Jens Lehmann: Zwischen Heißsporn und Gentleman

Am Dienstag wird der Stuttgarter Torwart 40 Jahre alt. Und freut sich auf das nächste Oktoberfest.

Stuttgart. Manchmal verhält er sich wie ein 20-jähriger Heißsporn. Jens Lehmann hat eigenmächtig das Münchner Oktoberfest besucht, sich eine Rangelei mit Dortmunds Neven Subotic geliefert oder sich in Hannover sogar mit einem Balljungen angelegt.

Dabei wird der Torwart des VfBStuttgart am Dienstag 40 Jahre alt. Lehmann ist der älteste Spieler der Fußball-Bundesliga, er hat in seiner Karriere fast alles erreicht, aber zumindest auf dem Platz ist er mit zunehmendem Alter nicht ruhiger, ausgeglichener oder gelassener geworden. Die große Frage ist: Wie passen Erfahrung und Verhalten zusammen?

Jens Lehmann sitzt im Presseraum des VfB Stuttgart und versucht, diese Frage zu beantworten. Er ruht in sich, ist sehr freundlich und nachdenklich - und gibt ein ganz anderes Bild ab als auf dem Platz. Den Unterschied zwischen dem Lehmann im Tor und dem Lehmann im Privaten erklärt er mit einigen negativen Erfahrungen, die ihn geprägt hätten: Er habe in 22 Profijahren gelernt, dass man in diesem Geschäft mit Nettigkeit und Gelassenheit "nicht weiterkommt".

Mit 23 wurde er bei Schalke in der Halbzeit ausgewechselt. 1998 ging er zum AC Mailand und saß auf der Bank. Als er zu Borussia Dortmund wechselte, feindeten ihn die Fans wegen seiner Schalker Vergangenheit an.

Die Konsequenz daraus ist, "dass ich auf dem Platz nicht nachdenke, wie etwas aussieht, sondern wie ich Erfolg haben kann". Aggressivität vorzuleben, gehört für ihn dazu. Oliver Kahn tat es, weil es seinem Naturell entsprach. Bei Lehmann ist es Strategie.

Beim VfB Stuttgart schätzt man seine Ansichten. "Er spricht die Sachen klipp und klar an. Er ist wichtig für mich", sagt Trainer Markus Babbel. Als Lehmann gefragt wird, worauf er sich nach seiner Karriere besonders freut, sagt er: "Auf das nächste Oktoberfest." Und lacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort