Fußball-Regionalliga WSV unterliegt im Spitzenspiel in Essen knapp

Essen/Wuppertal · Nach schwachem Start und frühem 0:2-Rückstand bietet der Regionalliga-Zweite dem Spitzenreiter ein Spiel auf Augenhöhe und ist beim 1:2 am Ende auch einem Punkt nahe. Mit der ersten Hälfte war Trainer Björn Mehnert allerdings gar nicht zufrieden.

 Der Wuppertaler SV hat gegen Rot-Weiss Essen verloren.

Der Wuppertaler SV hat gegen Rot-Weiss Essen verloren.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Rot-Weiss Essen bleibt für den WSV ein Angstgegner. Im Spitzenspiel Erster gegen Zweiter unterlagen die Wuppertaler am Sonntag mit 1:2 (1:2) und müssen den Tabellenführer vorerst ziehen lassen. Der hat jetzt vier Punkte mehr auf dem Konto und noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Es war allerdings ein ganz anderer Auftritt des WSV, als beim 1:6 an gleicher Stelle vor einem Jahr oder beim 0:1 in Wuppertal im Hinspiel. Nach schwachem Start und 0:2-Rückstand lieferten die Wuppertaler dem Meisterschaftsfavoriten ein Spiel auf Augenhöhe und hatten nach dem Anschlusstreffer vom Marco Königs kurz vor der Pause nach dem Wechsel noch einige Chancen, gegen eine sehr starke Essener Mannschaft vielleicht noch ein Unentschieden mitzunehmen.    

Die Voraussetzungen waren nicht optimal. Trainer Björn Mehnert musste auf seinen Abwehrchef Lion Schweers wegen eines grippalen Infekts verzichten. Er gehörte zu den Spielern, die am Montag eine Booster-Impfung erhalten hatten.  Insofern hatte man sich beim WSV vielleicht ein wenig verpokert. Wie wichtig Impfungen allerdings noch werden können, zeigte die Tatsache, dass es am ersten Spieltag nach der Winterpause gleich vier Spielausfälle gab, die nicht alle witterungsbedingt waren (mehrere Coronafälle bei Düsseldorfs U 23). Darunter waren auch die Partien der weiteren Top-Klubs Münster (in Lotte) und Fortuna Köln (in Ahlen), wo allerdings jeweils die Platzbeschaffenheit nicht mitspielte. Rot-Weiss Oberhausen als Tabellenfünfter verlor durch ein 0:1 gegen den 1. FC Köln U 21 an Boden.

Für den indisponierten Schweers stellte Mehnert den jungen Dominik Bilogrevic zentral in die Fünferkette. Auch vorne setzte er neben Routinier Marco Königs auf die Jugend. So durfte der 19-jährige Kingsley Sarpei nach einer starken Vorbereitung beginnen. Zugang Valdet Rama und Rekonvalszent Kevin Hagemann saßen zunächst auf der Bank.

Bei RWE ersetzte im Mittelfeld der 23 Jahre alte Niklas Tarnat, Sohn von Ex-Profi Michael Tarnat – den suspendierten ehemaligen Kapitän Dennis Grote. Den torgefährlichen Ouzhan Kefkir ließ RWE-Trainer Christian Neidhart ebenso zunächst auf der Bank wie die Winterzugänge Marius Kleinsorge und Fabian Rüth.

Die Abwehr erwies sich für den wie im Hinspiel verhalten beginnenden WSV zunächst als Achillesferse. Schon in der ersten Minute verlor Durim Berisha am eigenen Strafraum den Ball, Bilogrevic konnte aber noch ausbügeln. Das gelang nach sechs Minuten nicht mehr, als Berisha bei Ballbesitz im Halbfeld, von Sandro Plechaty attackiert, die Kugel verlor. Essen passte schnell in die von der WSV-Abwehr in der Vorwärtsbewegung entblößte Mitte. Isaiah Young lief allein auf Torwart Sebastian Patzler zu und überwand ihn zum 1:0 für Essen. Nur sechs Minuten später stand es 2:0. Einen weiten Einwurf von Daniel Heber köpfte Bilogrevic zu kurz zentral  nach vorne, wo Essen in Ballbesitz kam, gleich nach links auf Simon Engelmann weiterleitete, der den rechts am zweiten Pfosten freistehenden Felix Bastian bediente. Den Ball über die Linie zu drücken, war für den nur noch Formsache. Nach 24 Minuten und einem mit gelb bestraften Frustfoul, war der Arbeitstag für den unglücklichen Berisha dann beendet. Mehnert wusste, dass er etwas ändern musste, wollte wohl auch keine Gelb-rote Karte riskieren. Er stellte hinten auf Viererkette um und brachte mit Valdet Rama einen weiteren Offensivspieler.

Der Wechsel zeigte Wirkung. Langsam kam der WSV besser ins Spiel, wurde auch mutiger. Die besseren Chancen hatte zunächst allerdings noch Essen, so nach einem Plechaty-Schuss, den Patzler toll über die Latte lenkte, oder kurz vor der Pause, als die Gastgeber sich den WSV nach einer erneut zu kurz abgewehrten Ecke am Strafraum zurechtlegten, Daniel Heber aber freistehend am zweiten Pfosten drüber köpfte. Das 3:0 wäre sicher die frühzeitige Entscheidung gewesen, dennoch merkte man, dass der WSV hier noch lange nicht aufgegeben hatte. Mehr und mehr konnte auch Rama seine Qualitäten im Eins-gegen-Eins zeigen. Klasse dann unmittelbar vor der Pause seine Vorbereitung zum Anschlusstreffer. In den Strafraum gestartet, legte er einen gefühlvollen langen Ball von Kevin Pires per Kopf passgenau nach hinten ab, wo Marco Königs auf die Vorlage wartete. Mit einem strammen Schuss überwand Königs Essens Schlussmann Daniel Davari und brachte sein Team mit seinem achten Saisontreffer zurück ins Spiel. 

„Wir legen ihnen drei auf, von denen sie zwei machen. Wenn Sebastian Patzler nicht so toll hält, steht es 3:0 und das Spiel ist durch. Aber durch das 1:2 haben wir hier wieder eine Chance“, sagte WSV-Vorstand Peter Neururer zur Pause. Um diese Chance offensiv zu ergreifen, brachte Trainer Mehnert zur zweiten Hälfte Kevin Hagemann für Kingsley Sarpei, der sich wenig hatte in Szene setzen können. Als der gerade erst von seiner Fußverletzung aus dem Münster Spiel genesene Hagemann prompt mal von Alonso rüde gefoult wurde, musste man schon Schlimmes befürchten, doch er konnte weitermachen. Es wurde spannend, denn beide Teams wirkten nun jederzeit gefährlich. Nach 63 Minuten, nach einer Klasseaktion von Rama auf der Grundlinie, verpassten zwei WSVer in der Mitte nur um Haaresbreite, konnte Essen klären. Auf der Gegenseite war Sandro Plechaty bei einem Konter plötzlich frei durch, traf  aber nur die Latte, wobei Patzler noch mit den Fingerspitzen am Ball gewesen zu sein schien. Dann ein Klassezusammenspiel zwischen Hagemann und Niklas Heidemann auf der linken Seite. Heidemanns Flachpass in den Strafraum ließ Semir Saric leider nur ein Schüsschen folgen, traf den Ball nicht richtig.  Jetzt war es das Spitzenspiel, das alle erwartet hatten. Überragend beim WSV wieder einmal Kevin Pytlik, der mit seiner Entschlossenheit mehrfach brenzlige Situationen entschärfte. Ohne Torwart Patzler hätte es allerdings nach 73 Minuten 1:3 aus WSV-Sicht gestanden. Sensationell, wie er einen Kopfball von Plechaty aus dem Winkel fischte. Nach einem Freistoß von Pires, bei dem Gegenüber Daviari wenig Mühe hatte, hatte Essen erneut die Chance zum 3:1. Nach Konter über den eingewechselten Marius Kleinsorge konnten Philipp Hanke und Patzler den Ball mit vereinten Kräften noch auf der Torlinie aufhalten. Bester WSV-Stürmer war allerdings Kevin Hagemann, der Essen über die linke Seite immer wieder mit seinen Tempodribblings vor Probleme stellte. Fünf Minuten vor dem Ende holte er 20 Metern vor dem Tor einen Freistoß heraus. Diesmal schoss Saric, Davari holte den Ball aber sicher aus dem Eck.

Björn Mehnert brachte mit Phillip Aboagye für Kapitän Backszat einen weiteren Stürmer. Dem WSV lief aber nun die Zeit weg. Vier Minuten gab es oben drauf. Doch der Kopfball des eingewechselten Roman Prokoph strich knapp am Pfosten vorbei. Eine Flanke von Rama, die im Fünfmeterraum von zwei WSV-Spielern knapp verpasst wurde – es gab sie noch die Chancen zum Ausgleich, der insgesamt nicht unverdient gewesen wäre. Doch am Ende jubelten die 750 Essener Zuschauer, die ihr Team toll unterstützt hatten erleichtert.

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