Nach WM-Gold lässt Trainer Rivera Zukunft offen

Barcelona (dpa) - Valero Rivera kämpfte gegen die Tränen. Die Mundwinkel zuckten, die Stimme stockte. Im Moment seines größten Triumphes sagten Gestik und Mimik alles. „Für mich ist ein Traum wahr geworden.

Kein Hollywood-Film könnte schöner enden“, sagte Spaniens Nationaltrainer.

Kurz zuvor hatten seine Handballer in einem denkwürdigen Finale den Titel bei ihrer Heim-WM gewonnen. Das 35:19 gegen Europameister Dänemark markierte am Sonntagabend in Barcelona als höchster Finalerfolg einen Meilenstein in der WM-Geschichte. Und womöglich auch das Ende von Valero Riveras Karriere als Trainer der spanischen Nationalmannschaft.

Im katalanischen Barcelona hatte Rivera mit seine Mannschaft etwas erreicht, was als unvorstellbar galt: Ein Spanien-Gefühl. Noch vor Spielbeginn wurde vor den Augen von Kronprinz Filipe ein Transparent ausgerollt mit der Aufschrift „Katalonien ist nicht Spanien“. Doch nach der Vorführung gegen die hilflosen Dänen sangen die Zuschauer die textlose spanische Hymne mit einem vielkehligen „lalalalala“ lautstark mit.

Für Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek war das zu viel. Entgegen aller Gepflogenheiten ergriff der Welt-Handball-Trainer 2012 die Flucht aus dem Palau Sant Jordi. Als Valero Rivera emotional die WM und das Endspiel Revue passieren ließ, saß Wilbek bereits im Hotel und schmollte. Seinen Pressesprecher ließ er ein kurzes Statement ausrichten. Der Handball-Weltverband IHF entscheidet in der kommenden Woche über die Höhe der Strafe für den Erfolgstrainer. Und Rivera rüffelte seinen Kollegen: „Es ist sehr enttäuschend, dass er nicht da ist. Wir haben viermal hintereinander gegen Dänemark verloren, da war er jedesmal da. Das ist unwürdig für einen Welt-Handball-Trainer.“

Damit war für ihn der Eklat abgehakt. Knapp zwei Wochen vor seinem 60. Geburtstag wollte Rivera den Triumph einfach nur genießen: Gold bei einer Heim-WM und dann auch noch in seiner Wahlheimat Barcelona. „Das ist viel zu schön, um wahr zu sein. Das ist besser als alles, was ich bisher erlebt habe. Das ist mehr als ein Traum“, schwärmte er.

Dabei hat Rivera schon viel erlebt. Als Trainer wurde er mit dem FC Barcelona sechsmal Champions-League-Sieger. In seiner Vita stehen mehr als 70 Titelgewinne. Doch das WM-Gold vor 16 500 mitgerissenen Zuschauern im Palau Sant Jordi überwältigte den wohl erfolgreichsten Vereins-Trainer im Welt-Handball. „Die Menschen werden noch lange von diesem Spiel reden“, rückte er das Finale in historische Dimensionen. Immerhin habe seine Mannschaft „eins der besten Teams der Welt“ geschlagen.

Es wirkte, als sei der Höhepunkt auch der Schlusspunkt seiner Karriere als Nationaltrainer. Fragen zu seiner Zukunft mit der Mannschaft ließ er unbeantwortet. Und mit viel Pathos dankte er seiner Familie, seinen Freunden und allen, die ihn seit seinem Amtsantritt im Dezember 2008 begleitet haben. Insbesondere hob er in der Rede seinen Auswahl-Kapitän Alberto Entrerrios hervor, der im WM-Finale sein letztes Spiel in der Nationalmannschaft bestritten hatte. „Ich will nicht über die Zukunft reden. Heute ist ein Tag des maximalen Feierns für den spanischen Handball“, sagte Rivera.

Nach „der härtesten Woche meines Lebens“ hatte der spanische Trainer nur ein Bild vor seinem inneren Auge. Frankreichs Trainer-Legende Daniel Costantini hatte nach dem Gewinn des zweiten WM-Titels 2001 sein Amt niedergelegt. „Das habe ich als wundeschönen Moment wahrgenommen“, sagte Rivera und es wirkte, als würde er nach dem zweiten WM-Titel für Spanien diesem Beispiel folgen wollen.

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