Holger Glandorf: „Ich will mich nie verstellen“

Interview: Der Lemgoer Nationalspieler über die neue Saison und die Belastungen der Handballer.

Sie hatten vor der vergangenen Saison einige Angebote der deutschen Spitzenteams. Warum ging es eigentlich nach Lemgo?

Glandorf: Damals hatte ich gar nicht so viel Zeit, mich umzusehen. Der HSG Nordhorn ging es nicht so gut, und ich wollte dem Verein helfen, Geld zu kassieren. Ich hatte nur drei Tage bis zur Wechselfrist. Lemgo hatte sich damals sehr bemüht und das Paket passte. Die Stadt ist nahe an Nordhorn und Osnabrück - das war auch für meine Frau wichtig.

In Lemgo haben sie die Nummer 11 bekommen - nach dem Rücktritt von Volker Zerbe wurde die eigentlich nicht mehr vergeben.

Glandorf: Stimmt. Als er sagte: Klar kannst Du die haben, habe ich mich sehr gefreut. Ich hatte auch in Nordhorn jahrelang die 11 und nachher in der Nationalmannschaft.

In der letzten Saison hatten Sie in Lemgo eine ziemlich turbulente Zeit: Am Anfang die Entlassung von Trainer Markus Baur, am Ende der EHF-Cup-Sieg...

Glandorf: ...und dazwischen hatte ich eine schwere Verletzung am Handgelenk. Mit der sportlichen Bilanz bin ich zufrieden - auch wenn ich weiß, dass ich besser Handball spielen kann. Aber wir haben den EHF-Cup gewonnen.

Glandorf: Das wird mit anderen wieder so werden. Man muss den neuen Leuten nur etwas Zeit geben. Natürlich kann man einen Spieler wie Mimi immer gut gebrauchen. Es ist schade, dass er den Verein verlässt, aber deswegen werden wir nicht heulen. Das ist seine Entscheidung.

Was sind die Ziele?

Glandorf: Mit den vielen neuen Spielern: Wenn wir am Ende einen Europapokalplatz erreichen, können wir sehr zufrieden sein.

Ihre Krankenakte ist voll von Brüchen und Prellungen.

Glandorf: Das liegt aber nicht an der harten Spielweise, sondern an der hohen Belastung. Man hat teilweise zwei Wochen mit sechs Spielen und jedes Jahr ein großes Turnier. Dazwischen ist es schwierig, den Körper zur Ruhe zu bekommen. Im Sommer hatte ich nur drei Wochen Urlaub.

Einige Ihrer Teamkollegen fallen gerne auf, sind bekannter und haben auch mehr Werbeverträge. Mit einer wilden Frisur könnten Sie Ihren Marktwert bestimmt steigern.

Glandorf: Das bin dann aber nicht mehr ich. Ich will Handball spielen, ich will Leistung bringen. Das ist alles, was für mich zählt. Ich will mich nicht verstellen, um irgendwelche Werbeverträge zu bekommen. Das wäre völliger Quatsch.

In der Nationalmannschaft ist die Situation ähnlich wie bei Ihnen im Team: ein Umbruch findet statt.

Glandorf: Und da entsteht auch was. Wir müssen natürlich noch viel lernen, aber man merkt, dass alle viel Spaß haben und etwas erreichen wollen.

Stefan Kretzschmar hat bemängelt, dem Team fehle es an Führungsspielern.

Glandorf: Das ist klar. Einige Ältere haben aufgehört. Führungsspieler müssen sich entwickeln. Wir müssen erstmal Erfahrungen sammeln. Die Spieler, die damals 2007 die WM geholt haben, waren zum größten Teil über 30.

War der Schnitt danach zu groß?

Glandorf: Ich sage immer, wenn man schon einen Schritt macht, dann kann man auch gleich zwei auf einmal nach vorne gehen.

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