Die Neuen beim WSV Prokoph soll ein Zielspieler sein

Wuppertal · Der älteste ist auch der prominenteste Zugang des WSV. Der Erstliga-Erfahrene hatte viele Gründe, sich für Wuppertal zu entscheiden.

 Roman Prokoph bei seiner WSV-Premiere gegen Velbert gleich in Abschlussposition.

Roman Prokoph bei seiner WSV-Premiere gegen Velbert gleich in Abschlussposition.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mittelstürmer sind gefragt - das gilt im Fußball von der Kreisliga bis zur Nationalmannschaft, wo ein echter seit geraumer Zeit schmerzlich vermisst wird. Mit Roman Prokoph hat sich Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV zumindest mal für die kommende Saison einen zweiten neben Marco Königs an Land gezogen. Und auch wenn Prokoph im ersten Testspiel gegen Velbert, wie berichtet, noch nicht knipsen konnte, so war der 35-Jährige doch schon gleich der erhoffte Zielspieler.

 „Roman hat in den vergangenen Jahren stets bewiesen, dass er sehr torgefährlich ist. Wenn so ein Spieler auf dem Markt ist, muss man sich dafür interessieren. Ich bin froh, dass es dann gepasst hat“, sagt Trainer Björn Mehnert. Neben Treffsicherheit - mit 15 Toren erzielte Prokoph in der abgelaufenen Saison mehr als jeder WSV-Spieler, hat in insgesamt 189 Spielen in der Regionalliga-West 69 Mal getroffen - erhofft sich Mehnert von Prokoph auch Führungsqualitäten. „Wir haben ja bisher fast nur junge Spieler dazugeholt“, so Mehnert.

Erfahrung bringt der gebürtige Berliner Prokoph ohne Ende mit. In der Nachwuchsabteilung des heutigen Erstligisten Union Berlin groß geworden, spielte er unter anderem schon bei St. Pauli, Bochum, Hannover, Unterhaching und dem österreichischen Erstligisten SV Kapfenberg, bevor er in Köln „sesshaft“ wurde. „Der SV Karpfenberg war mein größter Fehler“, sagt Prokoph rückblickend. Beim VfL Bochum, für den er 2009 und 2010 sogar 15 Erstliga-Spiele bestritten hat, habe ihm der damalige Trainer Friedhelm Funkel zum Ende der Saison gesagt, dass er nicht mehr mit ihm plane und ihm keine Steine in den Weg legen werde. Enttäuscht darüber habe er sich dann zu wenig über den österreichisch Klub informiert und dort schnell zugesagt. „Es hat nicht gepasst“, sagt er heute zu dem dann nur halbjährigen Intermezzo.

In Köln, wo er zuletzt drei Jahre für den FC und zwei für die Fortuna spielte, ist er inzwischen sesshaft geworden. „Das war auch ein Grund, mich für den WSV zu entscheiden. Ich will nicht mehr weit weg.“ Im September will er seine Lebensgefährtin heiraten, die er 2017 in Köln kennengelernt hat. Bei Ex-Kollege und Kumpel Lars Bender, der die Rückrunde beim WSV gespielt hatte, habe er sich zudem erkundigt und nur Gutes über die aktuelle Konstellation in Wuppertal gehört.

Kollegiales Verhältnis zu Sturmkonkurrent Marco Königs

Er selbst kennt den WSV als ambitionierten Regionalligisten aus vielen bisherigen Duellen. „Mit dem FC habe ich auch fast jedes Mal gegen den WSV getroffen“, erinnert er sich. Jetzt will er für die Wuppertaler treffen und dabei auch den Konkurrenzkampf mit Marco Königs aufnehmen. „Ich schätze Marco sehr, er hat sich hier ein hohes Standing erarbeitet, weil er ein guter Typ ist und Verantwortung übernimmt“, sagt Prokoph neidlos und fügt an: „Ich glaube der Verein ist der Gewinner, zwei Spieler zu haben, die wissen, wo das Tor steht.

Nicht nur das weiß Prokoph, sondern auch, wie man den eigenen Körper leistungsfähig erhält, was im fortgeschrittenen Fußballeralter immer wichtiger wird. „Ich habe mir da Routinen erarbeitet“, sagt der Neu-WSVer und zählt auf: „Immer eine Stunde vor dem Training da sein, um noch zu quatschen und den Kopf für den Fußball frei zu haben. Eine bewusste Ernährung. Viel Trinken auch während des Trainings und des Spiels. Dehnen und ein Blackroll-Programm nach der Belastung. Entmüdungs- und Kältebecken nutzen.

Dass es so etwas im Stadion am Zoo gibt, sei ein weiterer Pluspunkt bei seiner Entscheidung für den WSV gewesen. „Das Schönste ist für mich, ohne Schmerzen Fußball spielen zu können“, versichert er. Das habe er gelernt, als er in seinem letzten Jahr beim FC die komplette Hinrunde unter Patellasehnen-Problemen gelitten habe. Als Kapitän habe er aber die Zähne zusammengebissen und teilweise mit Schmerzmitteln gespielt, um in der damals schwierigen Situation (Abstiegskampf und plötzlicher Tod von Co-Trainer Uwe Fecht) voranzugehen. Das zeigt das Verantwortungsbewusstsein des gebürtigen Berliners, der die fußballerische Bindung zur Hauptstadt längst verloren hat („Union verfolge ich ohne Emotionen“), aber immer noch mit leichtem Berliner Akzent spricht. Was er dem WSV zutraut? „Fußballerisch kann ich noch nicht so viel sagen, aber die Mannschaft hat Charakter und einen guten Spirit. Man merkt, dass jeder etwas erreichen will“, sagt Prokoph, würde sich wünschen „dass wir unter die ersten Fünf kommen.“ Er selbst hat einen Einjahresvertrag, der sich bei 25 Meisterschaftseinsätzen um ein Jahr verlängert. Sollte er seine Torquote bestätigen und gesund bleiben, dürfte das realistisch sein. Mittelstürmer sind ja immer gefragt ...

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