in Göteborg zumindest am ersten Finaltag noch aus. Fünfkämpferin Julia Mächtig wurde mit 4463 Punkten Siebte. Nadine Hildebrand schied über 60 Meter Hürden als Sechste ihres Halbfinal-Laufes aus (8,11). Während Hochspringer Matthias Haverney, die beiden Weitspringerinnen Melanie Bauschke und Stefanie Voss und auch die 1500-Meter-Zwillinge Diana und Elina Sujew in der Qualifikation beziehungsweise im Vorlauf scheiterten, erreichten Kristina Gadschiew und Katharina Bauer das Finale im Stabhochsprung.

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