Nachruf Wuppertaler SV trauert um Aufstiegstrainer Jerat

Wuppertal · Wolfgang Jerat, der drei Mal beim WSV den Taktstock geschwungen hat und die Mannschaft 1992 zum Zweitliga-Aufstieg führte, ist in Ghana mit 65 Jahren gestorben.

 Wolfgang Jerat hatte zuletzt Anfang 2008 im legendären Pokalendspiel gegen Bayern München auf Schalke für den WSV an der Linie gestanden.

Wolfgang Jerat hatte zuletzt Anfang 2008 im legendären Pokalendspiel gegen Bayern München auf Schalke für den WSV an der Linie gestanden.

Foto: Kurt Keil

Der 1. FC Köln verbreitet am Samstag auf seiner Vereinsseite die Nachricht vom Tod von Wolfgang Jerat. Der Ex-Trainer sei im Alter von 65 Jahren in Ghana gestorben. Dort war er zuletzt für eine Fußball-Akademie tätig gewesen. Zu den Umständen das Todes verlautete zunächst nichts. Er sei unerwartet verstorben, sei dem Verein von der Familie mitgeteilt worden. „Der 1. FC Köln trauert mit Wolfgang Jerats Familie und wird ihm stets ein Andenken bewahren“, heißt es von dem Bundesligisten.

Jerat war dort im Jahr 1993 für neun Spiele Cheftrainer gewesen, löste damals Jörg Berger ab und wurde dann selbst durch Morten Olsen ersetzt, blieb unter ihm aber noch Co-Trainer.

Beim Wuppertaler SV gleich
voll eingeschlagen

Eine deutlich entscheidendere Rolle als Trainer spielte Jerat unterdessen beim Wuppertaler SV, für den er zwischen 1990 und 2008 dreimal tätig gewesen war. In seiner insgesamt nur vierjährigen Amtszeit zeichnete er für die größten Erfolge der jüngsten 30 Jahre mitverantwortlich. In der Saison 1991/92, seiner zweiten beim WSV, gelang ihm mit der Mannschaft der Aufstieg in die 2. Liga. Ungeschlagen ging man damals durch die Aufstiegsrunde. Allerdings war da schon klar, dass Jerat anschließend würde gehen müssen. Der damalige Präsident Friedhelm Runge holte für die 2. Liga den erfahrenen Gerd vom Bruch, erinnerte sich aber 1996 wieder an Jerat, der immer für spektakulären und erfolgreichen Offensivfußball gestanden hat. Das Ziel Wiederaufstieg (1993 war das Intermezzo 2.Liga bereits wieder beendet gewesen) wurde 96/97 als Vierter (sechs Punkte hinter dem Zweiten RWE) knapp verfehlt, und so musste Jerat erneut gehen.

In der Endphase der Saison 2006/07 folgte dann das dritte Engagement Jerats an der Wupper. Im Schlussspurt hätte es mit ihm fast noch zum erneuten Zweitliga-Aufstieg gereicht. Am letzten Spieltag, an dem der WSV im gut gefüllten Stadion am Zoo gegen Emden spielte, war die Mannschaft nach Führung sogar für einige Minuten aufgestiegen, weil auch die Zwischenstände auf den anderen Plätzen passten. Doch das Blatt wendete sich noch und auch ein Sieg (am Ende verlor der WSV noch mit 2:4) hätte den Wuppertalern nicht zum Aufstieg gereicht.

Das spektakulärste Kapitel unter Jerat sollte allerdings noch folgen. In der folgenden Saison spielte sich die Mannschaft - das vermutlich beste WSV-Team der vergangenen vier Jahrzehnte - bis zum Winter nicht nur auf Platz eins der Regionalliga, sondern auch bis ins Achtelfinale des DfB-Pokals gegen Bayern München. Dabei schaltete das Team um Mike Rietpietsch, Christian Maly, Mahir Saglik, Tobias Damm und Manuel Bölstler unter anderem Erstligist Hertha BSC nach einer Superleistung verdient aus und schaffte es dann noch, die Schalke-Arena zum Spiel gegen Bayern München mit mehr als 61 000 Zuschauern bis auf den letzten Platz zu füllen. Die durften beim 2:2 zur Pause sogar auf eine Sensation gegen Kahn, Ribery & Co. hoffen.

Nach dem Höhepunkt auf Schalke musste Jerat gehen

Am Ende verlor der WSV ehrenvoll mit 2:5. Trotzdem und trotz der guten Ausgangsposition in der Liga musste Jerat anschließend gehen. Es knirschte im Innenverhältnis, was dann auch als Begründung für Jerats Entlassung genannt wurde. Blüten hatten etwa immer wieder Geschichten um Jerats Hund Jago getrieben, der bei Spielen aus dem Stadion verbannt wurde.

Wolfgang Jerat hatte danach noch Stationen beim Bonner SC, bei Viktoria Köln und FK Most, an seine Erfolge mit dem WSV konnte er aber nicht mehr ganz anknüpfen, auch wenn er mit Bonn den Aufstieg aus der damals 5. Liga in die Regionalliga feierte. Das galt umgekehrt genauso für den WSV, der anschließend unter Wolfgang Frank den Aufstieg verpasste und eine steile Abwärtskurve nahm.

„Der Wuppertaler SV spricht der Familie Jerat sein Beileid aus“, sagte am Samstag stellvertretend Sportvorstand Thomas Richter. Als Spieler hatte Richter beim WSV nur kurz vor der Saison 96/97 Kontakt mit Jerat gehabt. Damals wechselte Richter und als er 1992 zu Zweitliga-Zeiten zum WSV gekommen war, war Jerat gerade weg. „Besser kenne ich seinen Sohn Tim und fühle jetzt mit ihm“, so Richter. Tim Jerat spielte insgesamt sechs Jahre für den WSV.

(gh)
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