Kapitän unter Erfolgsdruck : Besondere Handball-EM für Gensheimer
Zagreb (dpa) - Uwe Gensheimer spricht leise und nicht besonders ausführlich über die Handball-Europameisterschaft 2016. Er wäre gerne bei diesem sensationellen EM-Sieg dabei gewesen, „das ist ja klar“, war er aber verletzungsbedingt nicht: „Darum freue ich mich, jetzt hier bei der EM zu sein.“
Er ist seit Jahren der beste Spieler in einem ansonsten ausgeglichenen Nationalteam, die Goldmedaille holte die DHB-Auswahl damals aber auch ohne ihn. In Kroatien bietet sich der Mannschaft nun die Chance zur Titelverteidigung. Und Gensheimer die Gelegenheit auf seinen ersten großen Erfolg im Nationaltrikot überhaupt.
„So viele Bilder von 2016“ habe er gar nicht mehr in seinem Kopf, sagt der 31-Jährige im Teamhotel in Zagreb. Ein Muskelfaserriss hatte ihn damals kurz vor dem Turnier ausgebremst, was die Sorgen von Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson vergrößerte, den Coach und seine Bad Boys aber nicht am EM-Sieg hinderte. Nun ist Gensheimer wieder dabei, als „der einzige Weltklasse-Spieler, den wir haben“, wie Kreisläufer Hendrik Pekeler sagt. Die Chancen auf eine Wiederholung des Erfolgs von 2016 verringern sich dadurch sicher nicht. Der Erfolgsdruck aber auch nicht. Die Vorzeichen haben sich geändert.
Auch weil Gensheimer nicht dabei war, war Sigurdssons Team damals nicht viel zugetraut worden. Die DHB-Auswahl reiste als Außenseiter nach Polen und wuchs durch die schwerwiegenden Ausfälle von Gensheimer oder Rechtsaußen Patrick Groetzki zu einer Einheit zusammen. Der neue Bundestrainer Christian Prokop kann kurz vor seinem Turnier-Debüt nun aus dem Vollen schöpfen. Gensheimer ist Kapitän, Anführer und meistens auch bester Torschütze seiner Mannschaft. Es hängt sicher auch von seiner Form ab, wie der Europameister am Samstag (17.15 Uhr/ZDF) gegen Montenegro in das Turnier startet.