Historische Gelegenheit WM-Überraschungsteams wittern Final-Chance

Moskau (dpa) - Spanien, Argentinien und Weltmeister Deutschland raus, Uruguay und Frankreich in der anderen Turnierhälfte: Der Weg ins WM-Finale für mindestens ein Überraschungsteam ist frei.

England will endlich seinen K.o.-Runden-Fluch besiegen, Kroatien den Coup von 1998 noch toppen und Gastgeber Russland den Heimvorteil nutzen. Aber auch Schweden, die Schweiz und Kolumbien wittern bei dieser WM die ganz große Chance auf historische Fußball-Erfolge. Eine dieser sechs Mannschaften schafft es ins WM-Finale:

RUSSLAND: Für die Sbornaja ist es die vierte WM-Teilnahme, bei der Heim-WM kam die Mannschaft zum allerersten Mal über die Vorrunde hinaus. Schon das Viertelfinale ist ein Riesen-Erfolg, doch die eigenen Fans sollen Russland weiter durchs Turnier tragen. Sechsmal nutzte ein WM-Gastgeber den Heim-Faktor bislang für den Titelgewinn, oft gelangen dem Gastgeber außergewöhnliche Leistungen. So wurde Südkorea 2002 überraschend Vierter, Schweden schaffte es 1958 als Gastgeber bis ins Finale, wo das Team Brasilien 2:5 unterlag.

KROATIEN: Bei den vergangenen Turnieren schickten die Kroaten stets eine hochtalentierte Mannschaft ins Rennen, die als Geheimfavorit galt - und dann doch spätestens in der ersten K.o-Runde scheiterte. Der knappe Achtelfinal-Erfolg gegen Dänemark lässt die Kroaten nun vom ersten großen Coup seit 1998 träumen, als Davor Suker und Co. WM-Dritter wurden. Zumindest auf dem Papier haben die Kroaten mit den Stars Luka Modric und Ivan Rakitic sowie den Stürmern Ante Rebic und Mario Mandzukic eines der stärksten Teams in dieser Turnierhälfte.

SCHWEDEN: Niederlande und Italien in der Qualifikation, Deutschland in der Gruppenphase - die Skandinavier ließen auf ihrem Weg ins WM-Achtelfinale eine Reihe großer Fußball-Nationen hinter sich. Da scheint der Achtelfinal-Gegner Schweiz eine machbare Hürde. Die Schweden schafften es schon viermal in ein WM-Halbfinale, das letzte Mal allerdings 1994. Bei den Weltturnieren 2010 und 2014 war das Team nicht dabei. Nun setzt Schweden auf seinen Status als Außenseiter und seine mannschaftliche Geschlossenheit - die das eigentlich durchschnittlich besetzte Team noch weit tragen soll.

SCHWEIZ: Die jüngere Schweizer Turnier-Historie ist wahrlich keine Erfolgsgeschichte: Seit 1954 ging es nicht mehr über das Achtelfinale hinaus. Dabei haben die Eidgenossen mit ihren zahlreichen Profis aus der Bundesliga eigentlich eine starke Mannschaft zusammen. Deshalb träumen die Schweizer bereits davon, die Überraschungsmannschaft des Turniers zu werden. Das disziplinierte Auftreten und die individuell stark besetzte Mannschaft sprechen für Erfolge in der K.o.-Phase.

KOLUMBIEN: Trotz einer mittelmäßigen Vorrunde gelten die Cafeteros als einer der WM-Geheimfavoriten. Beim 3:0 gegen Polen deuteten sie ihr Potenzial an, gegen England muss aber eine Steigerung her. Das Viertelfinal-Aus 2014 gegen Gastgeber Brasilien war der bislang größte WM-Erfolg Kolumbiens - vorher kam die Mannschaft nie über das Achtelfinale hinaus. Sollte Bayern-Profi James Rodríguez rechtzeitig fit werden, hat Trainer José Pekermann mit dem Münchner, Falcao, Juan Cuadrado und Juan Quintero eine ganz starke Offensive zur Verfügung.

ENGLAND: Die Three Lions sind die einzige Mannschaft in dieser Turnierhälfte, die schon einmal Weltmeister war - auch wenn der Titel bereits 52 Jahre zurückliegt. Allerdings glänzten die Engländer in ihrer jüngeren Fußball-Geschichte eher durch peinliches Scheitern, der letzte Sieg in einem K.o.-Spiel gelang 2006. Doch dieses Mal ist die Euphorie grenzenlos, der Generation um Harry Kane soll Großes gelingen. Immerhin ist das junge Team unbelastet von den Blamagen der Vergangenheit und geht daher optimistisch in die K.o.-Phase.

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