Hambüchen und Boy führen Olympia-Riege an

Frankfurt/Main (dpa) - Fabian Hambüchen und Philipp Boy führen die Olympia-Riege der Turner in London an. Cheftrainer Andreas Hirsch berief erwartungsgemäß die beiden deutschen Top-Turner am Sonntag nach der letzten Olympia-Qualifikation in Frankfurt am Main in die Riege.

Fabian Hambüchen saß ganz entspannt im Publikum, als Cheftrainer Andreas Hirsch seinen Namen bei der Nominierung der deutschen Olympia-Riege verlas. Nie hatte der Ex-Weltmeister trotz seiner Achillessehnen-Operation im Vorjahr einen Zweifel daran gelassen, dass er beim Großereignis in London dabei sein wird. Gemeinsam mit Vizeweltmeister Philipp Boy aus Cottbus führt er nun erwartungsgemäß die deutsche Riege an.

Tags zuvor hatte Hambüchen trotz eines Abwurfs vom „Zitterpferd“ auch die entscheidende Qualifikation dominiert. Nur zwei Wochen nach dem Gewinn der Meisterschaft verpasste der Wetzlarer mit 89,90 Zählern in Frankfurt aber die Schallmauer von 90 Punkten knapp. „Ein bisschen hat mich das geärgert. Aber ich bin froh, dass der ganze Quali-Stress jetzt vorbei ist“, meinte der Sieger nach der Hitzeschlacht in der schwülwarmen Fraport-Arena. „Diese Quali war kein leichter Schritt, weil ich ja meinen ganz eigenen Weg nach London gesucht habe.“ Vor allem am Reck gilt Hambüchen nach brillanter Darbietung seiner schwierigen Übung und der Tageshöchstnote von 16,40 Punkten als Medaillenkandidat für London.

Dort sieht Hambüchen auch kein Problem, dass sein Vater und Trainer nicht zum offiziellen Olympia-Team gehört. „Er wird trotzdem in London weilen und wir werden ständigen Kontakt haben“, meinte der Wetzlar.

Philipp Boy war nach Verletzungsserie der vergangenen Wochen froh über Platz zwei (88,40). Mit Spritzen und Tabletten hatte er seine Schmerzen im Rücken gelindert. „Wenn der Wettkampf am Mittwoch gewesen wäre, hätte ich nicht starten können“, meinte der Cottbuser, der aber zum vierten Mal in dieser Saison beim Kolman-Salto vom Reck stürzte. „Ich wollte keine Geschenke. Nun bin ich überglücklich, dass ich es geschafft habe. Er fügte an: „Schmerzfrei in London ist wohl illusorisch, aber jetzt darf gar nichts mehr passieren.“

Auch die weiteren Olympia-Teilnehmer waren keine Überraschungen: Barren-Europameister Marcel Nguyen (Unterhaching) sowie die Olympia-Neulinge Andreas Toba aus Hannover und Sebastian Krimmer aus Stuttgart gehören dem Quintett an. In den kommenden drei Wochen steht nun in Kienbaum noch ein Berg von Arbeit vor den Turnern. Es geht an den Feinschliff und die Stabilität der Übungen. Vor allen Nguyen zeigte ungewohnte Schwächen und blieb unter seinem Leistungsniveau. „Ich muss vor allem einiges an den Ständen tun, ich bin ein Abgangsidiot“, sagte Philipp Boy.

Das Frauen-Team wird angeführt von der dreimaligen deutschen Mehrkampfmeisterin Elisabeth Seitz (Mannheim) und der 37 Jahre alten Oksana Chusovitina (Herkenrath). Die gebürtige Usbekin erlebt damit in London als erste Turnerin der Welt ihre sechsten Olympischen Spiele. Weiterhin nominierte Cheftrainerin Ulla Koch Nadine Jarosch (Detmold), Kim Bui (Stuttgart) und überraschend auch Sprungspezialistin Janine Berger (Ulm).

Die 18-jährige Seitz hatte mit klarem Vorsprung (57,20 Punkte) auch die letzte Qualifikation dominiert. Herausragend war erneut ihre schwierige Stufenbarren-Übung, für die sie mit 14,75 Punkten belohnt wurde und nun mit dem Olympia-Finale liebäugelt. „Es ist einfach nur schön, wenn man hört, dass man nun definitiv dabei ist“, meinte sie.

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