Fünfmal Deutscher Meister Herbert „Hacki“ Wimmer - Netzers Wasserträger wird 75

Düsseldorf · Hacki Wimmer ist mit Gladbach fünfmal Deutscher Meister geworden, mit Deutschland holte er Welt- und Europameisterschaft. In Erinnerung geblieben ist er aber vor allem als der Mann, der Günter Netzer den Rücken freihielt.

 Herbert „Hacki“ Wimmer bei einem Jubiläumstreffen der Weltmeister von 1974 im Jahr 2014 in Düsseldorf.

Herbert „Hacki“ Wimmer bei einem Jubiläumstreffen der Weltmeister von 1974 im Jahr 2014 in Düsseldorf.

Foto: picture alliance / dpa/Thorsten Wagner

Seine Karriere war lang und ruhmreich. Er hat mit der Nationalelf in Wembley gewonnen, ist Europa- und Weltmeister geworden und wurde mit Borussia Mönchengladbach fünfmal Deutscher Meister. Für Herbert „Hacki“ Wimmer aber hat sich ein Spiel ganz besonders ins Gedächtnis eingebrannt. Beim legendären 2:1-Pokalsieg 1973 gegen den 1. FC Köln, zu dem er den Ausgleich beisteuerte, war er erstmals Kapitän der Fohlen Elf und ein mitreißender Antreiber. „Das war mein bestes und spektakulärstes Spiel überhaupt“, sagt Wimmer im Gespräch mit unserer Zeitung. Es war in Düsseldorf das Spiel, in dem sich Günter Netzer selbst einwechselte und das Siegtor erzielte.

Am Samstag wird der „ewige Wasserträger“ von Netzer 75 Jahre alt. Hacki Wimmer hielt dem großen Star an seiner Seite und Idol der Fans mit seinem enormen Laufpensum auch in der dreißigminütigen Verlängerung den Rücken frei. „Ich bin nun einmal immer meinem Naturell entsprechend viel und gerne gelaufen, erst recht für Günter Netzer“, sagt der ehemalige Profikicker aus Brand bei Aachen.

Herbert Laumen, Jupp Heynckes, Günter Netzer und Berti Vogts, später allesamt Spieler von internationalem Ruf, hatten schon ihre Duftmarken bei der 1965 parallel mit dem FC Bayern München in die Bundesliga aufgestiegenen Gladbacher Borussia gesetzt, als ein Jahr später Hacki Wimmer in die spielfreudige und auf Angriff gepolte Fohlen Elf hineinschnupperte.

Direkt zum Probetraining eingeladen

 Die deutsche Nationalmannschaft 1972 nach Gewinn der Europameisterschaft. Hacki Wimmer steht – natürlich – zur Rechten Günter Netzers.

Die deutsche Nationalmannschaft 1972 nach Gewinn der Europameisterschaft. Hacki Wimmer steht – natürlich – zur Rechten Günter Netzers.

Foto: picture alliance / dpa/Werner Baum

Sein untrügliches Gespür für Talente hatte den damaligen Cheftrainer Hennes Weisweiler auch beim Besuch eines Verbandsligaspiels in Brand bei Aachen nicht im Stich gelassen. Er kam, sah den jungen Wimmer und bestellte ihn gleich tags darauf zum Probetraining. „Da habe ich mich voll reingehängt und den Trainer auf Anhieb überzeugt. Wenig später habe ich meinen ersten Vertrag unterschrieben. 1200 Deutsche Mark gab es pro Monat“, erinnert sich Wimmer, „was wollte ich mehr? Bundesliga, Borussia Mönchengladbach: Ich war 21 und einfach nur glücklich.“

Herbert Wimmer, der in seiner unwiderstehlichen Art ständig auf dem Platz die Richtung wechselte, also Haken schlug, und deshalb von Torwart Manfred Orzessek seiner Zeit den Spitznamen Hacki verpasst bekam, hat beim niederrheinischen Traditionsverein nachhaltig Spuren hinterlassen, ohne selbst je groß Aufhebens davon gemacht zu haben. „Hacki war auf dem Rasen einzigartig, und als Mensch jemand, der sich immer bescheiden zurückgehalten hat. Ein Mann ohne Allüren“, sagt sein ehemaliger Mitspieler Rainer Bonhof, heute Vizepräsident des Bundesliga-Spitzenreiters, über ihn.

Die Erfolge sprechen wahrlich für sich: fünfmal Meister, je einmal Pokalsieger und Uefa-Cup-Gewinner mit der niederrheinischen Borussia, der er Zeit seines Profilebens treu blieb.

Zwölf Jahre lang für Borussia Mönchengladbach

Mit Deutschland holte der torgefährliche Offensivspieler 1974 den Weltmeistertitel und zwei Jahre zuvor die Europameisterschaft, als sich die internationale Presse nach dem Finalerfolg gegen Russland (3:0) mit Lobeshymnen überschlug.

„Wir haben damals einen wunderbaren Fußball gespielt“, erzählt Wimmer, „und waren eine klasse Mannschaft.“ Auch in der Partie in der es um die europäische Krone ging war es „Adjutant“ Wimmer, der sich für seinen „Kommandeur“ Netzer besonders ins Zeug legte.

Wimmer, Sohn eines Tabakwaren-Großhändlers, spielte zwölf Jahre für Borussia Mönchengladbach (366 Bundesligaeinsätze, 51 Tore, 57 Europapokalspiele, sechs Tore). Nach dem Ende seiner Karriere übernahm er das Geschäft seines Vaters. Seinem laufintensiven Spiel hat er allerdings Tribut zollen müssen. Fünf Hüftoperationen konnten seiner Lebensfreude aber keinen Abbruch tun – und Wimmer erst recht nicht daran hindern, regelmäßig die Heimspiele der Borussia zu besuchen. Und Gladbach macht ihm momentan große Freude. „Was ich sehe, erinnert mich an früher. Spaß, Leidenschaft, Power und Spielwitz, und sie haben einen Klasse-Trainer. Ich bin sicher, die Borussen werden in der Bundesliga weiter oben mitmischen.“ Seinen Geburtstag feiert Hacki Wimmer, der seit 2014 Witwer ist, im Kreis seiner Familie, mit Tochter Claudia, Sohn Carsten und den drei Enkeln. „Das sind allesamt Jungs und halten mich ganz schön auf Trab.“

(Jochen Schmitz)
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