WSV: Aus dem Ordnungsdienst-Streit wird ein Hauen und Stechen

Angriffe gegen Präsident Friedhelm Runge - aber auch gegen Cheftrainer Hans-Günter Bruns.

Wuppertal. Sportlich sorgte der Wuppertaler SV zuletzt für positive Schlagzeilen, auch wenn der Meisterschaftszug längst abgefahren ist. Nun droht der Ärger um den internen Ordnungsdienst, die positive Grundstimmung zu überlagern. Nach den Rücktritten von Leiter Udo Böll, Sicherheitschef David Sopp und Veranstaltungsleiter Horst Runge fliegen die Giftpfeile.

David Sopp wirft, wie berichtet, Präsident Friedhelm Runge einen zu laxen Umgang mit dem Thema Stadionverbote vor, was seine Bemühungen torpediere. Udo Böll sattelt in einer Presseerklärung persönliche Anschuldigungen drauf. So habe Runge Mitarbeiter beleidigt. Außerdem habe Runges Sohn, der auf der WSV-Geschäftsstelle mitarbeitet und Mitglied der Ultra-Fan-Gruppierung ist, Böll angekündigt, dass er gute Chancen sehe, dass sich sein Vater für die Rücknahme von vier, nach dem Spiel des WSV gegen Köln II erteilten Stadionverboten starkmache. Und: Laut Böll habe er den Präsidenten-Sohn vor Jahren beim Schmuggeln von verbotener Pyrotechnik im Wagen seines Vaters ins Stadion erwischt. Der Filius soll zudem die Stadionwand beschmiert haben.

Auch Runges Zwillingsbruder Horst schießt quer. In einer Presseerklärung begründet seinen Rücktritt als Manager der U 21 mit dem zerrütteten Verhältnis zu Cheftrainer Hans-Günter Bruns, dem er „Unaufrichtigkeit“ vorwirft. Horst Runge spricht zudem von „privaten undurchsichtigen wirtschaftlichen Verhältnissen“ bei Bruns.

Bruns kündigte gestern gegenüber der WZ gerichtliche Schritte an, verwies ansonsten auf die Stellungnahme des WSV. Der Verein weist darin alle Anschuldigungen zurück und betont, wie sehr man die Arbeit des Trainers schätze.

Und das Thema Fans? „Ich habe nie gesagt, dass ich gegen Stadionverbote bin, im Gegenteil, gewaltbereite Fans haben bei uns nichts zu suchen“, sagte Friedhelm Runge der WZ. Er habe lediglich in Zusammenhang mit den Vorkommnissen beim Spiel in Essen, nach dem Stadionverbote gegen 19 WSV-Anhänger verhängt worden waren, auf eine lückenlose Aufklärung gedrängt, um eventuelle Pauschalverurteilungen zu vermeiden. Runge: „Wir haben RWE um Videomaterial gebeten, was dann aber nicht gekommen ist. Dabei hatte sich der Präsident noch bei mir für das Verhalten eines Fans und einiger Ordner entschuldigt.“

Dass von Böll nun öffentliche Vorwürfe gegen seinen Sohn laut würden, sei ebenfalls unsachlich. „Dass er mal Pyrotechnik in meinem Auto ins Stadion geschmuggelt hat, ist sieben Jahre her, dass er ansonsten in der Ultra-Szene engagiert ist, kann man ihm nicht vorwerfen. Er weiß genau, dass er keine Straftaten begehen darf. Da stehe ich genauso auf Seiten der Polizei, als wenn er nicht mein Sohn wäre“, sagt Friedhelm Runge.

Auch sein Bruder Horst habe keine Sonderbehandlung zu erwarten: „Wenn er den Verein beschmutzt, hat er genauso mit meiner Missachtung zu rechnen, wie jeder andere.“ Auf drastische Weise unterstrichen wird das durch einen Passus in der offiziellen WSV-Erklärung: „(...) zumindest einer der Verfasser (sollte) mit dem Hinweis auf „private undurchsichtige wirtschaftliche Verhältnisse“ einer dritten Person aufgrund seiner eigenen Biographie vorsichtig umgehen (...)“.

Lothar Stücker, 2. Vorsitzender, des WSV, stellt sich hinter den Präsidenten, dementiert, dass er beim Thema Stadionverbote Böll gegenüber eine andere Meinung vertreten haben soll. „Wir haben nur immer klar gesagt, wir brauchen ein neues Sicherheitskonzept, das flexibel auf die Verhältnisse in der 4. Liga abgestellt ist. „Vielleicht haben die Herren ja ihre Aktien schwinden sehen.“

Hintergrund: Bei zum Teil nur 900 Zuschauern (gestern waren es gar nur 698) mache es keinen Sinn, alle Eingänge des Stadions zu öffnen und 80, 90 Ordnungskräfte einzusetzen. „Da schmelzen die Einnahmen wie Schnee an der Sonne. Natürlich engagieren wir gerne mehr Ordner, wenn wieder ein größerer Besuch zu erwarten ist. Darauf arbeiten wir ja hin.“ Gespräche mit der Polizei habe man bereits länger anberaumt. Am Donnerstag solle ein erstes stattfinden.

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