Spanien vor dem zweiten Spiel: Was nun, Weltmeister?

Titelverteidiger Spanien muss nach dem 1:5-Debakel gegen die Niederlande gegen Chile unbedingt gewinnen.

Spanien vor dem zweiten Spiel: Was nun, Weltmeister?
Foto: dpa

Curitiba. Die medialen Begleiter des Titelverteidigers Spanien sind es zwar aus den vergangenen Turnieren gewohnt, dass ihr Verband keine lebendigen Orte als Herberge bucht, aber wo das „CT do Caju“ genannte Trainingszentrum des Erstligisten Atlético Paranaense gelegen ist, könnten böse Zungen sogar Sehnsüchte nach einer frühen Abreise ableiten.

Touristen werden in diese Peripherie der einst preisgekrönten Umwelthauptstadt eher nicht geführt, und das hat seinen guten Grund: Herumstreunende Hunde, zerfallene VW-Busse und beschmierte Fassaden deuten darauf hin, hier als Europäer lieber keinen Abendspaziergang zu unternehmen.

Die spanische Star-Armada hat bislang kein schlechtes Wort über das Camp verloren, was vielleicht daran liegt, dass man die Umgebung bislang nur durch die Glasscheiben des Mannschaftsbusses erkundet hat. Und für das Wichtigste einer Fußball-Mannschaft ist ja gesorgt: Im bewachten Bereich erstrecken sich auf insgesamt 220 000 Quadratmetern acht Rasenplätzen mitsamt Hotelkomplex. Und seit Montag sind die spanischen Kicker ohnehin schon in Rio de Janeiro.

Denn dort steigt am Mittwoch für den Weltmeister gegen Chile das wegweisende zweite Gruppenspiel. Schmuckloser Abschied oder spektakuläre Wiederauferstehung? Nur mit einem Sieg umgeht eine gekrönte Generation sicher dem K.o. in der Vorrunde.

Der Ernst der Lage ist allerorten erkannt. Immer wieder fielen nun bei den Medienterminen die Schlüsselwörter: „Finale“ und „Maracanã“. Typisch das gerne wiederholte Mantra: „Es ist ein Finale, und wir müssen gewinnen.“ Bei den Worten klingt Zuversicht durch.

Nur muss es gerade dieser unbequeme Widerpart aus Südamerika sein, der mit dem beim FC Barcelona angestellten Alexis Sanchez jederzeit zum Spaßverderber taugt? Klubkollege Pedro hat darauf so geantwortet: „Alexis ist der Fixstern der Chilenen, aber wir werden nicht noch einmal scheitern.“

Als sicher gilt, dass der selbstbewusste Flügelspieler für David Silva auflaufen wird. Und vielleicht rauscht Stürmer Diego Costa für die Startelf auch durchs Rüttelsieb. Aber mehr Revolution kündigt sich beim in Personalfragen konservativen Nationaltrainer Vincente del Bosque („Wir haben die Reife, um zu bestehen“) nicht an. Von fundamentalen Änderungen mag niemand etwas wissen.

Und hat die „Selección“ nicht vor vier Jahren in Südafrika ähnliches durchgemacht? Anfangspleite in Durban gegen die Schweiz, dann nahmen die Iberer hernach alle auf die Hörner. Im entscheidenden Gruppenspiel übrigens Chile (2:1), um sich dann ohne Gegentor durchzukombinieren.

Und jetzt sind es doch beinahe genau dieselben Spieler. Noch werden die drängenden Fragen nach einem Generationswechsel verdrängt. „Wahnsinn“, rufen Haudegen wie Sergio Ramos, seien diese Debatten. Gemeinsam soll der Gegenschlag gelingen. Deshalb hat bereits am Sonntag auf den Terrassen der angemieteten Anlage ein Barbecue stattgefunden. Der spanische Verband verbreitete die Bilder via Twitter, auf denen Fernando Torres und Kollegen sich mit typischen brasilianischen Fleischspeisen stärkten. In Spanien hoffen sie, dass es kein vorgezogenes Abschiedsessen war.

“ Spanien gegen Chile, Mittwoch, 21 Uhr/ARD

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