Indischer Politiker fordert Olympia-Boykott

Neu Delhi (dpa) - Der Regierungschef des indischen Bundesstaates Madhya Pradesh hat Indiens Regierung zu einem Protest gegen den Olympia-Sponsor Dow Chemical aufgerufen.

In einem Brief an Sportminister Ajay Maken empfahl der Politiker sogar einen Boykott der Olympischen Spiele 2012 in London, sollte das Internationale Olympische Komitee (IOC) seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Chemie-Giganten nicht beenden.

Regierungschef Shivraj Singh Chouhan bezog sich in seinem Protestschreiben auf den tragischen Industrieunfall von Bhopal und machte Dow Chemical dafür indirekt mitverantwortlich. Ein olympischer Hauptsponsor, der in solch eine Tragödie verwickelt ist, dürfe keine Fair Play-Veranstaltung wie Olympia finanziell unterstützen, soll der Politiker laut der Agentur IANS geschrieben haben.

Bei dem Unglück am 3. Dezember 1984 waren etwa 46 000 Tonnen Giftgas aus einem Werk des amerikanischen Unternehmens Union Carbide entwichen. Dabei waren etwa 20 000 Menschen ums Leben gekommen. Dow Chemical kaufte Union Carbide 2001 und wurde im Juli 2010 als Großförderer in das Sponsorenprogramm des IOC aufgenommen. Dow kann sich nun bei seiner weltweiten Werbung mit den olympischen Ringen schmücken. Das Engagement wird auf 100 Millionen Dollar geschätzt.

Dieses Geld könnte besser für Entschädigungen für die zahlreichen Opferverbände des Giftgas-Unglücks ausgegeben werden, schrieb Shivraj Singh Chouhan. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Dow Chemical enttäuscht von den Anschuldigungen. Die Union Carbide Corporation sei erst mehr als 16 Jahre nach dem Unfall erworben worden, erklärte das Unternehmen in einer Mail an die Zeitung „Economic Times“. Das Sportministerium hat sich zu dem Brief noch nicht geäußert.

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