Handball Als der HSG in Rostock der große Wurf gelang

Der Rostocker Gänsehaut-Moment beim entscheidenden Tor zum Aufstieg in die 2. Handball-Liga in letzter Sekunde stellt sich bei den Protagonisten der HSG Krefeld auf Nachfrage sofort ein. Denn auf den Tag genau vor einem Jahr löste Kevin Christopher Brüren mit seinem Treffer zum 24:22 vor 4638 Zuschauern in der Rostocker Stadthalle eine nie gekannte Handball-Euphorie in der Sportstadt Krefeld aus.

 Jubel pur: Die Spieler der HSG Krefeld feierten nach dem 24:22-Erfolg in Rostock ausgelassen den Zweitliga-Aufstieg.

Jubel pur: Die Spieler der HSG Krefeld feierten nach dem 24:22-Erfolg in Rostock ausgelassen den Zweitliga-Aufstieg.

Foto: Sebastian Heger

Der im Profihandball-Geschäft bis dahin kaum in Erscheinung getretene Drittligist ließ beim hoch dekorierten einstigen Europapokalsieger Empor Rostock alle Träume wahr werden. Denn nach einer 23:24-Niederlage im Hinspiel war der Aufstieg perfekt.

Eine Mannschaft, die
mehr als ein Team war

HSG-Kapitän Tim Gentges erinnert sich mit leuchtenden Augen: „Der Sieg in Rostock und der Aufstieg in die 2. Liga waren das Non-Plus-Ultra in meinem Sportler-Leben. Wir haben den Aufstieg vor allem wegen der Mannschaft geschafft, die einfach mehr als nur ein Team war. Sonst hätte das nie funktioniert. Denn die Freundschaften, die ich mit Marcel Görden, Henrik Schiffmann, David Hansen, Max Zimmermann oder Ronny Rogawska pflege und damit habe ich längst nicht alle Namen genannt, gehen weit über den Handball-Rahmen hinaus. Das war unsere wirkliche Stärke.“

Gentges, Görden und Co. schafften es jedenfalls in Sekundenschnelle, die zuvor tobende Rostocker Stadthalle in eine Tiefkühltruhe zu verwandeln. Denn nach dem zunächst noch abgewehrten ersten Wurfversuch der Krefelder von Simon Ciupinski setzte sich eben Brüren im zweiten Versuch mit einem unbändigen Willen durch und brachte, wie später die wenigen Videoaufnahmen bestätigten, tatsächlich den Ball im Tor zum entscheidenden 24:22 unter. Brüren wusste: „Als ich den Ball bekam, lief die Zeit gegen mich. Ich musste den Ball da rein bekommen, und das hat mir echt Kräfte verliehen.“

Gentges erinnert sich: „Ich saß zu diesem Zeitpunkt auf der Bank und habe nach dem letzten Wurf nur auf die Schiedsrichter geachtet. Als die ihre Arme in die Höhe streckten, damit das Tor anerkannten und fast gleichzeitig die Schlusssirene ertönte, bin ich nur noch auf das Spielfeld gelaufen und habe die Anspannung und die Freude aus mir herausgeschrien.“ Für Gentges war aber nicht nur das größte sportliche Erlebnis entscheidend. Die Siegesfeier mit dieser Mannschaft, mit seinen Freunden, war ihm wichtig. Immer wieder angestimmt wurde der Song: „Nie mehr 3. Liga, nie mehr, nie mehr!“

Die Vorzeichen zwischen dem Favoriten aus Rostock, der das Hinspiel in Krefeld mit 23:22 gewonnen hatte, und den Gästen vom Niederrhein waren eben grundsätzlich verschieden. Längst hatten die Empor-Verantwortlichen im nahen Warnemünde vor dem Entscheidungsspiel eine pompöse Aufstiegsfeier arrangiert. Denn bis zum Relegationsspiel gegen Krefeld hatte der Ostmeister der 3. Liga kein einziges Heimspiel verloren. Auf der anderen Seite musste HSG-Klubmäzen Thomas Wirtz beim Hallen-Caterer nach dem gerade erreichten Aufstieg erst einmal ein paar Kästen Bier für die Mannschaft und den Tross bestellen. Der Optimismus vor dem Spiel hielt sich halt in Grenzen.

Später auf der Rückfahrt kauften die HSG-Verantwortlichen dann fast noch eine Tankstelle leer, um die lange Tour von der Ostsee in die Seidenstadt zu überstehen. Bis um acht Uhr am Montagmorgen feierte die Mannschaft später in der Sportsbar Karussell. Am Nachmittag empfing dann bereits Oberbürgermeister Frank Meyer die Aufstiegshelden auf dem Rathausplatz.

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