Fußball WSV sieht einzige Chance zum Überleben in der Regionalliga

Wuppertal · Der Wuppertaler SV sieht seine wirtschaftliche und sportliche Zukunft trotz großer finanzieller Engpässe in der viertklassigen Fußball-Regionalliga.

 Ulrich Zerrath, Christian Vorbau und Thomas Richter (v.l.) stellten die Pläne des WSV vor.

Ulrich Zerrath, Christian Vorbau und Thomas Richter (v.l.) stellten die Pläne des WSV vor.

Foto: WZ/Otto Krschak

Am 1. September soll das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet werden. Ob das Insolvenzverfahren in Eigenregie ablaufen kann, steht noch nicht endgültig fest. Aktuell müssen alle Transaktionen des Vereins, auch die Vertragsverlängerungen mit einer Reihe von Spielern, von einem vom Amtsgericht eingesetzten Sachverwalter abgesegnet werden.

In einer Pressekonferenz beschrieben Sportvorstand Thomas Richter, Verwaltungsratsvorsitzender Christian Vorbau und Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath die aktuelle Situation. Finanzvorstand Melanie Drees musste ihre Teilnahme wegen einer Erkrankung absagen. „Der jetzige Schritt war notwendig und ist unumgänglich. Das Ziel ist, den WSV wieder konkurrenz- und zukunftsfähig zu machen. Es besteht Einigkeit in allen Gremien, dass wir leistungsorientierten Fußball mit einer Perspektive wollen. Ein Rückzug in die Oberliga, für den sich der TuS Haltern, entschieden hat, ist für uns keine Alternative“, sagte Thomas Richter. Der WSV müsse für die 4. Liga Lösungen finden. Mit der finanziellen Hilfe von Ex-WSV-Präsident Friedhelm Ruge für die kommenden beiden Jahre sei es aber nicht getan. „Friedhelm Runge soll, kann und will es nicht alleine schaffen. Der WSV braucht Unterstützung von Sponsoren und Freunden des Vereins, die mitmachen wollen. Wir sind auf Hilfe angewiesen, damit der WSV eine Zukunft hat“, sagte Richter.

Ulrich Zerrath soll den WSV durch das Insolvenzverfahren leiten, wenn es in Eigenverwaltung geführt werden darf. Die Verbindlichkeiten bezifferte er auf eine knapp siebenstellige Summe. Entscheidend für die Zukunft des WSV wird sein, ob unter den Gläubigern eine qualifizierte Mehrheit (bemisst sich nach der Höhe der Einzelforderungen) dem Insolvenzplan zustimmt. Mit einem solchen Abstimmungstermin ist erst Ende des Jahres zu rechnen. Kommt es zu keiner Einigung, wäre die Insolvenz gescheitert und damit auch der Wuppertaler SV.

Trotz der wirtschaftlich immer noch äußerst angespannten Situation ist der WSV auf einem guten Weg, eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. „Wir wollen alle Positionen doppelt besetzen, auch indem wir drei Jugendspieler nach oben ziehen“, sagte Thomas Richter.

WSV-Trainer Alexander Voigt versprühte Optimismus: „Ich bin froh, hier zu sitzen. Dass wir das Grundgerüst des Kaders erhalten haben, macht mich zuversichtlich, denn ich habe mit dieser Mannschaft sehr gerne zusammengearbeitet. Die Situation bei meiner ersten Tätigkeit hier war natürlich insgesamt eine andere, es gab wenig Unterstützung aus dem Umfeld. Ich bin froh, dass wir jetzt einen Weg gefunden haben, den wir alle gemeinsam gehen wollen.“ Mit Leistungsträgern der vergangenen Saison wie Tjorben Uphoff, Marwin Studtrucker und Gianluca Marzullo sei man in guten Gesprächen, so Thomas Richter. „Ich bin optimistisch, dass wir bis zum Trainingsbeginn am Freitag noch die ein oder andere Unterschrift bekommen.“

Der WSV will die Saison 2020/2021 mit einem Etat von 1 bis 1,5 Millionen Euro bestreiten. Um solche Dimensionen zu erreichen, müssten aber dringend weitere Sponsoren gefunden werden - einer oder mehrere Trikotsponsoren werden noch gesucht. Völlig offen ist, mit welchem Zuschauerschnitt kalkuliert werden kann. Die Corona-Pandemie habe die schwierige Lage des WSV zugespitzt. Das letzte Heimspiel im Stadion am Zoo fand vor sechs Monaten statt. Seitdem gab es keinen Euro mehr an Zuschauereinnahmen. Coronabedingt führt daher eine Insolvenz nicht automatisch zu Punktabzügen.

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