Krise auf Schalke Schalke am Tiefpunkt – Tedesco angezählt

Gelsenkirchen. · Dem jungen Trainer droht nach dem Debakel gegen Düsseldorf die Ablösung. Die Atmosphäre im Club ist vergiftet.

 Schwer angeschlagen: Schalkes Trainer Domenico Tedesco beim Spiel gegen Düsseldorf. 

Schwer angeschlagen: Schalkes Trainer Domenico Tedesco beim Spiel gegen Düsseldorf. 

Foto: dpa/Guido Kirchner

Eine Stunde nach dem Spiel wirkte Schalke-Trainer Domenico Tedesco wieder einigermaßen gefasst. Seine Analyse nach dem 0:4-Debakel gegen Düsseldorf fiel schonungslos aus: „Der Gegner war schneller, größer, kräftiger. Wir waren völlig leer und haben mut- und kraftlos gespielt. Wir sind definitiv im Abstiegskampf angekommen“, sagte Tedesco. Das Spiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger war der bisherige Tiefpunkt einer negativen Entwicklung, die mit Blick auf das Saisonende sogar im Totalcrash, dem Abstieg des Ruhrgebietsclubs, enden könnte.

Tedesco war an diesem Samstganachmittag nicht zu beneiden. Er hatte mitansehen müssen, wie sich sein Team gegen die Fortuna ergab. Danach ging der junge Schalke-Trainer vor die Nordkurve und versuchte sich zu entschuldigen („Das Mindeste, was wir tun können“). Vor ihm: Vor Wut schäumende Fans, die ihrer Verärgerung ungefiltert Luft machten. Hinter ihm: Eine Schalker Mannschaft, von der niemand auch nur ansatzweise den Versuch startete, dem Trainer den Rücken zu stärken. Damit zeigte sich eindrucksvoll: Tedesco steht derzeit völlig alleine da auf Schalke. „Ich bin keiner, der sich verpisst. So bin ich nicht erzogen. Ich glaube an meine Arbeit“, sagte der 33-Jährige später, der sich allerdings zunehmend Kritik ausgesetzt sieht.

Fans nehmen Stambouli die „Nordkurve“-Kapitänsbinde ab

Die Fans wenden sich derweil zunehmend ab. Wütende Anhänger nahmen Benjamin Stambouli nach Spielschluss die Kapitänsbinde ab. Als Zeichen für ihre Unterstützung hatten die Ultras dem derzeitigen Ersatzkeeper Ralf Fährmann zu Saisonbeginn eine eigens angefertigte „Nordkurve Gelsenkirchen“ -Kapitänsbinde übergeben. Nun sei das Team nicht mehr würdig, diese Binde zu tragen, so die Botschaft. Das Klima in Schalke ist vergiftet.

Am heutigen Montag wird Jochen Schneider als neuer Sportvorstand vom Schalker Aufsichtsrat eingesetzt. Es ist nur schwer vorstellbar, dass ihn die ersten Eindrücke, die er auf der Schalker Haupttribüne gesammelt hat, unbeeindruckt gelassen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Tedesco abgelöst wird, hat sich nach der Partie gegen die Fortuna deutlich erhöht.

Das Schalker Team präsentierte sich derartig desolat und überfordert, dass selbst den größten Optimisten der Glaube fehlen dürfte, dass sich unter den aktuellen Gegebenheiten noch eine Besserung einstellen könnte. Die Gemengelage aus einem qualitativ schwachen Kader und den Fehlentscheidungen des Coaches, etwa den kaum bundesligatauglichen Außenbahnspieler Hamza Mendyl erneut eine Chance über 90 Minuten eine Chance zu geben, bilden derzeit eine leidvolle Symbiose.

Deshalb ist Tedescos Analyse („Die Mannschaft ist sehr nervös“) auch nur ein kleiner Teil der Gesamtkonstellation. Die Beurlaubung des jungen Fußballlehrers wäre die erste Amtshandlung Schneiders. „Er wird am Dienstag etwas dazu sagen. Ich werde jetzt nicht Trainer aus- oder einstellen“, sagte
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.

Schneider sucht ohnehin schon einen Teammanager, der nahe an der Mannschaft sein soll. Spätestens am Samstagabend dürfte ihm bewusst geworden sein, welch besorgniserregende Zustände sein Vorgänger Heidel hinterlassen hat. Schneider wird viel Einfallsreichtum benötigen, um Schalke wieder auf einen guten Weg zu bringen.

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