Die Sbornaja Von Akinfejew bis Golowin: Russlands Typen und Talente

Moskau (dpa) - Sergej was? Igor wie? Die russischen Nationalspieler machen bei der Fußball-WM von sich reden - und lassen auch das internationale Publikum aufhorchen.

Die Sbornaja: Von Akinfejew bis Golowin: Russlands Typen und Talente
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Der Gastgeber hofft am Samstag (20.00 Uhr) im Viertelfinale von Sotschi gegen Kroatien auf einen weiteren Coup. Mittelfeldspieler Denis Tscheryschew spielt als einziger in einer europäischen Liga. Das könnte sich bald ändern, denn das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow hat echte Typen und Talente. Die Deutsche Presse-Agentur beschreibt die Wichtigsten:

IGOR AKINFEJEW: Der 32 Jahre alte Torwart von ZSKA Moskau ist seit dem Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Spanien, als er Schüsse von Koke und Iago Aspas parierte, ein Volksheld. Dabei waren wenige Nationalspieler in den vergangenen Jahren so kritisiert worden wie er. Seine Fehler führten zu Punktverlusten bei der WM 2014. Auch beim Confed Cup vor einem Jahr machte er bei entscheidenden Gegentoren eine unglückliche Figur. Vor drei Jahren wurde er während eines EM-Qualifikationsspiels gegen Montenegro von einem Feuerwerkskörper am Kopf getroffen und musste ins Krankenhaus. Dank seiner starken Leistung bei der WM wird der Kapitän der Sbornaja aber inzwischen mit der Torwartlegende Lew Jaschin verglichen. Der Moskauer Zoo hat im Sog der Euphorie einen vor Kurzem geschlüpften Steppenadler nach Akinfejew benannt.

SERGEJ IGNASCHEWITSCH: Der 38 Jahre alte Defensivakteur von ZSKA Moskau ist Rekord-Nationalspieler mit 126 Länderspielen. Gegen Spanien traf er zwar unglücklich ins eigene Tor und geht damit als ältester Eigentor-Schütze in die WM-Statistik ein - stand aber am Ende als einer der großen Gewinner da. Experten lästern, er sei der letzte Vorstopper alter Schule bei diesem Turnier. Am 14. Juli wird Ignaschewitsch 39 und könnte an diesem Tag seinen Geburtstag beim Spiel um Platz drei feiern - wenn die Sbornaja so weit kommt.

ALEXANDER GOLOWIN: Ein Tor und zwei Vorlagen beim 5:0 gegen Saudi-Arabien, damit spielte sich der laufstarke Mittelfeldakteur von ZSKA Moskau gleich zu WM-Beginn ins Rampenlicht. Der 22-Jährige gilt als großes Talent im russischen Fußball und soll von zahlreichen internationalen Vereinen wie Juventus Turin umworben sein. Marktwert inzwischen: etwa 25 Millionen Euro. Der Mann aus der sibirischen Kleinstadt Kaltan ist der Jüngste im Team des Gastgebers. Der russische Ex-Bundesligaspieler Sergej Kirjakow sagt über Golowin: „Ich gehe davon aus, dass er nach dem Turnier ein Angebot von einer wirklichen Top-Mannschaft bekommen wird.“

ARTJOM DSJUBA: Der 29 Jahre alte Angreifer, zuletzt von Zenit St. Petersburg an Arsenal Tula ausgeliehen, hatte sich vor Turnierbeginn mit einem flammenden Appell an die Nation gewandt: „Unterstützt uns! Wir sind keine Favoriten. Aber wir können einiges bewegen. Und wir wollen allen beweisen, dass wir Fußball spielen können.“ Zu den Journalisten sagte er noch: „Schreibt nicht so verdammt negativ.“ Die Schlagzeilen haben sich längst ins Positive gewandelt. Inzwischen ist auch Dsjubas militärischer Gruß nach Toren - drei sind es bisher bei der WM - überall bekannt.

ALEXEJ UND ANTON MIRANTSCHUK: Die 22 Jahre jungen Zwillinge vom Eisenbahnerclub und amtierenden russischen Meister Lokomotive Moskau trennen nur zehn Minuten bei der Geburt. Man kann sie bis heute kaum auseinanderhalten. „Aljoscha“ und „Antoschka“ werden sie meist genannt. „Als es darum ging, was wir außer der Schule noch machen sollten, wollte uns unsere Mutter Jelena zum Tanzen schicken. Wir haben ihr das ausgeredet“, erzählte Alexej. Die beiden Mittelfeldspieler müssen sich bei der WM noch hinten anstellen: Alexej spielte nur 60 Minuten, Anton noch gar nicht.

MÁRIO FERNANDES: Der 27 Jahre alte Verteidiger ist im brasilianischen São Caetano do Sul geboren und spielte einst bei Grêmio Porto Alegre. 2012 wechselte er für 12 Millionen Euro Ablöse zu ZSKA Moskau. Seit 2016 hat er die russische Staatsbürgerschaft, dabei träumte er einst von der Seleção. Russisch spricht er immer noch nicht, sein Trainer Stanislaw Tschertschessow sagt: „Mario ist wie ein Hund. Er versteht alles, was er tun soll, aber er kann nicht antworten.“

DENIS TSCHERYSCHEW: Drei Tore hat der 27 Jahre alte Mittelfeldmann vom FC Villarreal schon erzielt. Nach Spanien kam er mit fünf Jahren, weil sein Vater Dmitri, ebenfalls ein Nationalspieler, einen Vertrag bei Sporting Gijón erhalten hatte. Im Achtelfinale gegen Spanien saß er die erste Stunde auf der Bank, traf aber im Elfmeterschießen. Auf die Kritik nach dem 0:3 im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay hatte er äußerst unwirsch reagiert: „Wenn wir alles beachten würden, was irgendwelche Leute sagen, müssten wir mit dem Fußball aufhören.“

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