„Wir gegen die Welt“ Schweden und Schweiz setzen auf Zusammenhalt im Team

St. Petersburg (dpa) - „#ZSMMN“ - das Motto der bei der WM in Russland krachend gescheiterten DFB-Elf hat längst das Zeug dazu, zum Unwort des Jahres gekürt zu werden.

„Wir gegen die Welt“: Schweden und Schweiz setzen auf Zusammenhalt im Team
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Dabei ist Zusammenhalt, was mit dem Hashtag zum Ausdruck gebracht werden soll, eine jener Tugenden, die bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft eine Renaissance erlebt. Und kaum jemand verkörpert das in Russland so sehr wie die beiden Teams aus Schweden und der Schweiz, die am Dienstag (16.00 Uhr MESZ) in St. Petersburg um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen.

„Wir gegen die Welt!“, so brachte es der Neu-Gladbacher Michael Lang für die Schweiz auf den Punkt. Die Eidgenossen haben eine turbulente Vorrunde hinter sich. Nach dem 1:1 gegen Brasilien wurden sie für ihre harte Gangart kritisiert. Nach dem 2:1 gegen Serbien sprach die ganze Fußball-Welt nur über den Adler-Jubel von Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner, in dem die FIFA eine politische Geste sah, weshalb das Trio zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

Die Schweizer Nati am Pranger - doch dem Team von Trainer Vladimir Petkovic kann das nichts anhaben. „Wir sind durch die Geschehnisse noch enger zusammengerückt“, sagte Torwart Yann Sommer. „Wenn etwas passiert, wenn einer von uns attackiert wird, dann stärkt das die Gruppe. Wir lassen keinen alleine und lassen nicht zu, dass ein Einzelner den Leuten zum Fraß vorgeworfen wird“, sagte Lang. „Wir sind wie eine Familie“, sagte Gladbachs Stürmer Josip Drmic.

Mit diesem großen Zusammenhalt wollen es die Schweizer nun erstmals seit der Heim-WM vor 64 Jahren ins Viertelfinale schaffen. Dass zuletzt bei der EM in Frankreich und der WM in Brasilien jeweils in der ersten K.o.-Runde Schluss war, soll keine Rolle spielen. „Wir haben keinen Achtelfinal-Fluch“, sagte Sommer.

Doch die Aufgabe gegen Schweden wird nicht einfach. Die Skandinavier hatten ihre Krise nach dem Deutschland-Spiel. Offensivspieler Jimmy Durmaz foulte in der Nachspielzeit Timo Werner und verursachte so den Freistoß, den Toni Kroos zum 2:1 verwandelte. Daraufhin wurde der türkischstämmige Mittelfeldspieler in sozialen Netzwerken massiv beleidigt und bedroht.

Wie reagiert man auf so ein Szenario? Mit Einheit. Vor dem ersten Training nach der Niederlage gegen den Weltmeister versammelte sich die Mannschaft geschlossen hinter Durmaz und rief geschlossen: „Fuck Racism“ („Scheiß Rassismus“).

„Es hat sich richtig angefühlt, es hat sich gut angefühlt und es hat sich stark angefühlt“, sagte der frühere Hamburger Stürmer Marcus Berg zu dem starken Zeichen. „Wir alle sind verschieden, wir denken aber alle gleich über Werte. Wir stehen füreinander ein.“

Schweden hat jetzt schon bewiesen, dass das Ganze weit mehr als die Summe seiner Teile sein kann. Auch weil Superstar Zlatan Ibrahimovic nicht mehr dabei ist? „Wir haben einen der besten Spieler der Welt verloren. Aber wir sind als Team zusammengewachsen“, sagte Kapitän Andreas Granqvist dazu. „Wir träumen von etwas ganz Großem“, sagte der Leipziger Emil Forsberg, der mit Schweden erstmals seit 24 Jahren wieder das WM-Viertelfinale erreichen will. „Wir sind mental gut vorbereitet und dann sehen wir, wie weit uns das trägt.“

Mittelfeldspieler Sebastian Larsson wird den ersehnten nächsten Schritt wegen einer Gelbsperre aus dem 3:0 gegen Mexiko nicht mitmachen können. Für ihn dürfte Nationaltrainer Janne Andersson den offensiveren Oscar Hiljemark oder defensiveren Gustav Svensson einsetzen. Das Duell mit der Schweiz werde ein „schwieriges Spiel, die waren jetzt zwei Jahre lang echt stabil“, sagte Linksverteidiger Ludwig Augustinsson von Werder Bremen. „Wenn wir spielen wie gegen Mexiko, mit 100 Prozent, dann werden wir es schaffen.“ Mit großem Zusammenhalt ins Viertelfinale - dieses Motto gilt am Dienstag für beide Teams.

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