Hilflose deutsche Elf scheidet aus

Italien gewinnt am Ende noch knapp mit 2:1, aber Löw erlebt sein blaues Wunder.

Warschau. 22.35 Uhr im Nationalstadion: Joachim Löws Blick geht in die Leere wie seit Wochen nicht, Philipp Lahm marschiert gebückt vom Platz, einige deutsche Spieler sinken nieder, andere gehen wortlos in die Kabine. Italien. Zum achten Mal bei einem großen Turnier hat ein deutsches Team versucht, diesen Gegner zu besiegen. Aber es wurde auch im EM-Halbfinale 2012 nicht mehr als ein kleines Debakel.

Gegen eine Mannschaft, der sich die DFB-Auswahl vor zwei Jahren noch meilenweit überlegen glaubte, verlor die Nationalelf mit 1:2 (0:2). Italien spielt am Sonntag das EM-Finale gegen Spanien, das Löw-Team reist am Freitag zurück in die Heimat, die Spieler in den Urlaub, wohin auch immer. „Von Spiel zu Spiel zum großen Ziel“ lautete das Motto, im Spiel gegen die „Squadra Azzura“ allerdings hatte sich Bundestrainer Joachim Löw kräftig verzettelt.

Wieder wechselte der 52-Jährige auf drei Positionen das Personal. Aber am Ende dieses verwirrend einseitigen Abends blieb vor allem die Erkenntnis, dass sich der Bundestrainer keinen Gefallen damit getan hat, zuerst und vor allem wenig „ausrechenbar“ zu sein. Podolski für Schürrle, das war nachzuvollziehen. Dass der ehemalige Kölner alles vermissen ließ, konnte Löw kaum erwarten. Die Idee aber, mit Toni Kroos das Zentrum zusätzlich zu stärken und dafür die rechte offensive Seite weitgehend zu vernachlässigen, erklärt sich nur schwer. Wie schon im WM-Halbfinale 2010 gegen Spanien beim 0:1 hat sich der Bundestrainer zu sehr nach dem Gegner gerichtet — allem vermittelten Selbstvertrauen zum Trotz.

Italien spielte seine Stärken aus: Ballsicher, zweikampstark, physisch mächtig gut drauf. Und immer wieder mit langen Pässen von Regisseur Pirlo zentral in die Spitze. Das stets gefährlich italienische Angriffsduo — Balotelli und Cassano — bekam kein deutscher Verteidiger in den Griff. Nicht Hummels, der Cassano beim 0:1 (20.) durch einen Kopfball von Balotelli flanken ließ, und auch nicht Lahm und Badstuber, die einen weiten Pass von Montolivo beide auf ihre Weise unterschätzten — Balotelli besorgte den Rest (36.), posierte mit nacktem Oberkörper und signalisierte: gegen diese physische Übermacht habt ihr heute keine Chance. Löw korrigierte nach der Pause alles, brachte Reus für Podolski, Klose für Gomez, später auch Müller für Boateng. Doch ein italienisches Team lässt sich ein 2:0 nicht nehmen, hätte am Ende höher gewinnen können. Das späte 1:2 (90. +2) durch Mesut Özils Elfmeter konnte auch nichts reparieren.

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