Zwanziger am Bosporus - „Mir fehlt nichts“

Istanbul (dpa) - Schon weit vor dem Ende seines ersten UEFA-Kongresses als Nicht-mehr-DFB-Präsident durfte Theo Zwanziger die Bühne im Kongresszentrum von Istanbul verlassen. In Istanbul wirkte der 66-Jährige entspannt und gelöst - trotz eines unangenehmen Termins zu Hause.

Per Polizeieskorte wurde er ob des chaotischen Verkehrs in der türkischen Millionenmetropole zum Flughafen chauffiert. In der Heimat wartete ein wichtiger Augenarzttermin auf den 66-Jährigen. Der dritte Sessel von links zwischen den Herren Sergej Fursenko aus Russland und Avraham Luzon aus Israel in der Riege der Exekutivkomitee-Mitglieder blieb am Donnerstag also für die restlichen anderthalb Stunden des 36. UEFA-Kongresses verwaist.

Zuvor durfte Zwanziger beim Tagesordnungspunkt 8 (Anpassung der UEFA-Statuten und der Geschäftsordnung des UEFA-Kongresses) in einer zehnminütigen Ansprache wichtige Reformen vorstellen und durch den Präsidenten Michel Platini abstimmen lassen. Der Jurist aus Altendiez jonglierte verbal mit Paragrafen, Absätzen und Ziffern. Er konnte auf Deutsch sprechen und war merklich in seinem Element.

„Ich fühle mich gut, ich habe es so gewollt. Mir fehlt nichts“, sagte Zwanziger in einer kurzen Kaffeepause. Seit dem 2. März ist er nicht mehr Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), will seine internationalen Ämter aber weiter ausüben. Bis 2013 bleibt er in der Exekutive der UEFA und macht dann Platz für seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach. In die FIFA-Regierung ist Zwanziger sogar bis 2015 gewählt. „Ich habe vor, diese Aufgaben zu erfüllen“, sagte er.

Zum Ende seiner Amtszeit auf dem DFB-Chefsessel wirkte der Vater zweier Söhne auch ob der teilweise heftigen Kritik an seiner Person und seiner Amtsführung dünnhäutig und leicht reizbar. Bei seinem Kurztrip an den Bosporus wirkte Zwanziger entspannt und gelöst wie lange nicht. „Ich habe jetzt viel mehr Zeit, weniger Termine und mehr Freiheit“, sagte er.

In der kommenden Woche wartet zwar im Home of FIFA in Zürich mit einigen Gremienrunden und der zweitägigen Sitzung des Exekutivkomitees wieder eine arbeitsintensive Zeit, doch danach geht es erst einmal für zwei Wochen in den Urlaub.

„Wenn dann irgendetwas passiert in der Bundesliga oder sonst wo, muss ich nichts kommentieren, muss ich nichts bewerten, muss ich mich nicht dazu äußern“, sagte Zwanziger, der sich als DFB-Chef gerne und regelmäßig zu Wort meldete. In Istanbul fiel es ihm leicht, als Mitglied der UEFA-Exekutive eine wichtige Neuerung zu kommentieren. Künftig wird mindestens eine Frau in der UEFA-Regierung vertreten sein, vom 1. Juni an die frühere norwegische Fußballspielerin Karen Espelund. „Das ist eine gute Entscheidung“, sagte Zwanziger nur.

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