Handball-Bundesliga Diese Niederlage sitzt beim BHC ganz tief

Nach dem 28:29 gegen Lemgo steckt der BHC wieder einmal in der Ursachenforschung. Warum gab die klare Führung nicht die nötige Sicherheit?

Handball-Bundesliga: Diese Niederlage sitzt beim BHC ganz tief
Foto: Otto Krschak

Wuppertal. Es waren nur Nuancen, die dem Bergischen HC am Mittwochabend in der Uni-Halle im Keller-Duell gegen den TBV Lemgo die Punkte raubten. Umso bitterer war das Ergebnis für die Löwen, die mit nur fünf Punkten und nach nun zehn Niederlagen in Folge aktuell auf Kurs in Richtung Liga zwei steuern.

Ironie am Rande, dass es ausgerechnet Christoph Theuerkauf war, der zwei Sekunden vor dem Ende zum 29:28-Endstand einnetzte — die erste und einzige Führung des TBV im gesamten Spiel. Eben jener Theuerkauf hatte dem BHC auch 2011 im mit dem Abstieg beendeten ersten Bundesliga-Jahr beim 32:33 den K.o. versetzt. Damals hatte der BHC 14 Minuten vor dem Ende noch mit acht Toren geführt - diesmal wurde ein Fünf-Tore-Halbzeitvorsprung aus der Hand gegeben.

Die Frage nach dem „Warum?“ beherrschte anschließend die Köpfe der fassungslosen Zuschauer, die ihren BHC großartig unterstützt hatten. „Wir haben in der ersten Halbzeit so gut und mit so viel Adrenalin gespielt, wenn es keine Pause gegeben hätte, hätten wir mit 20 Toren Unterschied gewonnen“, sah Torwart Björgvin Gustavsson die Ursache in dem Loch nach dem Wechsel, aus dem es in der aktuellen Lage schwer gewesen sei, wieder herauszukommen. Seinen Trainer Sebastian Hinze verteidigte er vehement. „Er hat uns super eingestellt. Die drei, vier Leute, die heute Hinze raus gerufen haben, sollen doch bitte nicht wiederkommen.“

Hinze hatte vor allem auf die taktischen Rezepte gebaut, die das Team in den vergangenen Spielen verfestigt hat. Vor allem die Variante mit Tomas Babak in der Spielsteuerung im Verbund mit Alex Hermann und Bogdan Criciotoiu im Rückraum funktionierte zunächst glänzend. Basis des Erfolgs der ersten Hälfte war aber die Abwehr. Als der nach der Pause die Kompaktheit fehlte, witterte Lemgo Morgenluft. „Wir waren wie eine Klette. Solche Spiele spielen sich im Kopf ab, die gewinnst du nicht mit taktischer Raffinesse“, formulierte Lemgos Geschäftsführer Christian Sprdlik nachher und sprach dem BHC sein Mitgefühl aus. „Wir wissen, wie ihr euch fühlt. Wir haben in dieser Saison bereits viermal mit einem Tor Unterschied verloren.“ Gerade aus der Heimniederlage gegen Mitkonkurrent Balingen Anfang des Monats habe die Mannschaft aber ihre Lehren gezogen, war in der entscheidenden Phase da.

Hinze versuchte, neben Umstellungen in der Abwehr beim 18:16 auch mit dem siebten Feldspieler statt des Torwarts wieder eine Umkehr des Trends hinzubekommen. Doch genau darauf hatte sich Lemgo offenbar sehr gut vorbereitet.

„Ich habe den Jungs nach der Niederlage gegen Hannover am Wochenende erst einmal zwei Tage frei gegeben, damit sie frisch sind, im Training haben wir uns dann auf den siebten Feldspieler und die offensive Abwehrvariante des BHC konzentriert“, meinte TBV- Coach Florian Kehrmann und sprach auch den psychologischen Aspekt an, wenn der Ball ins leere Tor klatsche, was dem BHC zweimal passierte. Es hätte trotzdem noch gut ausgehen können, etwa wenn nicht drei von vier Siebenmetern verworfen worden wären.

Erst im Sechs gegen Sechs nach 24:24 bekam der BHC wieder Zugriff, traf jetzt auch Viktor Szilágyi, der zuvor als „freier Mann“ noch bestens abgeschirmt worden war. Dass der reaktivierte Sportliche Leiter, den Hinze ab der 42. Minute fast permanent im Angriff einsetzte, kurz vor Schluss beim 28:28 ein Stürmerfoul abgepfiffen bekam, entbehrte nicht der Tragik. Lemgo nutzte die restlichen 20 Sekunden zum entscheidenden Schlag.

„Ich weiß noch nicht, wie man damit umgeht. Es ist vielleicht einer der schwersten Momente, die ich beim BHC erlebt habe und tut unglaublich weh“, meinte Szilágyi nachher niedergeschlagen. „Jetzt fahren wir nach Kiel und hoffen auf ein gutes Spiel“, striff er nur kurz die letzte Partie des Jahres am kommenden Montag. In der WM-Pause gehe es dann darum, alles genau zu analysieren. „Mit der Trainerfrage befassen wir uns derzeit nicht“, sagte Geschäftsführer Philipp Tychy, auf die Frage, die in solchen Situationen üblicherweise auftaucht.

17 Saisonspiele sind es noch und aktuell drei Punkte Rückstand auf Lemgo, das nun den ersten Nichtabstiegsplatz erobert hat. Nach Kiel könnten es allerdings bis zu fünf werden. Während der BHC dort am Montag (17.15 Uhr) eine schier unlösbar scheinende Aufgabe hat, spielt Lemgo in Minden beim nächsten Kellerkind.

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