Handball EM Finn Lemkes Tagebuch

Breslau. Es ist wieder Wochenende in Breslau. Wir schlendern über den Rynek, den zentralen Platz in der Innenstadt auf der Suche nach einem Ort, wo noch etwas los ist. Vielleicht mit Live-Musik.

Finn Lemke (links) in Aktion.

Finn Lemke (links) in Aktion.

Foto: Maciej Kulczynski

Wir fragen uns durch. Und bekommen einen Tipp. „Café Manada“. Vor dem Haus steht eine Frau. Sie ist eine der mehr als ein Dutzend bemittleidenswerten jungen Damen, die jeden Abend Männer in eine der Strip-Lokale der Stadt locken sollen. Im Keller wird also an Stangen getanzt, im ersten Obergeschoss bewegen sich einige wenige Körper rhythmisch zur Musik einer Jazz-Band.

Vielleicht sind es 30 Personen, die den Weg in das Café gefunden haben. Die meisten sitzen gemütlich in den zahlreichen Plüschsesseln. Sie lauschen. Und sie staunen. Über einen Mann, der sich hinter den Trommeln austobt. Es ist Jakub Miarczynski. Er ist 24 Jahre alt, stammt aus Breslau, und tut schlicht das, was er am liebsten macht — er spielt Schlagzeug. Miarczynski stellt unter Beweis, dass es mehr Berufung als Beruf sein muss, Musiker zu sein. Mit einer selten gesehenen Perfektion benutzt er seine Drumsticks und taucht in eine eigene Welt ab. Es ist schwer vorstellbar, dass es der Mann mit dem lockigen Haar mit seinem Talent bislang nicht weiter als in einen Hinterhof seiner Heimatstadt geschafft hat.

„Ich studiere Jazz, bin aber Berufsmusiker und lebe davon, Schlagzeug zu spielen“, erklärt er. Das „Manana“ ist nicht seine einzige Bühne. Auf Festivals in Polen trat er schon vor bis zu 20000 Menschen aus. Doch es sind nicht die Massen, die Miarczynski faszinieren, sondern die Möglichkeit, sich mit zwei Stöcken auszudrücken und sein Publikum auf eine spannende Reise mitzunehmen. Es gäbe für diese musikalische Liebeserklärung zurzeit wohl keinen passenderen Ort als Breslau, die Kulturhauptstadt Europas.

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