Handball-WM: Heubergers Durchbruch

Seine Zukunft galt als ungewiss. Doch der Bundestrainer widerlegt die Kritiker. Sein Team spielt für ihn.

Düsseldorf. Oliver Roggisch ist wie ein Baum. So steht er der 34-jährige Handball-Nationalspieler in der deutschen Abwehr, die Nase im Gesicht des 2,02 Meter-Riesen ist schief und fast immer geschwollen. Aber als der Mann vom Handball-Bundesligisten Rhein Neckar Löwen am Montag gefragt wurde, welche Poster früher in seinem Zimmer hingen, da sagte Roggisch: „Martin Heuberger war nie in der Bravo-Sport, sonst hätte ich seines reingehängt. Ganz so populär war er dann in der Zeit aber doch nicht.“

Ob es Heuberger heute in die Bravo-Sport schaffen würde? Vielleicht braucht er dafür noch ein, zwei Siege bei der Weltmeisterschaft in Spanien, die Heuberger ins Viertelfinale geführt hat. Oder besser: Heuberger hat die deutsche Mannschaft ins Viertelfinale geführt. Sein zweites großes Turnier mit den besten Handballern Deutschlands ist bis jetzt eine Erfolgsgeschichte. 2012 war der heute 48-Jährige bei der EM in Serbien noch als Vierter der Hauptrunde ausgeschieden. Zu früh.

Es gibt nicht Wenige im deutschen Handball, denen der plötzliche Erfolg des Baden-Württembergers mit einer Mannschaft ohne Stars gar nicht recht kommt. Sie hatten sich in Stellung gebracht, allen voran Ex-Nationalspieler und TV-Experte Stefan Kretzschmar. Und Heuberger schien die Zweifel zu bedienen, weil der Hüne aus Ortenau, ein Diplom-Verwaltungswirt, häufig eine ungelenke Figur macht.

Er wirkt nervös am Spielfeldrand, fingert immer wieder am Hosensaum rum, läuft auf und ab, sein Gesicht ist eine einzige Landschaft aus Zweifeln und Stress. Einige sagen: Heuberger, der Mann, der in seiner Zeit als Junioren-Trainer drei große Titel geholt hat, ist mit dem A-Team überfordert.

Das Spiel der deutschen Handballer sagt etwas anderes. Und seine Spieler denken anders. „Er ist sehr emotional, aber auch sehr offen“, sagt Nationalspieler Steffen Fäth, der mit Heuberger wie so Viele schon als Junior zusammengearbeitet hat. Das ist des Trainers Plus: Ist der Druck von außen auch noch so groß, seine Spieler kennen ihn, stehen hinter ihm. Auch, weil der Kreisläufer von einst sie einbezieht, mit flachen Hierarchien arbeitet. Anders als Vorgänger Heiner Brand, der ihn protegiert hat. Aber dessen Schatten Heuberger auch nie verlassen wird.

Sein Team steht jetzt, wenn es morgen im Viertelfinale gegen Gastgeber Spanien geht, mehr denn je auf dem Prüfstand. Und er mit ihnen. Ob er denn jetzt Genugtuung verspüre, wurde Heuberger nach dem Achtelfinalsieg gegen Mazedonien gefragt. Heubergers Blick verriet genau das, er hätte das jetzt bestätigen können. Aber er sagte: „Es hat mich motiviert.“

“ Spanien - Deutschland morgen, 18.50 Uhr/ZDF

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