Handball-Bundesliga Bob Hanning lässt die gute Laune im Bergischen

Wuppertal/Solingen/Berlin. · Der langjährige Macher der SG Solingen und Ex-Trainer des HC Wuppertal leidet beim 26:28 gegen den Bergischen HC mit den Füchsen Berlin. Und genießt die Klingenhalle dennoch.

 Bob Hanning, hier im Gespräch vertieft, erhielt vor dem Anpfiff in der Klingenhalle viel Beifall.

Bob Hanning, hier im Gespräch vertieft, erhielt vor dem Anpfiff in der Klingenhalle viel Beifall.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Klingenhalle ist an diesem Donnerstagabend kurz nach dem Einlass noch leer, da entwickelt sich am Spielfeldrand bereits eine lebhafte Diskussion. Wolfgang Jamelle, der beim Bundesliga-Spiel zwischen den Bergischen Löwen und Berliner Füchsen die Spielaufsicht haben wird, ist auch Chef der deutschen Handball-Schiedsrichter – sein Gesprächspartner ist ebenfalls im Deutschen Handball-Bund eine ganz große Nummer: Bob Hanning.

Der Vizepräsident Sport des DHB und Geschäftsführer der Füchse hat es sich nicht nehmen lassen, die Klingenstadt anzusteuern. Obwohl er eigentlich gar keine Zeit hat und deswegen auch auf Verabredungen im privaten Sektor verzichtet hat. Aber Solingen, das ist etwas Besonderes für den 51-Jährigen. Hier ist er zu einer eindrucksvollen Karriere durchgestartet. „Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt Hanning zu der Ära zwischen 1995 und 2000 – man merkt ihm an, dass er es allen großen Handball-Erlebnissen zum Trotz ernst meint.

Den großen Stress, den er derzeit in seinem Berliner Job verspürt, hat der gebürtige Essener rasch abgeschüttelt, als er vor dem Duell der Europapokal-Anwärter den kleinen Presseraum in der Klingenhalle betritt. Dort hat er gemeinsam mit dem heutigen BHC-Geschäftsführer Jörg Föste den Grundstein für Profi-Handball in Solingen und im Bergischen Land gelegt. Spätere Weltmeister wie Florian Kehrmann und Torsten Jansen geholt und gefördert. Die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen. Und vor allem das Potenzial für Leistungshandball geweckt und ausgebaut.

Viele Gespräche und

Beifall vom Publikum

Von der Regionalliga ging es über die 2. Bundesliga ins Oberhaus. „Es war neben Berlin die intensivste Zeit, noch vor Hamburg“, hat Bob Hanning eine klare Rangfolge seiner Stationen im Kopf. Mit Michael Hegemann, der die SG Solingen einst in die 1. Liga warf, tauscht er Anekdoten aus. Erzählt von Kontakten zu Ex-Spielern wie Dag Rieken, Marcus Lindblad und anderen. Unterhält sich mit dem langjährigen Sportbund-Chef Hartmut Lemmer, mit dem aus dem Bergischen stammenden ZDF-Sportreporter Martin Schneider, mit Sky-Experte Heiner Brand, selbstverständlich mit Jörg Föste – Bob Hanning, körperlich mittlerweile ein Leichtgewicht und mit moderner Frisur, merkt man die Freude über seine Rückkehr an. So beschwingt kennt man ihn von früher.

Mit der Berliner A-Jugend war er schon in der Klingenhalle, mit den Profis ging es bisher stets in Wuppertal um Punkte. Auch dort hatte er als Trainer ja eine Station. Von Solingen war Hanning zum damaligen HC Wuppertal gegangen, der in der ersten Liga spielte. Weil der Club damals bereits wirtschaftlich angeschlagen war, ging es ständig gegen den Abstieg.Insofern sind die Erinnerungen an die Klingenhalle mit größeren Erfolgen verbunden.

Ja, die Klingenhalle ist eines seiner „Wohnzimmer“. So sieht es auch das Publikum, das die Vorstellung durch den am Donnerstag großartigen Hallensprecher Jens Scheffler mit viel Beifall honoriert. Beifall, der hochverdient ist.

Von Solingen aus hat er es auch zur Nationalmannschaft geschafft, wird unter Brand Co-Trainer und übernimmt verantwortlich das B-Team. Wie prominent Hanning ist, wird in den vergangenen Monaten nur allzu deutlich. Auftritte in teuren Versace-Pullovern, die Trennung von der früheren Star-Leichtathletin Katrin Krabbe, der Zwist mit Schauspielerin Simone Thomalla ob des Wechsels ihres Lebensgefährten Silvio Heinevetter nach Melsungen – selten hat ein Handball-Funktionär im deutschen Sport so viel Aufmerksamkeit erregt. Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Lande ist er vor den Kameras ein gefragter Mann, auch da macht er seine Sache ausgezeichnet.

Mit Föste die Basis gelegt –

und jetzt Rivalen um Europa

Das kann man von seinen Füchsen diesmal nicht umfänglich behaupten. „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Bob Hanning mit Respekt vor dem Anpfiff. Nach den 60 Minuten nimmt er im engen Kabinengang mit anderen Berliner Verantwortlichen am ersten Krisengespräch nach der 26:28-Niederlage teil. Mit diesem schlechten Gefühl besteigt Hanning am Freitagmorgen den Flieger von Düsseldorf nach Berlin. Die gute Laune im Sport bleibt in Solingen – bei Jörg Föste. Er hat 1995 wichtige Entscheidungen getroffen, um mit Bob Hanning die 3. Liga zu verlassen. Nun kämpft der BHC-Chef gegen ihn und das Star-Ensemble aus der Hauptstadt um Europa. Eine herausragende Entwicklung!

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