Hertha-Coach Luhukay: "Wir haben uns Respekt verdient"

Jos Luhukay, Aufstiegstrainer Borussias 2008, kehrt mit Hertha BSC nach Gladbach zurück. Er hat gute Erinnerungen und neue Ziele im Gepäck.

Hertha-Coach Luhukay: "Wir haben uns Respekt verdient"
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Mönchengaldbach/Berlin. Am Samstag kehrt der Aufstiegstrainer von 2008, Jos Luhukay, nach Mönchengladbach zurück. Was er damals mit der Borussia schaffte, gelang ihm in der vergangenen Saison auch mit Hertha BSC. Jetzt klopft der Niederländer mit den Berlinern sogar an den internationalen Plätzen. Wir sprachen mit dem Trainer über alte Zeiten und neue Ziele.

Herr Luhukay, Sie haben nach dem 0:3 gegen Hannover den Abschied von der Europa League verkündet. Warum?

Jos Luhukay: Seit Monaten wird die Europa League thematisiert. Wir sind mehrfach gefragt worden, ob wir unser Saisonziel korrigieren wollen. Aber unser selbst erklärtes Saisonziel ist der Klassenerhalt.

Noch sind es aber neun Spiele bis Saisonende. Sie liegen mit Hertha nur drei Punkte hinter den Europa-League-Plätzen.

Luhukay: Für meine Mannschaft ist das aber kein realistisches Ziel, selbst wenn Platz sechs zur Winterpause Erwartungen geweckt hat. Die Fans dürfen träumen. Wir spielen aber jetzt in Gladbach, dann gegen Bayern und in Schalke. Wir spielen noch gegen die Top-Fünf. Der Verein ist für Europa noch nicht bereit. Und die Mannschaft kann das über 34 Spieltage auch nicht leisten.

Ihre Abkehr von Europa ist relativ gelassen in der Hauptstadt aufgenommen worden. Das war in der unruhigen Metropole nicht immer so. Wie ist es Ihnen gelungen, das aufgeheizte Klima in Berlin zu beruhigen?

Luhukay: Ich denke, das alles hat eine Vorgeschichte. Als ich im Sommer 2012 kam, war der Verein wirtschaftlich, aber auch sportlich mit dem Bundesliga-Abstieg am Boden. Wir haben es dann geschafft, direkt wieder aufzusteigen. Damit haben wir uns etwas erarbeitet. Wir haben uns Respekt verdient, so wie wir aufgetreten sind und gespielt haben. Wir wollen das Maximale erreichen. Vergessen darf man aber nicht, dass wir bei allen Zugängen vor der Saison nur für einen Spieler eine Ablösesumme bezahlt haben.

Sie haben den Abstieg erwähnt mit dem Skandalspiel gegen Düsseldorf und mit dem Platzsturm 2012. Sie kamen als neuer Trainer. Kann man dann wirklich sagen: Alles, was war, interessiert mich nicht. Ich schaue nur nach vorne?

Luhukay: Ja, für mein Verständnis muss man das machen. Ich habe beim ersten Treffen mit der Mannschaft gesagt, mich interessiert wenig, was gewesen ist. Nur der Erfolg zählt und die Art und Weise, wie wir versuchen, uns die Anerkennung zurückzugewinnen.

Sie haben Ihren Vertrag bis 2016 verlängert. Was haben Sie noch vor mit der Hertha?

Luhukay: Hertha muss sich in der Bundesliga etablieren. Bei jedem Abstieg fällst Du als Club wieder Schritte auf dem Weg nach oben zurück. Jetzt sind wir auf einem guten Weg, wollen uns mit kleinen Schritten stetig verbessern. Selbst Mainz ist uns mehrere Schritte noch voraus.

Sie haben als Trainer immer in Deutschland gearbeitet — in Straelen, in Uerdingen, in Köln, in Paderborn, in Mönchengladbach, in Augsburg, in Berlin. Muss man im Ausland immer noch besser sein, um sich durchzusetzen?

Luhukay: Ich bin jetzt in meinem 21. Jahr in Deutschland. Ich habe einen großen inneren Antrieb, da, wo ich arbeite, das Maximale zu erreichen. Das ist zuletzt häufig gelungen. Das macht mich natürlich ein bisschen stolz. Das geht aber nur in Zusammenarbeit mit dem Trainer-Team, der Mannschaft und dem Manager.

Ihre letzten Stationen Augsburg und Berlin sind gut 600 Kilometer entfernt von der Familie in den Niederlanden. Ist das der Preis, den man als Trainer zahlen muss?

Luhukay: Zweifellos ist das der größte Nachteil am Job Fußballtrainer. Aber ich habe ein starke Familie, eine Frau, die das alles managt. Das ist ganz wichtig für mich, um meinen Job optimal machen zu können. Wir sind da alle nicht unglücklich mit.

Sie kommen jetzt mit Hertha zurück nach Mönchengladbach. Es ist die einzige Station ihrer Karriere, wo sie entlassen worden sind. Bei jenem Verein, der in ihrer Jugend ihr Lieblingsverein war. Was verbinden Sie noch mit dem Club?

Luhukay: Etwas, was immer bleibt. Wir sind aufgestiegen, ich hatte ein fantastische Zeit dort. Wenn auch nicht allzu lange. Dennoch bleibt das in positiver Erinnerung. Mich freut die aktuelle Entwicklung in Gladbach.

Sie haben jüngst die Abhängigkeit von Torjäger Adrian Ramos thematisiert. Er wird mit vielen Clubs in Verbindung gebracht, auch mit Dortmund. Wird er bleiben?

Luhukay: Er hat sehr oft das 1:0 für uns erzielt und uns damit die Spiele aufgebrochen. Wenn er trifft, sind wir häufig auf der Siegerstraße. Er hat 15 Tore erzielt, So ein Stürmer ist natürlich begehrt. Wir müssen sehen, ob wir ihn halten können.

Sein Vertrag läuft bis 2015. Sie könnten es so machen wie Dortmund mit Robert Lewandowski. Dann ginge er nach Vertragsende, ohne Ablösesumme.

Luhukay: Wir wollen ihn behalten. Aber wir sind kein Verein, der sagen kann, wir müssen ihn um jeden Preis halten. Es kommt dann darauf an: Was ist das für ein Angebot, was steht dem gegenüber?

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