Wuppertaler SV Fanbündnis will starke Stimme im WSV sein

Wuppertal · Das neue Verwaltungsrats-Sextett aus der Fanszene meldet sich mit einer umfangreichen Erklärung zu Wort und will auch künftig mitgestalten.

 Total uninformiert über die Vereinspolitik wollen die Fans nicht mehr sein, sondern mit Vertretern eines WSV Fanbündnisses aktiv mitgestalten und kontrollieren. Dieses Foto entstand beim Auswärtsspiel in Dortmund.

Total uninformiert über die Vereinspolitik wollen die Fans nicht mehr sein, sondern mit Vertretern eines WSV Fanbündnisses aktiv mitgestalten und kontrollieren. Dieses Foto entstand beim Auswärtsspiel in Dortmund.

Foto: imago/Thomas Bielefeld/Thomas Bielefeld

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben sich die sechs aktuell aus der Fanszene des WSV rekrutierten Interims-Verwaltungsratsmitglieder (Aktive Gegengerade und Horst-Szymaniak-Tribüne) dazu bekannt, dass sie auch am 8. April bei der Mitgliederwahl für einen künftigen Sitz im Verwaltungsrat gemeinsam antreten wollen, um den Fans und den Mitgliedern eine starke Stimme in diesem Gremium zu geben. Als Fanbündnis bezeichnet sich das Sextett Sebastian Böttner (geb. 1976, Sozialarbeiter und Standortleitung), Daniel André Hillen (geb. 1985, Studienrat Deutsch/Sport), Dennis Jung (geb. 1992,  Landschaftsgärtner), Sven Lesser (geb. 1988, Verkaufsleiter), Roger Okos (geb. 1995,  Student), Mark Poschitzki (geb. 1973,  Dipl. Sozialpädagoge, Schulsozialarbeiter, Tischler) und Lutz Strack (geb. 1962,  Key-Account-Manager).

Hier ihre Erklärung im Wortlauf:

Wer wir sind

Wir bilden ein Bündnis aus Mitgliedern und Fans der Gegengerade Wuppertal und der Horst-Szymaniak-Tribüne, welches bisher einmalig für den Wuppertaler SV ist. Wir verstehen uns dabei als Vertreter der auf den jeweiligen Tribünen ansässigen Fangruppierungen, haben zugleich jedoch auch den Anspruch, für alle Mitglieder, für Angehörige aller Abteilungen und Fans Anlaufstelle und Sprachrohr zu sein. Die Planungen für diesen Zusammenschluss laufen seit mehreren Monaten und sind von langer Hand geplant. Unser ursprüngliches Ziel war eine Kandidatur des Fanbündnis WSV zur Jahreshauptversammlung am 08.04.2019. Wir haben im Rahmen dieser Vorbereitungen unzählige Gespräche mit ehemals Handelnden und noch für den Verein aktiven Personen geführt und eine Vielzahl von Informationen und Vereinsinhalten gesammelt. Zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit des Vereins traten wir sehr kurzfristig am 28.02.2019 dem Verwaltungsrat bei und beteiligen uns seitdem bis zur ordentlichen Jahreshauptversammlung aktiv an der wieder einmal notwendigen Rettung unseres Vereines.

Die Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte (Mäzenatentum, Planinsolvenz, unrealistische Pläne und aktuelle Neuverschuldung) haben uns dazu bewogen, eine Gruppe von Fans und Mitgliedern zusammenzustellen, welche mit gemeinsamen Grundwerten als Fanbündnis WSV bei der Wahl zum neuen Verwaltungsrat am 08.04.2019 antritt und zudem Ressourcen, Kenntnisse und Fertigkeiten mitbringt, welche dem Verein langfristig von Nutzen sein werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass es an der Zeit und für den Vereins absolut notwendig ist, basisorientierte Menschen in einem der höchsten Gremien des Wuppertaler Sportvereins zu haben und somit den Mitgliedern und Fans eine starke Stimme im Alltagsgeschäft des Vereins zu geben, sowie den Auftrag eines Kontrollgremiums verantwortungsvoll im Sinne der Mitglieder des Vereins auszuüben. Es ist uns dabei sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir zwar in der Fanszene unsere Wurzeln haben, jedoch mit einem möglichen Antritt des Amtes als Verwaltungsratsmitglieder ausschließlich dem Wuppertaler SV als Gesamtverein und dessen Satzung verpflichtet sein werden.

Unsere Ziele

Wir wollen einen Wuppertaler Sportverein e.V., der sympathisch, solide und ehrlich geführt wird und ebenso handelt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass genau diese Werte nicht an oberster Stelle standen und aus unterschiedlichsten Gründen der Verein mehrfach kurz vor der Auflösung stand.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass eine Ausrichtung des Vereins auf eine grundsolide Basis ein schwieriges Projekt werden wird und dass die sportlichen Ansprüche der Mitglieder in Teilen höherklassig liegen. Jedoch hat die Vergangenheit mehrfach deutlich gezeigt, dass gewünschte - aber unrealistische - Höhenflüge, Versprechungen und Einflussnahmen von Geldgebern oder Konzepte ohne wirkliche Inhalte, keine langfristige Wirkung entfalten und den gesamten Verein mit all seinen Abteilungen an den Rand des Ruins gebracht haben. Um diesen und eventuellen erneuten, vergleichbaren Bestrebungen einen Riegel vorzuschieben, werden wir bei einer Wahl zu Mitgliedern des Verwaltungsrates all unsere Kompetenz im Sinne dieses Gremium als Kontrollorgan einsetzen und uns kritisch zum Wohle des Vereins einbringen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass die Kernkompetenz des Verwaltungsrates im Verstehen der internen Abläufe, der Budgetplanung und in der Kontrolle der ausführenden Organe (Vorstand) liegt. Diese Kompetenzen haben wir in den letzten Wochen zur Rettung unseres insolvenzgefährdeten Vereins sehr erfolgreich eingebracht. Wirtschaftliche und politische Verbindungen von Verwaltungsratsmitgliedern sind unserer Ansicht nach keine notwendigen Voraussetzungen für eine gewissenhafte Arbeit im Verwaltungsrat. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, können daraus sogar Interessenkonflikte entstehen. Nichtsdestotrotz sind solche Kontakte für ein Erstarken des Vereins förderlich und notwendig. Wir freuen uns daher über jeden Menschen, welcher gute Beziehungen und Netzwerke zu Politik und Wirtschaft hat und sich z.B. auch im Rahmen des WSV-Marketingkreises oder WSV-Förderkreises einbringt und dem Verein auf diesem Wege hilft.

Wir setzen uns für einen gesunden und organisch wachsenden Sportverein ein, welcher in der Stadt verankert und in der Wirtschaft als solider Partner bekannt ist. Insofern sagen wir ganz deutlich, dass unserer Haltung ein hohes Maß an Geduld zugrunde liegt und die Bereitschaft erfordert, den Wuppertaler SV gegebenenfalls über einige Jahre hinweg zu begleiten und zu unterstützen, ohne den direkten sportlichen Erfolg anstreben und gewährleisten zu können. Aber nur so kann unser Verein wirklich gesunden und gestärkt aus den letzten Jahrzehnten hervorgehen!

Wir werden dafür eintreten, dass…

1) … ein ehrlicher Umgang mit Mitgliedern, Fans und Sponsoren die Grundlage jedes Handelns des Vereins bildet.

2) … die in der Vergangenheit geleistete Misswirtschaft gestoppt und der grundsätzliche Fokus der Finanzkalkulation auf der Tilgung der vorhandenen Darlehen und Krediten liegen wird. Wir lehnen eine weitere Neuverschuldung ab. Es dürfen nur die Gelder ausgegeben werden, welche vorhanden sind. Der Erhalt des Vereins hat oberste Priorität.

3) … die der jetzigen finanziellen Situation zugrundeliegenden Handlungen ehemaliger Vereinsfunktionäre konsequent und nachvollziehbar aufgearbeitet werden, um ggf. rechtliche Schritte nachfolgend einzuleiten. Zudem sehen wir uns in der Pflicht, als Teil des wichtigsten Vereinsgremiums die entsprechende Kontrollfunktion vollumfänglich auszuüben.

4) … die Außendarstellung des Vereins in Stadt und Umland deutlich verbessert wird. Dazu gilt es unserer Ansicht nach im ersten Schritt, unter anderem durch soziales Engagement und Kooperationen mit regionalen Einrichtungen, den Verein wieder positiv ins Gespräch der Bevölkerung zu bringen. Die Reaktionen auf die Crowdfunding-Aktion haben gezeigt, dass die grundsätzliche Bereitschaft dafür, im Wuppertaler Umfeld gegeben ist. Wir stehen für eine stärkere Verwurzelung des Vereins in der Stadt und Region.

5) … der Verein in seiner Breite und Facettenhaftigkeit als Gesamtverein in Erscheinung tritt. Ziel ist es, den Wuppertaler Sportverein als e.V. zu erhalten und alle Abteilungen als wichtigen Bestandteil des Vereins zu sehen.

6) … eine mögliche Ausgliederung der ersten Mannschaft im Bereich Fußball in eine Kapitalgesellschaft ohne tiefgreifende Situations- und Folgeanalyse nicht unterstützt und ggf. in Gänze abgelehnt wird.

7) … ein Stadionbesuch und das gesamte Stadionerlebnis fair und bezahlbar sind.

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