Kreativitätsförderung von Fußballern: Das Gehirn will trainiert werden

Matthias Nowak und Jörg Seewald haben ein Buch mit Übungen veröffentlicht — nicht nur zur Kreativitätsförderung von Fußballern.

Kreativitätsförderung von Fußballern: Das Gehirn will trainiert werden
Foto: Seewald

Wuppertal. Der Fußball ist langweilig geworden. Heißt es zumindest. Kaum eine Profi-Mannschaft spiele noch aktiv nach vorne, alle setzten nur noch auf Konter, mosern die einen. Jeder könne heute nahezu perfekt die Räume verdichten und verteidigen, meckern die anderen. Für Kreativspieler werde es da immer schwieriger, ihre sehenswerten Stärken auszuspielen.

Kreativitätsförderung von Fußballern: Das Gehirn will trainiert werden
Foto: Seewald

Nun sind zwei Männer angetreten, um das zu ändern. Aber nicht etwa mit neuen taktischen Kniffen, sondern mit Grundlagentraining. Die beiden Wahl-Münchener Matthias Nowak und Jörg Seewald haben gemeinsam das Buch „Beweg dein Gehirn“ geschrieben. Es ist eine Sammlung kleiner Texte und Fotos von Übungen, die „Gedächtnis, Kreativität, Entscheidungsfähigkeit und Kommunikation“ fördern sollen, wie es heißt. Und es ist ein Buch, das ankommt. Nach wenigen Wochen steht es in den Bestseller-Listen für Ratgeber und Kreativität und wird bereits in andere Sprachen übersetzt.

Mit Fußball im strengeren Sinne hat das eigentlich gar nichts zu tun. Obwohl Nowak acht Jahre lang Kreativtrainer bei den Frauen sowie der Jugend des großen FC Bayern München war und Seewald mal als Pressesprecher des abgestürzten Lokalrivalen 1860 München arbeitete. Natürlich helfen die kleinen Übungen auch den Profikickern, unter Druck „überraschende Lösungen“ zu finden, wie Nowak sagt. Diese Fähigkeiten zu fördern, war schließlich seine Aufgabe an der Säbener Straße. „Trotzdem ist es kein Buch nur für Fußballer. Die Übungen sollen das Gehirn dahingehend trainieren, dass es einem die Entscheidungsfindung leichter macht. Davon kann und soll jeder profitieren“, sagt Seewald.

Dass der Wuppertaler Seewald und der Hagener Nowak aufeinandergetroffen sind, war ein glücklicher Zufall für beide. Seewald lebt seit Jahren als freier Journalist für Kultur und Gesellschaft in München. Er dreht Filme, hat eine erfolgreiche Radiosendung, veranstaltet Lesungen und Hauskonzerte. Und er schreibt. Weil er einst sein Examen als Krankenpfleger am Wuppertaler Petrus-Krankenhaus machte und ein begabter Leichtathlet beim Barmer Turnverein war, interessiert er sich seit jeher auch für Gesundheitsthemen.

Vor einigen Monaten sollte er Nowak, den Gehirn- und Kreativtrainer, der bereits vor 20 Jahren bei brasilianischen Fußballvereinen arbeitete, für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ interviewen. „Zwei Tage später rief er mich an und sagte: ,Willst du nicht etwas mit mir zusammen machen? Niemand hat mich so gut verstanden.’ Dann haben wir uns in ein österreichisches Hotel zurückgezogen. Er hat die Übungen vorgeturnt. Ich habe sie in Form gegossen“, erinnert sich Seewald.

Herausgekommen ist ein Buch, das mit simplen Übungen eine große Wirkung erzielen will. Ob allein oder zu zweit, ob jung oder alt — geht es nach den Autoren, sorgen gerade mal zehn Minuten am Tag für deutliche Verbesserungen. „Jeder, der die Übungen macht, hat mehr Power. Das Buch ist ein Plädoyer, sich nicht nur berieseln zu lassen, sondern selbst etwas aus deinem Leben zu machen“, sagt Seewald. Gerade für ältere Menschen sei das interessant — zur Demenz-Prävention. „Das Gehirn ist ein Muskel, der bis zum letzten Atemzug dehnbar ist.“ Und der lernen will.

Er selbst habe die Übungen alle gemacht und festgestellt, dass „sich neue Synapsen getroffen haben und mein Gehirn süchtig danach geworden ist“, sagt er. Seitdem gehe ihm vieles leichter von der Hand. So sei es auch den Fußballerinnen des FC Bayern gegangen. Anfangs seien die skeptisch gewesen, nach einiger Zeit wollten sie immer neue Übungen lernen.

Nur eines hat Matthias Nowak nicht geschafft: die Männer des FC Bayern für seine Arbeit zu begeistern. Einem „No-Name-Trainer“ wie ihm in so einem wichtigen Bereich die Verantwortung zu übergeben, dafür seien die Bayern „nicht risikofreudig genug“, hat Nowak der „TZ“ erzählt. Also sucht er sich derzeit einen anderen Verein im Profifußball. Irgendeiner muss ja dafür sorgen, dass der nicht zu langweilig wird.

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