Herbert Laumen - Der Mann, bei dem das Tor kapitulierte

Herbert Laumen wird immer mit dem Pfostenbruch vom Bökelberg im April 1971 in Verbindung gebracht. Am 11. August wird der ehemalige Gladbacher Stürmer 75 Jahre alt.

Herbert Laumen - Der Mann, bei dem das Tor kapitulierte
Foto: dpa

Mönchengladbach. Herbert Laumen schoss für Borussia Mönchengladbach Tore wie am Fließband. Als „hängende Spitze“, wie man es in der heutigen Fußballsprache bezeichnen würde. Laumen war ein dynamischer, auch technisch begabter Stürmer; die Fans am Bökelberg, der langjährigen Gladbacher Spielstätte, liebten den coolen Angreifer. Doch es waren nicht seine tollen Tore, die Laumen in den Anfängen der Bundesliga berühmt gemacht haben.

Vielmehr war es der sagenhafte Torpfostenbruch vom Bökelberg am 3. April 1971, an dem Laumen unmittelbar beteiligt war und der letztendlich eine kleine Revolution im Fußball auslöste. Denn nach dem „kuriosen Fall“ von Mönchengladbach war Holz Geschichte und wurde fortan durch Aluminium ersetzt. „So hat der legendäre Torpfostenbruch auch etwas Gutes gehabt“, sagt Herbert Laumen im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Samstag (11. August) feiert der 267-malige Bundesligaspieler (121 Treffer) seinen 75. Geburtstag. Wie war das damals eigentlich?

Es knarzte und knirschte, als Laumen an jenem 3. April 1971, dem 27. Spieltag der achten Bundesligasaison, beim Stande von 1:1 gegen Bremen nach einer zu weit geratenen Flanke von Günter Netzer in vollem Tempo heranrauschte, den Ball verfehlte und plötzlich selbst wie ein Fisch im Netz hing. „Dann hörte ich, wie das morsche Gebälk in Zeitlupe neben mir abbrach und das Tor langsam umknickte“, erinnert sich Laumen, „ich musste noch in Deckung gehen, um nicht erschlagen zu werden.“

Weil sich Spieler wie Zuschauer eher köstlich amüsierten und alle halbherzigen Reparaturversuche nichts brachten, brach Schiedsrichter Gerd Meuser die Partie nach minutenlangem Palaver ab. „Wir haben uns alle zurückgehalten und dachten, dass das Spiel wiederholt werden würde“, erzählt Laumen. Pustekuchen: Das DFB-Sportgericht erklärte den SV Werder zum Sieger, so dass die Gladbacher im Endspurt um die Deutsche Meisterschaft noch zittern mussten.

Laumen sagte: „Na ja, uns hat das nur angestachelt. Am Ende waren wir wieder vorn, vor dem FC Bayern, und verteidigten erstmals unseren Titel.“ Nach sechs erfolgreichen Bundesligajahren bei Borussia Mönchengladbach wechselte Laumen 1971 zum SV Werder Bremen, später ging es nach Kaiserslautern und zum französischen Club FC Metz, ehe er seine Karriere bei Amateurvereinen ausklingen ließ.

„Am liebsten wäre ich immer in Gladbach geblieben, aber unser damaliger Manager Helmut Grashoff wollte sich nicht auf einen Vierjahres-Vertrag einlassen. Dabei war ich erst 27.“ Laumen verließ frustriert die niederrheinische Borussia und konnte fortan nie mehr an seine große Zeit mit der Fohlen-elf anknüpfen, deren Entwicklung er unter der Trainer-Ikone Hennes Weisweiler mit geprägt hatte.

Der unverbrüchlichen Liebe zu seinem Verein Borussia Mönchengladbach, bei dem er als neunjähriger Steppke einst das Fußball-Spielen erlernte, tat dies allerdings keinen Abbruch. Laumen, der sich mit Radfahren und Schwimmen fit hält, kümmert sich im Borussia-Park seit Jahren an der Seite von Vereins-Archivar Elmar Kreuels um die Ehemaligen des Vereins und ist zudem Mitglied des Ehrenrats.

Abgesehen davon verfolgt er intensiv die Bundesligaspiele der Borussia, insbesondere die Aktionen in der Offensive: „Ich hoffe sehr, dass vorne Pléa für frischen Wind sorgt und neue Impulse reinbringt.“ Als hängende Spitze, wie Laumen seine Rolle selbst nahezu perfekt interpretierte? „Egal, Hauptsache er macht die Tore.“

Apropos Tor: Das morsche Stück Holz von 1971, das das Kuriositäten-Kabinett der Bundesliga dank Herbert Laumen um eine spektakuläre Geschichte reicher machte, hat in der „Fohlenwelt“, dem neuen Vereinsmuseum im Borussia-Park, künftig seinen verdienten Platz — als nostalgisches Relikt aus der Vergangenheit.

„Dann hörte ich, wie das morsche Gebälk in Zeitlupe neben mir abbrach und das Tor langsam umknickte.“ Herbert Laumen zum legendären Torbruch am Gladbacher Bökelberg

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