Fußball Fans putzen für die Rettung des Wuppertaler SV auch Treppen

Wuppertal · Die Crowdfunding-Aktion des WSV steht kurz vor dem Ziel 100 000 Euro. Pröpper-Poster binnen weniger Stunden vergriffen.

 Im Fanshop ist dieser Tage einiges los: Fan Franz-Wilhelm Schüssler (l.) ließ sich von Ekkehard Koch zu den besten Fanartikeln beraten. Am Nachmittag halfen dann auch Spieler im Laden aus.

Im Fanshop ist dieser Tage einiges los: Fan Franz-Wilhelm Schüssler (l.) ließ sich von Ekkehard Koch zu den besten Fanartikeln beraten. Am Nachmittag halfen dann auch Spieler im Laden aus.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Hilfsbereitsschaft, die der Wuppertaler SV angesichts seiner akuten Notlage von vielen Seiten erfährt, ist überwältigend. Dass allein die Crowdfunding-Aktion im Verlauf des Dienstags die 80 000-Euro-Marke nahm und damit die bis zum Fristende am Samstag um 20 Uhr angepeilten 100 000 Euro in Sicht hat, wurde durch zwei besondere Faktoren begünstigt. Neben den vielen Prämienaktionen im Rahmen der Aktion schlug die mit WSV-Idol Günter Pröpper wie ein Blitz ein. Binnen kurzer Zeit waren 48 von ihm signierte Poster, die ihn 1973 als Torschützenkönig mit drei Beinen zeigen, zum Preis von 25 Euro vergriffen. Nur Stunden zuvor hatte er sie im Fanshop unterschrieben – genau wie 25 Retro-Bälle zum Preis von 50 Euro. Der „Meister“ selbst hält sich mit Kommentaren zur Lage zurück, dokumentiert aber durch diese Aktion, dass er dem Verein weiter verbunden ist.

Als zweiten Faktor hat Sebastian Schorre vom WSV-Medienteam die Rettung der SG Wattenscheid ausgemacht, die am Montag bundesweit durch die Medien ging. Meist wurde dabei noch miterwähnt, dass mit dem WSV ein weiterer Traditionsverein auf eine solche Notaktion zurückgreift – und offenbar nahmen das viele Fußballfreunde über Wuppertal hinaus auf. Die Zahl der Unterstützer ist mit einem Schlag um fast 300 gestiegen.

So ist man beim WSV optimistisch, dass bis Samstag auch der Gesamtfehlbetrag (inklusive Kadereinsparungen) von 260 000 Euro für diese Saison zusammenkommt. Was das für die Konzeption für die Zukunft und auch die personelle Aufstellung in den Führungsgremien heißt, das haben Vorstand und Verwaltungsrat für die Zeit nach der Rettung zurückgestellt. Von Fans wird es aber heiß diskutiert, wie auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des WSV-Fanshops in der Rathaus-Galerie (dort gibt es nur eine vom Verein bezahlte 450-Euro-Kraft) am Wochenende hautnah miterlebten. „Die Leute standen bis vor die Tür, wollten Trikots, Schals und oder von Fans gestiftete WSV-Raritäten kaufen, und haben auch fleißig geredet. Man wusste gar nicht mehr, wer Kunde ist und wer nur diskutieren wollte“, berichtet Thomas Groß, einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Shop. Allein 200 Trikots zum Preis von 45 Euro wurden dort verkauft, seit die Notlage des WSV öffentlich wurde. „Alles frisches Geld, denn der WSV hat die Trikots ja vorher vom Hersteller gekauft“, sagt Stefan Schey, Leiter des Fanshops und spricht vom besten Januar seit der Einrichtung des Shops von drei Jahren. Auch Retro-Trikots oder ein zum Weihnachtsgeschäft aufgelegtes WSV-Monopoly mit der Horst-Szymaniak-Allee, der Günter-Pröpper- und der Gaetano-Manno-Straße gehen gut.

Als besonders findig hat sich übrigens die Faninitiative „Aktive Gegengerade erwiesen“. Neben einem für Freitag organisierten Benefizkonzert in der Alten Schlosserei (siehe Kasten) hat sie für ausgefallene Prämien im Crowdfounding-Pool gesorgt: Dort finden sich neben einem Strickkurs für WSV-Schals die Angebote für Einkaufshilfe, Zimmerrenovierung oder Treppe-Putzen.

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