Jüdisches Mini-Olympia in Berlin

Berlin (dpa) - „Die ganze Mischpoke ist am Start“. Auf großflächigen Plakaten wirbt Berlin seit Tagen für die 14. Europäischen Makkabi Spiele. Am Montag reisen die knapp 2300 Teilnehmer zum weltgrößten jüdischen Ereignis des Jahres in der Hauptstadt an.

Jüdisches Mini-Olympia in Berlin
Foto: dpa

Das jiddische Wort Mischpoke wird in der deutschen Umgangssprache heute oft abwertend gebraucht. Die Juden gehen mit ihrem Wort für Familie, Gesellschaft oder Sippschaft eher neutral um und demonstrieren dies selbstbewusst auf den Werbeflächen, auf denen auch eine Schwimmerin mit dem Spruch „Die schnellste Ische Europas“ zu sehen ist.

Am Dienstag wird Bundespräsident Joachim Gauck in der Waldbühne das Fest eröffnen, das es in dieser Dimension in der Geschichte der Europäischen Spiele noch nie gegeben hat. „Es ist ein besonderes Symbol, dass diese Sportspiele von Juden aus ganz Europa zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen werden“, unterstrich Bundesinnenminister Thomas de Maizière. „Und das im Berliner Olympiapark, wo 1936 jüdischen Sportlern von den Nazis die Teilnahme verwehrt worden ist und wo Hitler Jesse Owens den Handschlag verweigerte.“

Zugleich tritt der CDU-Politiker Sicherheitsbedenken wegen der im Vorjahr um 25 Prozent gestiegenen antisemitischen Übergriffe in Deutschland entgegen: „Die Berliner Polizei ist geübt im Ausrichten von Großveranstaltungen. Wir sollten das professionell durchführen, wir sollten das gut machen, aber jetzt auch nicht in Angststarre verfallen. Eine totale Sicherheit kann niemand garantieren“, erklärte de Maizière.

Alon Meyer, der Präsident vom Dachverband Makkabi Deutschland, erinnerte an die schrecklichen Vorfälle bei den Olympischen Spielen 1972, als palästinensische Terroristen in München 17 israelische Sportler töteten. „So etwas will niemand mehr erleben“, betonte Meyer, fragte aber auch: „Das sind Spiele der Versöhnung, warum sollte uns da jemand etwas Schlechtes wollen?“

Organisationschef Oren Osterer, dessen Großmutter den Holocaust im Konzentrationslager Auschwitz überlebte, verwies darauf, dass die Berliner Polizei selbst vom bisher größten „Spagat zwischen Offenheit und Sicherheit“ bei den Spielen bis zum 5. August sprach. Dass nun 70 Jahre nach dem Ende der Schoah und 50 Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel die Spiele erstmals seit 1929 in Berlin stattfinden, sei für ihn „ein starkes Zeichen der Versöhnung“, erklärte der 34 Jahre alte Historiker.

Die Teilnehmer aus 38 Nationen sind zwischen 14 und 86 Jahre alt und werden ihre Kräfte in 19 Sportarten messen. Gäste sind auch jüdische Sportler aus den USA, Australien, Mexiko, Argentinien, Südafrika und Chile.

Das Fünf-Millionen-Budget wird zur Hälfte über die Start-Gebühren finanziert. Fast 1000 Euro - ohne Reisekosten - bringt jeder Sportler für seine Unterbringung im „Athleten-Dorf“ Estrel Hotel und die Verpflegung auf. Das Land Berlin beteiligt sich mit 1,5 Millionen Euro für Transport und die Anmietung privater Sportanlagen außerhalb des Olympiaparks.

Auch verschiedene Bundesministerien leisteten ihren Beitrag, die deutschen Dax-Unternehmen hielten sich eher zurück. „Da hatten wir mehr Unterstützung erwartet“, bedauerte Osterer. Die Gesamtfinanzierung habe zwischenzeitlich „ein bisschen am seidenen Faden“ gehangen, gab DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu. „Schönen Worten folgen dann oft nicht die notwendigen Taten in Sinne der Unterstützung, wenn es dann hart auf hart geht.“

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