DHB-Frauen wollen bei WM kein Mittelmaß sein

Leipzig (dpa) - Präsidenten-Cup - nein, danke. Zwei Jahre nach dem Gewinn des Trostpreises in der Verliererrunde gibt es für die deutschen Handball-Frauen bei der WM in Serbien nur ein Ziel: Raus aus dem Mittelmaß.

Von Samstag an will die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Novi Sad nachweisen, dass der 17. WM-Platz in Brasilien ein einmaliger Ausrutscher war. „Wir fahren nicht dorthin, um einen mittelmäßigen Platz zu erreichen“, sagte Bundestrainer Heine Jensen.

Die EM vor Jahresfrist in dem Balkanland brachte mit Platz sieben schon einen Aufschwung, Serbien 2.0 soll einen weiteren Aufwärtstrend zeigen. „Wir sind weitergekommen und das wollen wir zeigen“, kündigte Kreisläuferin Anja Althaus an. Zum Turnierauftakt am Samstag um 17.00 Uhr dürfte das nicht schwerfallen. Erster Gegner ist Exot Australien, der bei seinen bislang sieben WM-Teilnahmen nie über den 23. Platz unter 24 Mannschaften hinausgekommen ist. „Ich hoffe, dass wir Australien schlagen können“, sagte Jensen unerwartet ernsthaft. Die „Aussies“ mit der Dortmunderin Sally Potocki sind seit 2003 bei einer WM ohne Sieg.

Danach warten in der Gruppe D mindestens unangenehme Gegner und mit Ungarn zum Abschluss der Vorrunde am 13. Dezember gar einer der Turnierfavoriten. Davor gilt es für die DHB-Auswahl, aus den Partien gegen Tschechien, Rumänien und Tunesien möglichst schon genug Punkte für den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale gesammelt zu haben. „Wir fahren dahin, um uns in jedem Spiel teuer zu verkaufen“, betonte Bundestrainer Jensen.

Der besonnene Däne formuliert nur Minimalziele. „Erstmal wollen wir die Vorrunde überstehen“, erklärte er Platz vier in der Gruppe zur Priorität, „dann kommen K.o.-Spiele und dann kann alles passieren.“ Nach seiner Einschätzung ist die deutsche Staffel sehr ausgeglichen besetzt. „Das ist eine Gruppe, wo viel von der Tagesform abhängig ist. Es wird schwer für eine Mannschaft, mit null Minuspunkten durchzukommen“, prognostizierte er.

Auch DHB-Präsident Bernhard Bauer hat keine gehobenen Erwartungen an die Frauen-Auswahl. „Ich erwarte, dass sie gut spielt, sich einsetzt und bis zum Schluss attraktiven Handball bietet“, sagte der neue Verbandschef, der in Serbien seine erste WM erlebt. Heine Jensens Anforderung ist ähnlich: „Wenn wir guten Handball spielen, müssen uns die Gegner erstmal schlagen.“ Das hatte sein Team in der EM-Qualifikation gegen Russland (32:27, 28:29) und mit Abstrichen in den WM-Tests gegen Schweden (30:28, 28:27) bewiesen.

Dass die DHB-Auswahl dabei ohne Spielmacherin Kerstin Wohlbold auskommen muss, ist ein großes Handicap. Wegen eines Kreuzbandrisses im rechten Knie aus dem ersten Spiel gegen Schweden ist die Saison für die Rückraumspielerin beendet. Zudem fehlen aus der Stammformation Torhüterin Katja Schülke und Spielführerin Isabell Klein, die beide ihr erstes Kind erwarten, und Kreisläuferin Anne Müller wegen einer Knieverletzung.

Dennoch rechnet Heine Jensen seine Mannschaft zur zweiten Reihe bei der WM. Norwegen, Montenegro und Ungarn zählt er zu den Titelanwärtern. Gespannt sei er auf Olympia-Gastgeber Brasilien, die Dänen hätten wieder eine gute Mannschaft und Frankreich sei nicht außer Acht zu lassen. „Und dann kommt eine nächste Gruppe, zu der wir auch gehören.“

Das deutsche WM-Aufgebot:

Tor: Clara Woltering (Buducnost Podgorica/Montenegro/158/0), Jana Krause (Thüringer HC/27/0)

Feld: Natalie Augsburg (HC Leipzig/59/108), Angie Geschke (VfL Oldenburg/50/59), Anja Althaus (Thüringer HC/216/476), Wiebke Kethorn (VfL Oldenburg/30/29), Marlene Zapf (Bayer Leverkusen/26/82), Susann Müller (HC Leipzig/61/158), Christine Beier (Spreefüxxe Berlin/45/59), Anne Hubinger (HC Leipzig/18/25), Shenia Minevskaja (TuS Metzingen/10/13), Kim Naidzinavicius (Bayer Leverkusen/21/25), Anna Loerper (VfL Oldenburg/176/293), Laura Steinbach (Ferencvaros Budapest/Ungarn/92/184), Nadja Nadgornaja (Thüringer HC/44/168), Saskia Lang (HC Leipzig/32/22)

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