Kleinlauter Klinsmann

Bayern München tanzt nur noch auf zwei Hochzeiten und Pokal-Halbfinalist Bayer Leverkusen träumt von Berlin.

Düsseldorf. Ottmar Hitzfeld sprach anerkennend von "fast perfektem Fußball", Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann bekundete seinen Respekt ("Man muss auch einmal akzeptieren, wenn der Gegner stärker ist, Bayer hat verdient gewonnen") und Manager Uli Hoeneß ("Das war der erste große Rückschlag") grollte in den Katakomben der Düsseldorfer Arena.

Es war sein Tag, aber zugeben wollte er es nicht: Bruno Labbadia steht mit Bayer Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals, nach seiner Feuertaufe darf der 43-Jährige vom Finale in Berlin träumen, aber Fragen nach seiner Befindlichkeit beantwortet er nicht. "Es geht nicht um mich, dafür bin ich zu lange in diesem Geschäft. Aber wenn ich die Jungs jubeln sehe, dann weiß ich, warum ich Trainer geworden bin", sagt Labbadia. "Ich freue mich für diese Mannschaft." Eine Mannschaft, die "Fußball spielen will". Wie Bruno Labbadia selbst, früher, als er noch Profi war.

Es war ein großer Pokalabend in Düsseldorf. Und Labbadia durfte sich bestätigt fühlen. "Auch nach dem zweiten Gegentor sind wir ruhig geblieben und haben souverän das vierte Tor erzielt." Das 4:2 (0:0) gegen Bayern München war eine Demonstration spielerischer Stärke und Eleganz. Klinsmann musste das neidvoll anerkennen: "Wir haben die Qualität, die wir brauchen, aber uns fehlt die Konstanz." Die Bayern hatten keine Chance gegen Leverkusen.

Labbadia betont immer wieder, dass seine junge Mannschaft erst noch wachsen muss, aber "dazu hat man in der Bundesliga ja keine Zeit". Sie waren auch in der Liga auf einem guten Weg, "aber von dem sind wir abgekommen". Aber gegen die Bayern zeigte diese Mannschaft ihr großes spielerisches Potenzial, ihre offensive Wucht, ihre Zweikampfstärke und ihre Passgenauigkeit. "Ich traue meiner Mannschaft viel zu", sagt der Trainer. Klinsmann hatte dem, fast ein wenig kleinlaut, nicht viel entgegenzusetzen.

"Das ist eine sehr schmerzliche Niederlage, da muss der Trainer seinen Kopf für hinhalten. So ist das nun einmal im Fußball, aber wir werden nach vorne schauen. Die Konstanz, von der wir seit Monaten reden, ist nicht da. Aber deshalb werde ich meinen Stil nicht ändern. Eine Bilanz der Arbeit wird es erst nach Saisonende geben." Bayern muss auf eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Liga hoffen. Und auf die Champions League.

Aber die Zweifel nehmen zu an der Säbener Straße, auch wenn Uli Hoeneß (siehe nebenstehendes Interview) betont, dass es nichts bringt, "auf die Leute draufzuhauen. Wir müssen gegen Hannover eine Mannschaft auf den Platz stellen, die die Meisterschaftshoffnungen aufrechterhalten kann".

Labbadia hat vor dem Spiel gegen den FC Bayern viele Gespräche geführt, Fußball bestehe aus vielen Kleinigkeiten, an denen man immer wieder arbeiten müsse, sagt er. Und dann dachte der Trainer schon wieder an das nächste Spiel. "Wir spielen am Sonntag gegen den VfL Bochum, das ist eine der bisher stärksten Mannschaften der Rückrunde."

Ausruhen kann man sich in diesem Geschäft eben nie. Aber das würde zu einem wie Bruno Labbadia auch gar nicht passen.

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