Heynckes zähmt die Angriffslustigen

Leverkusen schlägt Hoffenheim im ersten Spiel in der neuen Arena durch Kießlings Tor mit 1:0.

Leverkusen. Zur Einweihung des neuen Zuhauses lädt man sich eigentlich keine Verlierer ein. Bei Hoffenheim ist das aber anders. Der Klub, der eine der großen Enttäuschungen der Rückrunde war, ist gerne gesehen. Selbst wenn das neuerliche Duell nicht entfernt die Klasse der beiden Vergleiche aus der vorigen Spielzeit entwickelte, die Bayer Leverkusen überlegen 5:2 und 4:1 gewann, waren nach dem Auftakt in der mit 70 Millionen Euro runderneuerten Bay-Arena und dem 1:0-Erfolg ausnahmslos zufriedene Mienen auszumachen. Es muss sich wohl eine riesige Anspannung über diesen Auftakt in der schmucken neuen Heimstatt der Leverkusener gelegt haben. Anders scheint es nicht zu erklären, dass Sportchef Rudi Völler sehr, sehr starke Gäste gesehen hatte. Das war weit von der Wirklichkeit entfernt. Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick jedenfalls orakelte: "Für uns bleibt viel zu tun. Wenn wir so am Freitag gegen Schalke spielen, holen wir auch keine Punkte."

In Leverkusen hingegen scheint die neue Formel zu greifen: Neuer Trainer, neues Stadion und endlich wieder Heimsiege. "Für Fußballer ist es wichtig, dass sie eine Heimstätte haben. Das ist hier in dem kleinen Fußball-Tempel der Fall. Wenn Zuschauer und Fans da sind, dann ist Stimmung und Atmosphäre da. Dann riecht es nach Fußball", sagte Trainer Jupp Heynckes. Das Tor von Stefan Kießling (67.) wirkte wie eine Befreiung nach den zähen, erfolglosen Monaten im Exil der Düsseldorfer Arena. Torschütze Stefan Kießling meinte nach der Gratulationskur: "Ich weiß jetzt nicht, was es bedeutet, dass erste Tor in der Arena geschossen zu haben." Zumindest etwas für die Geschichtsbücher.

Jupp Heynckes steht nicht in dem Ruf ein Fußball-Romantiker zu sein. Der 64 Jahre alte Trainer hat der Mannschaft die Abkehr des über Jahre gepflegten Hurra-Stils verordnet. "Die Mannschaft muss lernen, zu null zu spielen. Das hat sie schon verinnerlicht", sagte Heynckes, der gegen Hoffenheim Arturo Vidal im Mittelfeld neben Simon Rolfes als zweite Absicherung aufbot. Er verzichtete dafür auf Spielmacher Kroos - die entscheidende Maßnahme, das Spiel unter Kontrolle zu bringen.

Kapitän Simon Rolfes, der bei Heynckes-Vorgänger Bruno Labbadia stets alleine in der Mittelfeldzentrale verteidigte und dessen Plädoyer für eine Doppel-Sechs an Labbadia dauerhaft kein Gehör fanden, stellte zufrieden fest: "Wir haben nur zwei Chancen zugelassen. Wir sind nicht wirklich unter Druck geraten." In welchem Maße der Kapitän zumindest das neue System unter Heynckes verinnerlicht hat, durfte Rolfes mit einem Grinsen auf dem Gesicht preisgeben, als er mit dem Hinweis auf die Zeit in Düsseldorf nach den Wunden der Vergangenheit gefragt wurde. "Wir spielen einen anderen Fußball heute. So ein Spiel wäre in Düsseldorf nicht zustande gekommen." Lange dürften die bei der Premiere noch freien 2000 Sitzplätze in der BayArena nicht mehr leer bleiben.

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