Interview: Er will Scharping ablösen

Der Orthopäde Dieter Berkmann plant, das Amt des BDR-Präsidenten zu übernehmen. Dem Amtsinhaber traut er nicht mehr zu, die großen Probleme des Radsports in den Griff zu bekommen.

Düsseldorf. Die Zeit von Rudolf Scharping als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) neigt sich dem Ende entgegen. Davon jedenfalls ist Dieter Berkmann überzeugt.

Der 58-jährige Orthopäde tritt am Samstag, 21. März, bei der BDR-Hauptversammlung in Leipzig als Gegenkandidat von Präsident Scharping an. Der wiederum hat am Donnerstag noch einmal bestätigt hat, dass er erneut kandidieren wird.

Dieter Berkmann: Es geht hier gar nicht um persönliche Dinge. Es geht um den Radsport. Herr Scharping hat sich bemüht und hat wohl auch ein Riesenherz für den Radsport.

Zu einer gewissen Zeit war er den Rennfahrern auch sehr nah, vor allem in den erfolgreichen Zeiten der deutschen Fahrer. Jetzt ist er es offensichtlich nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit beim Verband auf zu wenigen Säulen lastet, dass Aufgaben nicht richtig verteilt werden.

Berkmann: Wir müssen mit den aktuell großen Problemen dieser Sportart viel offener umgehen. Allein ein offensiver und ehrlicher Kampf gegen Doping kann den Radsport wieder glaubwürdiger machen. Zudem muss die Kommunikation gerade zum Thema Doping deutlich verbessert werden.

Berkmann: Es ist wirklich schlimm, dass der größte Teil der Radsportler hierzulande sauber ist, und nur einige wenige das Bild verderben. Die Glaubwürdigkeit ist ganz entscheidend.

Der Radsport hat so viele Fans, aber jeder zweifelt. Deshalb müssen wir im Jugendbereich flächendeckend arbeiten, um mit Überzeugung und harter Arbeit gegen das Doping, das schon mit Nahrungsergänzungsmitteln anfängt, zu kämpfen.

Und wir sollten unbedingt herausstellen, dass Doping nicht nur den Radsport sondern auch viele andere Sportarten betrifft - und für mich das ganz klar ein gesellschaftliches Problem ist.

Berkmann: Ganz so groß ist der Einfluss wohl nicht. Besonders dann, wenn erfolgreiche deutsche Fahrer fehlen. Wenn aber ein Linus Gerdemann beispielsweise bei den Klassikern vorne mitfährt, wäre es schön, wenn wir wieder packende Berichte vom Radsport im Fernsehen sehen würden.

Ich halte es zwar für wichtig, bewegte Bilder von der Tour zu zeigen. Aber es darf nicht allein der Name Lance Armstrong sein, von dem sich die TV-Sender anlocken lassen. Ich bin gegenüber dieser Person skeptisch, auch wenn er ein toller Sportler gewesen sein mag.

Aber ich warne da auch vor der Doppelmoral des Fernsehens: Wegen Dopings auszusteigen und mit der umstrittenen Figur Armstrong wieder groß einzusteigen. Er gehört eigentlich nicht mehr dazu.

Berkmann: Im Bahnradsport ist zum Beispiel viel verkehrt gelaufen. Es wurde einfach akzeptiert, dass der Weltcup in den Wintermonaten auf der Bahn stattfindet. Die Kollision auch aus wirtschaftlicher Sicht mit den lukrativen Sechs-Tage-Rennen wurden offensichtlich nicht beachtet.

Bei aller Liebe zum Bahnradsport darf man auch den Breitensport nicht vergessen. Wir möchten den Mountain-Bike Bereich fördern und schauen, warum die deutschen BMX-Sportler so weit hinterherfahren. Auch den Hallenradsport mit Kunstradfahren und Radball wollen wir nicht vernachlässigen.

Berkmann: Mir ist Teamarbeit sehr wichtig. Deshalb möchte ich mit Udo Hempel, Karl Link und Gerhard Strittmatter drei meiner sportlichen Weggefährten mit im Team haben.

Wobei auch Udo Hempel für den Präsidenten-Posten infrage gekommen wäre, weil er viele Sparten unserer Sportart als Fahrer, Trainer und Veranstalter bestens kennt. Karl Link ist unter anderem in der Trainerausbildung tätig gewesen und nicht nur in dieser Hinsicht ein Fachmann.

Und auch für Gerhard Strittmatter lege ich meine Hand ins Feuer. Auch wenn man uns vielleicht als Ex-Sportler in einer erfolgreichen Ära mit Skepsis begegnet: Wir können uns alle in die Augen schauen.

Berkmann: Jeder spricht von ihm, auch weil er noch einen langfristigen Vertrag hat. Ich habe ihm persönlich nichts vorzuwerfen, möchte ihm aber einen Vizepräsidenten Leistungssport an die Seite stellen, damit die wichtigen Aufgaben noch besser erledigt werden können.

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