In der Krise Warum Runge und Co. dem WSV aus der Patsche helfen wollen

Wuppertal · Ex-Präsident Friedhelm Runge, Verwaltungsratschef Uwe Heyn und Karsten Hutwelker begründen, warum sie bei der Beschaffung von 100 000 Euro bis Montag geholfen haben.

Verwaltungsratschef Uwe Heyn, gehört zum dem Trio, das dafür sorgt, dass der WSV am Montag 100 000 Euro aufbringen kann.

Verwaltungsratschef Uwe Heyn, gehört zum dem Trio, das dafür sorgt, dass der WSV am Montag 100 000 Euro aufbringen kann.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Es ist offenbar eine gemischte Finanzkonstruktion, zumindest zum Teil wieder über einen Kredit, über den der Wuppertaler SV sich mit 100 000 Euro am Montag aus der aktuellen Notlage befreit, um die Februar-Gehälter auszahlen und so eine ganz kurzfristige Insolvenzgefahr abwenden zu können. Vorstandssprecher Alexander Eichner hatte am Sonntagabend ein Trio genannt, das bis zu diesem Montag die dafür notwendigen Bürgschaften, beziehungsweise Darlehen gibt. Dass neben dem neuen Sportlichen Leiter Karsten Hutwelker und dem komissarischen Verwaltungsratsvorsitzenden Uwe Heyn auch Ex-WSV-Präsident Friedhelm Runge dazugehört, sorgt für besondere Aufmerksamkeit.

Friedhelm Runge, der den Verein über mehr als 20 Jahre recht autokratisch geführt hatte, gilt immer noch als Reizfigur, an dem sich die Geister scheiden. Er selbst ist immer noch tief gekränkt wegen dem, was sich im Frühjahr 2013 ereignet hat, als er nach Kritik zurückgetreten war und seine Nachfolger unter WSV 2.0 den Verein zunächst in eine Planinsolvenz geführt hatten. Er sieht sich weiter nicht vollständig rehabilitiert, die Tatsache, dass die Sponsoren „ohne Runge“ danach eben nicht Schlange standen, nicht ausreichend hervorgehoben. Dass der 79 Jahre alte Unternehmer in der jetzigen Situation nun doch wieder für den Verein einspringt, begründet er so. „Der erste Antrieb zu helfen war, dass der WSV nicht in die Insolvenz geht. Das wäre auch damals nicht nötig gewesen“, sagt er. Er habe nun zunächst mit Bargeld geholfen. „Wie der Verein das dann deklariert, liegt nicht in meiner Gewalt.“ Als Spende zumindest ist es nicht mehr möglich, wie der Vorstand am Samstag auf der Pressekonferenz dargelegt hatte, weil in letzter Zeit (auch im Zuge der jüngsten Rettungsaktion) bereits so viele Spenden eingegangen seien, dass dem Verein sonst drohe, seine Gemeinnützigkeit zu verlieren. Vorstandssprecher Alexander Eichner hatte am Sonntagabend von Bürgschaften und Darlehen bei der Beschaffung der 100 000 Euro durch das Trio Runge, Heyn und Hutwelker gesprochen.

 Friedhelm Runge hilft dem WSV wieder.

Friedhelm Runge hilft dem WSV wieder.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Ihm hält Runge zugute, dass Eichner ihn als Teil von 2.0 schon damals angerufen habe, um mit ihm über ein eventuelle Engagement zu sprechen. „Ich habe ja nichts gegen den WSV, ich habe sogar angeboten, ihn weiter als Trikotsponsor zu unterstützen oder bei der Jugendarbeit, aber das ist dann abgelehnt worden,“ so Runge. Groll hegte er bekanntermaßen besonders gegen Lothar Stücker, der mit ihm als WSV-Vorstand zurückgetreten war und dann wieder dem neuen Vorstand unter WSV 2.0 angehörte.

 Karsten Hutwelker ist nicht abgeneigt, auch über den Sommer hinaus für den WSV als Sportlicher Leiter zu arbeiten.

Karsten Hutwelker ist nicht abgeneigt, auch über den Sommer hinaus für den WSV als Sportlicher Leiter zu arbeiten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ob er nun dem WSV auch über die akute Hilfe hinaus unter die Arme greifen werde, lässt Runge offen. „Es ist noch viel zu früh, das zu sagen. Erst einmal muss man abwarten, was sich ergibt und was Herr Eichner aus der Situation macht.“ Es gebe auf jeden Fall viel, was man bereinigen müsse. Gerettet sei der Verein ja noch lange nicht.

Heyn: „Ich wollte nicht, dass die, die nichts dafür können die Suppe auslöffeln.“

Verwaltungsratschef Uwe Heyn erklärt seine Motivlage für die Bürgschaft, die er übernommen habe, so: „Eigentlich war ich dagegen, dass der Verein überhaupt noch weitere Kredite aufnimmt. Was mich aber dann doch bewogen hat, mitzumachen, war die Tatsache, dass sonst die Gehälter nicht ausgezahlt werden könnten. Die Suppe hätten dann diejenigen auslöffeln müssen, die für die Lage nichts können, nämlich die Angestellten“, sagt Heyn. Über die Aufteilung der 100 000 Euro, die das Trio gebe, wollte er nicht konkret werden. Es sei sicher nicht jeweils zu einem Drittel geschehen, aber auch nicht so, dass der finanziell Potenteste der Drei, Friedhelm Runge, die Summe fast alleine stemme. Heyn: „Das ist schon ganz gut aufgeteilt, auch wenn die Möglichkeiten der einzelnen Personen natürlich berücksichtigt sind.“

Die Schocknachricht über das erneute Finanzloch, die der Vorstand am Samstag der Öffentlichkeit verkündet hatte, habe der Verwaltungsrat schon einige Tage zuvor erhalten. „Da hat uns Melanie Drees die Zahlen offengelegt.“ Er persönlich setze großes Vertrauen in den neuen interimsmäßigen Vorstand, vor allem in Alexander Eichner. Der hatte bekannt, sich in der vergangenen Woche bis auf drei Stunden, in denen er ein Mandantengespräch für sein eigenes Unternehmen führte, ausschließlich um den WSV gekümmert zu haben.

Heyn: „Das Vertrauen zu den zuvor handelnden Personen ist dagegen vollständig aufgebraucht gewesen.“ Dass sich Maria Nitzsche, die sicher auch nicht schuldlos sei, ihrer Verantwortung stelle und nun bei der Aufarbeitung helfe, rechne er ihr hoch an. Nicht verstanden habe er es, dass Manuel Bölstler als Vorstand zurückgetreten sei, aber sein Arbeitsverhältnis als Sportdirektor unberührt davon habe weiterführen wollen. „Das hat für Unruhe gesorgt.“ Insofern habe auch der Verwaltungsrat der vom Vorstand vorgeschlagenen Trennung sofort zugestimmt. Die genaue Begründung, und ob es eine fristlose Kündigung sei, überlasse man dem Vorstand.

Heyn selbst bleibt vorerst dabei, dass er seine Tätigkeit als Verwaltungsratschef zunächst bis zur Jahreshauptversammlung am 8. April sehe. „Ich denke gar nicht, dass ich der Optimale für die Position bin, aber ich bin von vielen Seiten angesprochen worden und tue das für den WSV. Seit 2013 engagiert sich Heyn vielfältig – unter anderem als Trikotsponsor (Fobeal) - für den Verein. Die Zeiten unter Friedhelm Runge hat er nur aus der Entfernung erlebt, bittet aber alle, möglichst vorbehaltlos zur Kenntnis zu nehmen, dass der dem Verein nun in der jetzigen Form helfe. „Er hat sicher auch Fehler gemacht - wie jeder sie macht- , aber man muss auch berücksichtigen, dass er über Jahre mit seinem Geld Dinge für den Verein möglich gemacht hat, die sonst vielleicht nicht möglich gewesen wären. Da gilt es auch zu verzeihen.“

Hutwelker will dem WSV wieder ein
sportliches Gesicht geben

Verziehen hat ihm längst Karsten Hutwelker, dass er unter Runge im September 2011 nach nur acht Spielen (sieben Punkte) als Trainer schon wieder entlassen und durch Hans-Günter Bruns ersetzt worden war. Zu seiner jetzigen finanziellen Hilfe für den WSV möchte Hutwelker nichts sagen – nur so viel: „Mit meinem Engagement habe ich, glaube ich, gezeigt, dass ich dem Verein helfen will.“ Damit ist natürlich in erster Linie seine zunächst ehrenamtliche Aufgabe als Sportlicher Leiter gemeint, in die er sich nun erst einmal einarbeiten müsse. Am Montag um 12 Uhr wollte er sich erstmals mit Trainer Adrian Alipour treffen, um die Lage zu besprechen und ihre Sichtweisen auszutauschen. Für diese Saison benennt Hutwelker – wie übrigens auch Alipour – ganz klar als Ziel, die Regionalliga zu halten und das Finale im Niederrheinpokal zu erreichen. Dafür muss am 10. April Oberligist FC Monheim im Stadion am Zoo geschlagen werden.

Auch mit Alexander Eichner seien noch eingehende Gespräche nötig, um absehen zu können, welchen Freiraum der Verein für die kommende Saison habe. Hutwelker: „Für mich ist aber auch wichtig, dass sich der Verein wieder ein Gesicht gibt, Werte, für die er steht und nach denen man dann auch Spieler holen kann, ohne in jeder Saison wieder ein größeren Teil auszutauschen.“ Dabei liege ihm nicht daran, Schuldzuweisungen an die handelnden Personen der Vergangenheit auszuteilen. „Dass sie nach besten Wissen und Gewissen gehandelt haben, stelle ich nicht infrage.“ Nur habe es irgendwann nicht mehr funktioniert, vielleicht auch, weil man sich mit dem Konzept 2020 zu viel Druck auferlegt habe.

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