Kiel reist nach Paris - „Man hat ein ungutes Gefühl“

Paris (dpa) - Mit einem mulmigen Gefühl fliegen die Handballer des THW Kiel zum Champions-League-Spiel nach Paris.

Kiel reist nach Paris - „Man hat ein ungutes Gefühl“
Foto: dpa

In der Halle Georges Carpentier nur wenige Kilometer vom Musiksaal „Bataclan“ entfernt, in dem bei den Anschlägen vergangene Woche zahlreiche Menschen ums Leben kamen, steht am Samstag das Gruppenspiel bei Paris St. Germain an. „Wenn wir spielen müssen, müssen wir spielen“, befand THW-Trainer Alfred Gislason. Besonders wohl fühlt sich der 56 Jahre alte Isländer bei dem Gedanken nicht: „Man hat schon ein ungutes Gefühl. Aber ich bin leider nicht der, der entscheidet.“

Und so liefen die ursprünglichen Planungen vor der Partie beim französischen Titelträger weiter. Nach einer Trainingseinheit am Donnerstag sollen die Kieler, die nach ihrem 30:26-Auswärtssieg bei der HSG Wetzlar am Mittwoch nicht in die Heimat zurückgekehrt waren, am Freitag mit dem Flugzeug nach Paris reisen.

„Die Flughäfen stehen unter besonderer Beobachtung“, sagt Gislason. Dort herrsche sicherlich „Alarm ohne Ende“. Keine einfache Situation für die Mannschaft, für die es im wichtigsten Vereinswettbewerb im Welthandball auch um Punkte und wirtschaftliche Aspekte geht.

Die Europäische Handballföderation EHF plant definitiv mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Handball-Schwergewichten aus Paris und Kiel. Für das Duell, das die EHF zum „Spiel der Woche“ erklärt hatte, wurden spezielle Botschaften in der Halle und der Besuch des EHF-Präsidenten Jean Brihault angekündigt. „Es ist ein Privileg und eine Verantwortung, dass die Menschen im Sport zusammenkommen und Ball spielen können. Egal, wer oder was sie sind“, wurde der Franzose auf der EHF-Homepage zitiert.

Dies gilt mit Sicherheit auch für den THW-Kiel, auch wenn Spieler und Umfeld wohl lieber auf die Reise verzichtet hätten. So bleibt Gislason und seinen Profis nicht mehr übrig, als „zu versuchen, sich auf das Spiel zu konzentrieren“. In Paris werden die „Zebras“ allerdings weitestgehend ohne Unterstützung aus der eigenen Anhängerschaft auskommen müssen. „Der Großteil der Fans, die ihre Karten über uns bestellt haben, hat die Tickets wieder zurück gegeben“, sagte THW-Pressesprecher Christian Robohm.

„Auch wenn die Zeiten nicht leicht sind, sollten wir den Mut haben, zur Normalität zurück zu kehren“, sagte der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, Dierk Schmäschke, dem „Schleswig-Holsteinischen“ Zeitungsverlag. Allerdings ist die Champions-League-Aufgabe der Flensburger, die am Samstag (19.00 Uhr) in Zagreb antreten müssen, kaum mit jener des THW Kiel in Paris zu vergleichen.

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