Wuppertaler SV WSV: Was passiert nach einer Rettung?

Am Samstag wird die Kasse abgerechnet. Danach geht es um Personal und Strategie.

 Manuel Bölstler hat noch kein neues sportliches Konzept.

Manuel Bölstler hat noch kein neues sportliches Konzept.

Foto: Kurt Keil

Es sieht gut aus, dass der Wuppertaler SV zumindest die Hürde für die aktuelle Saison überspringen und den Fehlbetrag von 260 000 Euro bis zur selbst gesetzten Frist am Samstagabend aufbringen kann. Darauf fokussieren die Verantwortlichen derzeit alle Kräfte. Doch was passiert danach? Bisher steht nur fest, dass die Jahreshauptversammlung - bis zu der Antworten gefunden werden müssen - am 8. April bei Hako stattfinden soll.

Derzeit geht es noch um die unmittelbare Gegenwart - und da stand  die  Crowdfundig-Aktion, die  integraler Bestandteil des Rettungsplans ist  und allein 100 000 Euro frisches Geld einbringen soll, am Freitag schon bei 120 000 Euro.  Auch zum Einsparziel von 100 000 Euro am Gehaltsetat der ersten Mannschaft sagte Sportvorstand Manuel  Bölstler vorsichtig: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Als fünften Spieler verliert der WSV Angelo Langer

Nach den Stürmern Christopher Kramer, Jonas Erwig-Drüppel   und Kamil Bednarski sowie Torwart Joshua Mroß verließ am Freitag nun auch Angelo Langer den Verein. Der Stamm-Linksverteidiger wechselt nicht erst im Sommer sondern sofort zum Liga-Konkurrent Rödinghausen. Dazu hat die Mannschaft für die restlichen Spiele auf ihre Prämien, Bölstler auf einen Teil seines Gehalts verzichtet. Er schloss am Freitag (vor dem Langer Wechsel) nicht aus, dass noch ein, zwei weitere Abgänge hinzukommen könnten.

Gleichzeitig werden Bölstler reihenweise Spieler angeboten. „Man muss schauen, ob man wirtschaftlich günstige Jungs findet“, schließt er nicht aus, dass er auch wieder Spieler nehmen würde, um gut durch den Rest der Saison zu kommen. Beispielsweise habe man derzeit nur einen Torwart und keinen Stoßstürmer. Und man dürfe auch die eigene A-Jugend nicht belasten, die noch um den Aufstieg in die Bundesliga spiele. Die Jugendabteilung, dass betont Bölstler, sei von den Einsparungen nicht betroffen gewesen. Hier sehen viele einen Eckpfeiler und die Zukunft des Vereins, der sich nach dem Scheitern von WSV 2020 auf die Suche nach einem neuen Konzept begeben muss. Spieler, die jetzt vielleicht  noch dazu kämen, müssten das zu einem Gehalt wie in der Bezirksliga machen, um andererseits die Chance zu haben, sich in der Regionalliga ins Schaufenster zu stellen, so Bölstler.

Zum Testspiel am Samstag bei seinem ehemaligen Klub, Westfalen-Oberligist ASC Dortmund (14 Uhr),  wird Cheftrainer Adrian Alipour vermutlich zunächst einmal wieder einige A-Jugendliche mitnehmen, um den Kader aufzufüllen. Der ist auch durch Verletzungen (die Rückkehr von Dennis Malura, Daniel Grebe, Daniel Hägler und Peter Schmetz ist derzeit nicht absehbar, Len Heinson startet am Montag einen neuen Versuch) derzeit arg dezimiert. Wieder zurück ist nach seinem Probetraining in der Türkei Enes Topal. „Klar wäre es schön, wenn wir keine weitere Substanz verlieren“, sagt Alipour.

Natürlich gehe es in allen Gesprächen mit Sponsoren über aktuelle Hilfen am Rande auch um die neue Saison, so Bölstler. Doch an ein konkretes „Konzept danach“ sei derzeit noch nicht zu denken. „Wir sind vollauf mit der Bewältigung der aktuellen Notsituation beschäftigt und damit, für den Rest der Saison eine schlagkräftige Mannschaft aufs Feld zu stellen. Wir brauchen noch Punkte, und haben noch  den Pokal“, sagte er.

An allen Diskussionen um die handelnden Personen, unter denen der  WSV in den vergangenen Jahren immer tiefer in die Schuldenfalle geraten ist, will er sich nicht beteiligen. Neben ihm ist besonders Vorstandssprecher Lothar Stücker in die Kritik geraten. „Der sollte als Steuerberater die Kompetenz haben, derartige Situationen zu vermeiden“, ist hinter vorgehaltener Hand vielfach zu hören. „Nächste Woche werden wir sicher Dinge dazu sagen“, sagt Bölstler und ergänzt: „Wir müssen erst einmal unseren Teil dazu beitragen, aufzuklären.“

Um Personalien wird es auf der Jahreshauptversammlung übrigens zwangsläufig gehen. „Die Amtszeit aller zwölf Verwaltungsratsmitglieder läuft aus“, berichtet der Ehrenratsvorsitzende Peter Pelke, der die Tagesordnung vorbereitet. Laut Satzung wählen die Mitglieder den Verwaltungsrat und der wählt dann den Vorstand, den er auch kontrolliert. Derzeit lebt der WSV von der gewaltigen Hilfsbereitschaft, die er geweckt hat, in Zukunft wird es wieder um Konzepte gehen.

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