Interview: Peter Neururer - Bundesliga muss man können

Trainer Peter Neururer hat mit dem MSV Duisburg nur ein Ziel: den Aufstieg. Gegen Fortuna ist ein Sieg Pflicht, sagt er.

Düsseldorf. Mehr als ein Jahrzehnt mussten die Fans am Rhein auf dieses Derby verzichten: Duisburg gegen Düsseldorf. Vor dem Spitzenspiel der 2. Bundesliga am Montag (20.15Uhr/DSF) sprach unsere Zeitung mit Duisburgs Trainer Peter Neururer, der vor einem Jahrzehnt auch zwei Monate bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag stand.

WZ: Herr Neururer, bei Fortuna hatten Sie nicht die glücklichste Zeit.

Neururer: Ich habe den Job von Klaus Allofs übernommen und sollte den Abstieg aus der 2. Liga verhindern. Das hat nicht geklappt.

WZ: Was war denn schief gelaufen?

Neururer: Ich habe mir die Mannschaft angeguckt und gesagt: Mit dieser Qualität kannst du nicht absteigen. Dobrowolski war da, Igli Tare und Rudi Istenic. Dann gewinnen wir 2:1 gegen Köln und alle Spieler laufen mit einem langen Gesicht umher. Bis ich erfahren habe, dass die Verträge so gestaltet waren, dass sie beim Abstieg ablösefrei wechseln können. Da habe ich mich gefragt, warum die mich überhaupt geholt haben.

WZ: Jetzt ist Fortuna wieder oben.

Neururer: Düsseldorf muss wieder erstklassig werden. Die realistische Zielsetzung für diese Saison muss lauten: Klassenerhalt. In zwei, drei Jahren ist die Bundesliga machbar.

WZ: Wie lautet Ihre Marschroute für das Derby?

Neururer: Wir haben andere Ziele als Fortuna, daher ist es unsere Pflicht, gegen einen Aufsteiger im eigenen Stadion zu gewinnen. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Bei allem Respekt.

WZ: Duisburg hat ein problematisches Publikum. Ihr Vorgänger Rudi Bommer wurde mit dem Zeigen Roter Karten gemobbt.

Neururer: Wir haben mit den Fans vor meinem zweiten Spiel gegen Oberhausen ein Treffen arrangiert. Ein brisantes Spiel, die Fans der Clubs mögen sich nicht. Unsere Fans wollten einen Neubeginn. Das habe ich zugesagt, aber bedingungslose Unterstützung gefordert. Seither ist die Qualität der Unterstützung absolut positiv. Was zu verbessern ist: Wir haben im Stadion noch zu wenige Fans.

WZ: Sie haben dem MSV Duisburg auch neues Selbstbewusstsein eingeimpft - nur zwei Niederlagen in 24Pflichtspielen. Die Ergebnisse sind gut.

Neururer: Die sind während meiner Zeit nicht schlecht. Gut sind sie nicht. Wären sie gut, wären wir im Sommer aufgestiegen. Das ist auch mein Fehler. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf. Wenn ich dieses Jahr nicht aufsteige, wird es den Trainer Peter Neururer in Duisburg nicht mehr geben.

WZ: Es fällt auf, dass Sie zuletzt stets bei Clubs mit machtbewussten Chefs gearbeitet haben. In Ahlen war es Helmut Spicker, in Bochum Werner Altegoer, in Hannover Martin Kind und in Duisburg Walter Hellmich.

Neururer: Das mag sein. Ist aber eher Zufall, die unterschiedlichen Typen lassen sich nicht vergleichen. Überall war schnell klar: Der Vereinschef ist der Boss, und als Trainer ist Neururer der Boss. Da lasse ich mir von niemandem reinreden.

WZ: Sie kennen die Bundesliga und die 2. Liga. Wie groß ist der Unterschied?

Neururer: Das ist ganz anderer Fußball. Da liegen zwei Sportarten zwischen. Bundesliga muss man können. Das kann man nicht lernen. Der eine oder andere hat es ja probiert. Das ging ja selbst bei den Bayern mit Jürgen Klinsmann nicht.

WZ: Klinsmann ist Ihr liebster Kollege.

Neururer: Klinsmann war der bestbezahlte Lehrling im Weltfußball. Wenn mir morgen jemand einen Zehn-Millionen-Euro-Vertrag anbietet, und ich soll dafür vier Mal im Jahr in der Mailänder Scala ein Klavierkonzert geben, unterschreibe ich. Das mache ich sofort. Ich kann zwar kein Klavier spielen. Aber ich bin doch nicht der Dumme. Derjenige, der mir diesen Vertrag gibt, ist doch der Dumme. Ob Klinsmann gut oder schlecht war, weiß doch keiner.

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