Hentke schwimmt zu EM-Gold über 200 Meter Schmetterling

London (dpa) - Franziska Hentke lauschte nach ihrem Gold-Coup mit geschlossenen Augen lächelnd den Anfängen der Nationalhymne. Dank der Magdeburgerin holten die deutschen Schwimmer bei den Europameisterschaften in London doch noch einen Titel.

Hentke schwimmt zu EM-Gold über 200 Meter Schmetterling
Foto: dpa

Nach Silber für Weltmeister Marco Koch verhinderte Hentke über 200 Meter Schmetterling die erste EM seit 1958 ohne deutschen Sieg. Die Kurzbahn- Europameisterin lag bei ihrer ersten Medaille auf der 50-Meter-Bahn in 2:07,23 Minuten nur eine Hundertstelsekunde vor der Ungarin Liliána Szilágyi.

„Einfach nur geil. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt hier Gold gewinne“, sagte Hentke, die auch vom schlechten Anschlag der Ungarin profitierte. „Eine Hundertstelsekunde Vorsprung, endlich mal das Glück auf meiner Seite.“ Da die 26-Jährige zur linken Seite atmet, die Konkurrenz aber rechts von ihr schwamm, realisierte Hentke das erste gesamtdeutsche EM-Gold auf dieser Strecke erst mit Verzögerung: „Ich dachte wirklich, dass die Ungarin vor mir ist. Ich habe es am Jubel der deutschen Mannschaft gesehen.“

Ob sich der EM-Umweg über London gelohnt hat, wissen die zwei deutsche Olympia-Hoffnungen erst im August in Rio. Hentke hatte wie Koch die EM aus dem Training heraus zur Olympia-Vorbereitung geschwommen. Die Abläufe mit Vorlauf und Halbfinale sowie dem Finale tags darauf sollten getestet werden. So probierte es Hentke anders als bei der WM voriges Jahr mit einer Ruhephase statt vormittäglicher Belastung am Finaltag. Außer Koch und Hentke bereiten sich alle anderen deutschen Olympia-Kandidaten bereits auf Rio vor. Die teils minderjährigen Nachwuchskräfte aus dem 15-köpfigem EM-Aufgebot agierten in London oft zu nervös und erreichten kaum wie gewünscht ihre Bestzeiten, von Finals ganz zu schweigen.

Vor zwei Wochen war Hentke die weltweit zweitbeste Zeit von 2:05,77 geschwommen - trotz harten Training folgte EM-Gold als Nebenprodukt. „Für's Selbstbewusstsein war das ein ganz wichtiger Schritt. Aber ich will die Goldmedaille auch nicht zu hoch handeln. Letztendlich zählt nur Rio und nichts anderes“, sagte Hentke.

Auch andere Nationen absolvierten die kontinentalen Titelkämpfe aus dem Training heraus - nur ihr Grundniveau ist meist höher als das der Deutschen. So konnten etwa die erfolgreichste Teilnehmerin Katinka Hosszu (Ungarn/vier Titel) EM-Erfolge nebenbei verbuchen, ohne ihr Training für Rio nennenswert zu ändern. Im Medaillenspiegel der 33. Schwimm-EM lag Ungarn mit 18 Medaillen (10-4-4) vor Gastgeber Großbritannien (7-6-9) und Italien (5-7-5). Deutschland (1-1-0) rangierte auf Rang neun.

Neben Hosszu machte auch Ungarns Urgestein Laszlo Cseh klar, dass bei den Spielen in Rio (5. bis 21. August) mit ihm zu rechnen ist. Über 100 Meter Schmetterling gewann der 30-Jährige in Weltjahresbestzeit von 50,86 Sekunden und schickte schon mal Grüße an die Konkurrenz um Rekord-Olympiasieger Michael Phelps (USA). „Ich kann in Rio noch mehr“, sagte Cseh nach seinem 33. EM-Titel und der 68. internationalem Medaille insgesamt. Nur der Olympiasieg fehlt dem Weltmeister über 200 Meter Schmetterling noch.

Vor den Augen seiner zurückgetrenen Schwester Laure schnappte sich Frankreichs Olympiasieger Florent Maanaudou die Freistil-Krone über 50 Meter. Die deutsche Rekordzeit des jungen Esseners Damian Wierling von vor zwei Wochen hätte übrigens für EM-Platz drei gereicht - doch auch Wierling ist schon in der Olympia-Vorbereitung.

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