Initiative WSV 2.0: „Insolvenz der einzige Weg“

Die Gruppe verweist auf eine große Schar von Unterstützern und will die „Stunde Null“.

Wuppertal. Bei der „Initiative WSV 2.0“, die für den freiwilligen Rückzug des WSV in die Oberliga eintritt, rechnet man fest damit, dass die Fraktion um Friedhelm Runge in der Mitgliederversammlung am Freitag in der Uni-Halle mit neuen Namen und eventuell auch Millionen auftreten wird.

„Man muss allerdings fragen, warum man den Kader dann im Winter so geschwächt hat, dass er in Gefahr ist, abzusteigen, und ob das alles nun über neue Darlehen finanziert wird“, sagt Achim Weber, den die Initiative als Sportvorstand aufstellen will. Sportlich habe der WSV noch nie so tief gestanden wie jetzt.

Wie man in der vierten Liga noch Schulden abbauen wolle, wo selbst Bochum und Duisburg in der Zweiten Liga mit viel besseren Vermarktungsmöglichkeiten ins Schlingern gerieten, bliebe ebenfalls unbeantwortet.

Dass die Darlehen, die Runge gegeben habe, Verbindlichkeiten seien, daran lässt Lothar Stücker, ehemaliger WSV-Finanzvorstand und nun bei der „Initiative WSV 2.0“ wieder als Finanzvorstand vorgesehen, keinen Zweifel. „Daran ändern auch die Rangrücktritte nichts, sie verschieben nur die Fälligkeit. Deshalb ist aus unserer Sicht eine Insolvenz der einzige Weg, hier auch eine steuerlich saubere Lösung zu finden“, so Stücker.

Die Gefahr, dass der Verein insgesamt zerschlagen werden könnte, falls ein Insolvenzverwalter zu wenig Masse sieht, sieht die Initiative nicht. Selbst wenn bei den Gläubigern die Verwaltungsberufsgenossenschaft und der Vermarkter Banf (nach WZ-Informationen hat der WSV dem gerade vor Gericht geschlossenen Vergleich zur Zahlung von 300 000 Euro bei Auflösung des Vertrags nicht zugestimmt) noch mit im Boot sitzen.

„Wir lassen uns ständig von Experten beraten. Wichtig ist, dass wir für die Zukunft eine ordentliche Finanzierung aufstellen und den Gläubigern etwas anbieten können“, sagt Initiative-Sprecher Jörg Wolff, der am Freitag für den Verwaltungsrat kandidieren will. „Friedhelm Runge muss einem Insolvenzplan auch gar nicht zustimmen, er darf nur nicht widersprechen, sonst würde der Verein zerschlagen. Aber ich glaube nicht, dass er Interesse daran hat, schließlich hat er den WSV über 20 Jahre lang unterstützt“, sagt Stücker.

Er selbst habe sich von Runge vor 18 Monaten für die Vorstandsarbeit mit ins Boot holen lassen, dann aber gemerkt, dass er seine Vorstellungen von einer transparenten Vereinsführung nicht habe durchsetzen können. „Am liebsten wäre ich schon nach der Jahreshauptversammlung zurückgetreten, aber dann wäre der Vorstand damals nicht mehr handlungsfähig gewesen“, sagt Stücker.

Als Friedhelm Runge im Januar selbst zurücktrat, habe er es dann auch getan. Mit dem jetzigen 2.0-Team, in dem alle Kompetenzfelder mit fachlich geeigneten Personen besetzt seien, sei er nun überzeugt, seine Ziele umsetzen zu können. So solle es unter der Regie von 2.0 laufende schriftliche Geschäftsberichte geben.

Sportlich geht es nicht tiefer als Oberliga, so Stücker, selbst wenn der WSV in dieser Saison doch noch absteigen sollte. Das sei nun klar. Bei einem Insolvenzantrag bis zum 30. Juni gelte der WSV noch in dieser Saison als erster Absteiger, könne mit der Ersten in der kommenden Saison in der Oberliga antreten und mit der Zweiten in der Landesliga. Bei einem Insolvenzantrag nach dem 30. Juni würde der WSV in der neuen Saison als Absteiger feststehen, könnte aber durch die Zweite weiter Oberliga spielen.

Auf diese Mannschaft und die starke Jugend setzt Achim Weber auch beim sportlichen Neuaufbau. „Wir wollen im zweiten Jahr in der Oberliga ganz oben mitspielen. Fakt ist aber, dass die Zweite jetzt schon im oberen Drittel mitspielt, wir also eine gute Basis haben.“

Personalgespräche könne man zwar noch nicht führen, „aber wir sind vorbereitet“, sagt Jörg Wolff. So würden Thomas Richter, Achim Weber, Christian Maly und Markus Bayertz schon seit Wochen für den WSV Spiele und Spieler beobachten. Weber: „Wenn Spieler von sich aus auf uns zukommen, geben wir natürlich auch Auskunft.“

Sollten am Freitag mindestens neun Kandidaten der Initiative auf der Mitgliederversammlung gewählt werden, habe man einen engen Zeitplan, um möglichst schnell auch den Vorstand zu wählen und alle Schritte in die Wege zu leiten. „Für den Fall haben sich viele von uns die nächste Woche freigehalten, um sich ganz um den WSV kümmern zu können. Als Erstes werden wir natürlich die aktuellen Zahlen anfordern“, sagt Stücker. Werde man nicht gewählt, werde man das aber genauso demokratisch hinnehmen.

Die Resonanz, die die „Initiative WSV 2.0“ von Unternehmern erhalte, ist nach Angaben der Gruppe groß. „Wir sind mehrfach von Unternehmern angesprochen worden, die sagen, sie wären bereit mitzumachen, wenn die „Stunde Null“ da ist“, sagt Jörg Wollf. Rund 150 Absichtserklärungen für den Kauf von „Retterdauerkarten“ gebe es bereits. Die bei der Vorstellung von 2.0 vor vier Wochen noch dargestellte Finanzlücke im 800 000-Euro-Etat von 280 000 Euro werde immer kleiner.

Auf der Verwaltungsratssitzung des WSV sollte gestern Abend auch darüber gesprochen werden, mit welchem Team der aktuelle Vorstand Klaus Mathies bei der Mitgliederversammlung mit Unterstützung von Friedhelm Runge als Hautsponsor für das Ziel Regionalliga antritt.

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